60² im Miniſterium für Wiſſenſchaft, Kunſt und Volks⸗ bildung mitaeteilt worden iſt, daß die Reichsregie⸗ rung, der die Entſcheidung zuſteht, hofft, ſchon im Januar des nächſtens Jahres einen Geſetzentwurf einzubringen, der auf Grund des Artikels 146 Abſ. 2 dieſe Frage regelt. Dann wird es natürlich Zeit ſein, von den verſchiedenen Standpunkten zu dieſer Frage Stellung zu nehmen. Das wird, wie ich hoffe, in ausreichendem Maße geſchehen, und dann werden ſich auch die letzten Ziele eines Teiles der Anfragenden, nach denen Herr Dr Hertz ſich etwas neugierig erkundigte, völlig entſchleiern. Es wird ſich ja dann wohl herausſtellen, wie ich nach meiner Kenntnis der Charlottenburger Bürgerſchaft hoffe, daß die Ziele, die etwa durch den Herrn Stadtv. Lichtenberg vertreten werden, in den weiteſten Krei⸗ ſen der Charlottenburger Bürgerſchaft auf Zuſtim⸗ mung nicht zu rechnen haben. 8 (Sehr wahr! — Stadtv. Lichtenberg: Ab⸗ warten!) — Abwarten wollen wir, gewiß. (Heiterkeit.) Ich hoffe aber noch etwas mehr. Ich hoffe, daß ſich dann auch herausſtellen wird, daß die Herren Unterzeichner der Anfrage über dieſe Frage keines⸗ wegs einer Meinung ſind. Ich habe mir die Namen durchgeſehen und kann mir unmöalich vorſtellen, daß die Unterzeichner ſich in dieſer wichtigen Lebensfrage unſeres Volkes, um das hier ſo zu bezeichnen, etwa zu ultramontanen oder klerikalen Zielen bekennen werden. Inſofern wird eine Kläruna ſehr erwünſcht ſein, damit auch weite Kreiſe der Bürgerſchaft wiſſen, was ſie in dieſer wichtigen Frage eiagentlich für Ver⸗ treter in der Stadtverordnetenverſammlung zu ſitzen haben, und ob die Vereinigung von Zentrum, Deutſchnationalen und Deutſcher Volkspartei, die die ſogenannte Bürgerliche Fraktion ja bei uns darſtellt, auch in Zukunft dieſer Frage gegenüber traafähia genug iſt, eine einheitliche Weltanſchauung darzu⸗ ſtellen. Ich für meine Perſon bezweifle das auf das entſchiedenſte. — (Zuruf.) — Ich habe den Zuruf eben nicht verſtanden. Ich meine, bei dieſer Lage der Dinge hat dieſe Anfrage keine realen Grundlagen und keine Möa⸗ lichkeit, in die Wirklichkeit übertragen zu werden. Darum verſtehe ich den Standpunkt des Herrn Oberbüraermeiſters. Aber ich bitte, aus dieſer An⸗ frage mindeſtens die eine Anregaung zu entnehmen — und ich möchte dieſe Bitte in breiteſter Oeffentlich⸗ keit an die geſamte Bürgerſchaft Charlottenburas richten —, ſich der aroßen Bedeutung dieſer Frage bewußt zu ſein und nicht eiwa erſt aufzuſtehen, wenn andere, politiſch vielleicht weiterblickende und früher tätige Kreiſe ſchon aufaeſtanden ſind und verſuchen, ihre Ziele zu verwirklichen. 2 (Bravol) mict von Itter Kartet masneen Dos Sitzung am 3. Dezemder 1919 Unterſchrift darunter geſetzt habe, dann muß ich ſagen: ich habe es vom Standpunkt des Schul⸗ meiſters, des Pädagogen aus getän. Gerade das, was Herr Kollege Otto eben empfohlen hat, daß jede Partei für ſich ihre Leute holen und ſie für ihre Parteianſichten zurechtmachen ſoll, das möchte ich als Schulmeiſter vermieden wiſſen. Mir iſt die Jugend zu heilig und zu gut, um ſie in die partei⸗ politiſche Preſſe hineinzubringen. (Stabw. Ot to: Wer will denn das2) Aus dem Grunde habe ich die Bitte unterſchrieben, eine allgemeine Elternverſammlung einzuberufen⸗ bei der nicht gefragt wird: gehörſt du zu dieſer oder jener Partei, ſondern Eltern und Mütter, die in der Sorge um die Zukunft ihrer Kinder jetzt nicht ſo recht wiſſen, was iſt, ſollen aufgeklärt werden. Denn gerade die Parteipreſſe — und jeder lieſt ſeine eigene Preſſe — iſt ſo verſchieden, daß ſie in dem Austauſch herüber und hinüber oft nicht mehr wiſſen, was ſie als richtig bezeichnen ſollen. So habe ich ge⸗ dacht, daß es notwendig und zweckmäßig wäre, von neutraler Seite — denn meiner Anſicht nach iſt der Magiſtrat als Körperſchaft neutral — den Char⸗ lottenburger Bürgern eine rein ſachliche Aufklärung für beſorgte Eltern und Mütter, ganz aleich, welcher Partei ſie angehören, zu geben. (Bravo! bei der Bürgerlichen Fraktion.) — Stadtv. Lichtenberg: Der Herr Kollege Otto wollte von mir wiſſen, was ich mir unter Einheits⸗ ſchule vorſtelle. Das weiß ich ſelbſt nicht. Ich habe in dieſer Anfrage geſaat, daß wir uns im unklaren darüber ſind; wir wollen darüber belehrt werden. Ich glaube, wenn der Magiſtrat ſich ſo in die Re⸗ ſerve zurückzieht, ſo hängt das auch damit zuſammen, daß ſich ſelbſt der Maaiſtrat noch nicht im klaren iſt⸗ was er ſich unter der Einheitsſchule denken ſoll. I beneide Herrn Kollegen Otto über die Klarheit, die er in dieſer Frage beſitzt, und wäre ihm dankbar, wenn er uns darüber unterrichtete. , (Stadtv. Otto: Kommen Sie morgen abend nach Steglitz, da ſpreche ich über die neue Schule! Heiterkeit)3 Stadtv. Blum: In meinem Herzen herrſcht große Freude über das lebhafte Intereſſe des Herrn Pfarrers Lichtenberg für die Einheitsſchule. Ich muß ſagen, wir werden alles mögliche tun, um ihn aufzuklären. Es finden in der nächſten Zeit wieder 7 5 öffentliche Verſammlungen über dieſes Thema tatt.. (Zuruf bei der Bürgerlichen Fraktton: Aber — 2re gehen aus von unſeer Partei: ſte natürlich, wenn ſie von uns aus ein (Klockow, daß dieſe große Frage Stadtv. Frau Klockow: Ich gehöre auch zu den oh m Unten Mitunterzeichnern der Anfrage, und ich habe aus ſeins auszugehen dieſer Bitte an den Magiſtrat geleſen, daß wir vorf allen Dinaen eine Aufklärung des Elternpublikums ( 1 10. wollen. Wenn ich erklären ſoll, weshalb ich meinee