594 ſchieht. ſein — und, wie geſagt, ich appelliere an die Ver⸗ nunft der Antragſteller ſelbſt —, daß die Mittelchen, die wir heute anwenden ſollen und die in den beiden Anträgen niedergelegt ſind, tatſächlich nur ſubſidiäre Mittel im äußerſten Sinne ſind. In erſter Linie müßten ganz andere polizeiliche und ſtaatliche Maß⸗ nahmen eintreten, um dieſen Unfug zu beſeitigen. (Sehr richtig! bei der Bürgerlichen Fraktion.) Wir ſelbſt ſind faſt machtlos auf dieſem Gebiete, und wie machtlos wir ſind, glaube ich — meine Herren Antragſteller, nehmen Sie es mir nicht übel —, er⸗ ſieht man gerade auch aus den beiden Anträgen, die geſtellt worden ſind: denn ſie werden beide, ſelbſt wenn ſie angenommen würden, an der ganzen Sache, wie ſie iſt, auch nicht das geringſte ändern. Davon, glaube ich, können wir alle vollkommen überzeugt ſein. Ob eine Verſtaatlichung bzw. Verſtadtlichung der Kinos in Frage kommt, das wiſſen wir heute nicht, das ſteht auch nicht in Ihrem Antraa, Herr Horlitz, ſondern nach der Begründung iſt in dieſem Antrag gerade gewünſcht, daß bis zu der Zeit, wo die Möalichkeit der Verſtadtlichung beſteht, unſerer⸗ ſeits durch poſitive Maßnahmen, das heißt beiſpiels⸗ weiſe durch Begründung eines ſtädtiſchen Kinos, dem Kinoſchund entaegengewirkt werde. Nun, ich glaube, meine verehrten Herren, nie⸗ mand von Ihnen wird behaupten, daß dieſes ſtädti⸗ ſche Kino, das ſelbſtverſtändlich nur höchſt moraliſche Aufführungen veranſtalten wird, einen beſonders leb⸗ haften Zulauf hat. (Heiterkeit.) Sicher iſt aber, daß jedenfalls der Zulauf der an⸗ deren, ſagen wir mal, allgemein geſprochen, unmo⸗ raliſchen Kinos durch die Gründung dieſes morali⸗ ſchen Kinos auch nicht um 1% abnehmen wird. Ich glaube alſo, die Auffaſſung, daß damit ein wirkliches Mittel gegen die Seuche, die wir bekämpfen wollen, gefunden ſei, wird ſelbſt in den Kreiſen der Herren Antragſteller nicht herrſchen. Und die ſteuerliche Begaünſtiaungasfrage, meine Herren Antragſteller zu 2, glaube ich auch ſehr mit Fragezeichen verſehen zu ſollen. Erſtens einmal iſt die Sache ſteuertechniſch kaum durchführbar; denn Sie würden den unglückſeligen Herrn Kämmerer, der ſich heute ſchon allerlei Beſchimpfungen hat aefallen laſſen müſſen, in die ſehr unangenehme Lage verſetzen, führung ſittlich ehrten Damen Magiſtrat, da für ſich dafür zuſtändig iſt. träge ſind wir nicht zu haben. oder unſtttlich iſt. Meine ſehr ver⸗ und Herren, dafür bedankt ſich der 17 Alſo für ſolche Auf⸗ weiſung an den Ausſchuß zwar einen Triumph erleben, aber materiell wird aus der Sache leider Gottes nichts herauskommen, und deshalb Beteiligten richten: bitte, verkennen ? n, wo er wirklich angeſetzt werden muß, nämli 5 bei der Staatsreqierung, bei der Polizei⸗ (Ein Antrag auf Schluß der Ausſprache wird Ae Jennt . 0 angenommen.) Sitzung am 3. Dezember 1919 2 Denn darüber müſſen wir uns ganz klar ſtigungen denjenigen Veranſtaltungen, als Zenſor aufzutreten und feſtzuſtellen, ob eine Vor⸗ ſoll die Polizei machen, die an und Alſo Sie werden, kurz aeſaat, mit der ueber⸗ de formellen möchte ich zum Schluß nochmals den Appell an die un Sie nicht, daß Bl dieſes Forum für die ganze Frage ſo unzuſtändig wie] Klo, möalich iſt, und verſuchen Sie den Hebel da anzu⸗ ſte Stadtv. Dr. Roſenfeld Meine Damen und Herren! Ich teile nicht den Peſſimis⸗ mus des Herrn Oberbürgermeiſters, und ich hoffe, daß gerade dieſer Peſſimismus dazu beitragen wird, daß alle diejenigen Herren Kollegen, die bereit und willens ſind, dieſe Frage in einem Ausſchuß zu be⸗ raten, daraus den Antrieb entnehmen werden, nun mit verſtärkter Energie erwas zu tun, was irgend⸗ welche Spuren auch in der Stadt Charlottenburg auf dieſem Gebiet hinterlaſſen wird. Ich meine, ohne viele Worte darüber zu machen, daß ſich mein Antrag von vornherein eine gewiſſe Beſchränkung auferleat hat, indem er zum Ausdruck brachte, daß bis z u einer Kommunaliſieruna irgendwelche Schritte unternommen werden ſollen. Das hatte den Sinn, daß das Ziel, das uns vorſchwebt, die Kommunaliſierung, nicht eine Maßregel iſt, die von heute auf morgen zu erreichen iſt, daß aber die Frage ſo dringend und wichtia iſt, daß ſie ein unmittelbares Eingreifen erforderlich macht und deshalb vorläufige Maßnahmen rechtfertigt. Aus dieſem Grunde ſind wir dazu überaeaangen, mit einer gewiſſen Beſchrän⸗ kung den Antrag in dieſer Form zu ſtellen. 2 In bezug auf die Ausführungen des Herrn Oberbürgermeiſters zu dem Antrag der Demokrati⸗ ſchen Fraktion muß ich allerdings dem Herrn Ober⸗ bürgermeiſter in vielem Recht geben; ich ſtehe auch dem Antrage des Herrn Kollegen Mener wenig ſympathiſch gegenüber. Mir ſcheint, als ob eine un⸗ aleiche ſteuerliche Behandlung der Kinos kein ae⸗ eigneter Weg iſt, um irgendwelche erzieheriſchen Wirkungen zu erreichen. Es würde damit eine ganz außerordentliche Verwalrungsaufgabe für die Stadt entſtehen, die in ihrer Größe vielleicht ſogar die Auf⸗ gabe der Kommunaliſieruna der kinematographiſchen Theater beinahe erreicht: denn auf andere Weife als durch eine ſtändige Kontrolle aller kinematographi⸗ ſchen Vorführungen würde das Ziel nicht erreicht werden. Wenn die Steuerunterſchiede überhaupt zu irgendwelchen Zwecken führen könnten, wären ſie nur durch eine ſehr unaleiche Behandlung zu erreichen. Es müßten ſehr weſentliche ſteuerliche Vergün⸗ die rein künſtleriſcher Natur ſind, geboten werden, um ſie zu veranlaſſen, ſich in ihrem Rahmen entſprechende Be⸗ ſchränkungen aufzuerlegen. Wenn aber das der Fall iſt, iſt dieſe Maßnahme mit einer erheblichen Einbuße für den Steuerſäckel verbunden und läßt ſich nicht ohne eine dauernde und ſtändige aller Veranſtaltungen durchführen. Ich will damit ſchließen: wir werden 4 91 alle darauf einigen können, daß ein Ausſchuß zunächſt die Frage des näheren behandelt. Ich 1 Einſehnna eines Ausſchuſſes von Stadw. Meyer 1 ben au 7.41 4