614 Denn die Belaſtung, die der Einheitsgemeinde auf⸗ erlegt wird, wird nicht gering ſein und trägt die Gefahr in ſich, daß die neue Gemeinde mit Laſten von vornherein überſchüttet wird, für die ſie nicht die geringſte Verantwortung hatte. Die vorliegende Vorlage will wohl im Intereſſe der Magiſtrarsmit⸗ — etwas ſchaffen, aber da ſie das allgemeine utereſſe außer acht läßt, ſind wir, die wir das all⸗ gemeine Intereſſe dauernd betonen müſſen, genötigt, ihr ablehnend gegenüber zu ſtehen. Hierbei kommt ja auch mit in Betracht, daß dieſe überhaſtete Ver⸗ abſchiedung ſich nicht einmal mit Rückſicht auf das drohende Sperrgeſetz rechtfertigt; denn wenn das Sperrgeſetz morgen kommt, ſo iſt die Vorlage hier noch nicht angenommen, da ſie der Beſtätigung durch den Bezir ksausſchuß bedarf. Alſo dann würde dieſe Vorlage ohnedies fortfallen und nicht in Kraft treten können. Dasſelbe gilt natürlich von der Ge⸗ ſtaltung in anderen Gemeinden; denn weder in Berlin noch in Wilmersdorf noch in irgendeiner andern großen Gemeinde wird dieſe Neuregelung vorgenommen ſein, nur hier in Charlottenburg. Wir haben aber auch beſondere Bedenken gegen dieſe Vorlage; denn ſie entbehrt der ſozialen Geſichtspunkte, die gerade gegenwärtig da⸗ bei berückſichtigt werden müſſen. Die Erhöhung der Gehälter, die den Magiſtratsmitgliedern gewährt werden ſoll, iſt wenigſtens bei der ausſchlaggebenden großen Gruppe höher als bei anderen Gruppen in der Beamtenbeſoldungsvorlage. Die Klaſſe I a hat nach der Vorlage nach einjähriger Tätigkeit ein⸗ ſchließlich Teuerungszulage für Verheiratete 1914 ein Jahreseinkommen von 7000 ℳ gehabt, das jetzt auf 12 400 ℳ erhöht werden ſoll, mithin eine Erhöhung um 5000 ℳ 77 %. Die Stadträte haben 1914 ein Gehalt nach einfähriger Dienſtzeit von 11 200 ℳ gehabt, nach der Vorlage ſoll es jetzt 21 600 %ℳ betragen, mithin eine Erhöhung um 10 400 ℳ, in Prozenten ausgedrückt 93. Dieſe Steigerung gegenüber der anderen Klaſſe iſt um ſo bemerkenswerter, als in der ganzen Vorlage der Beamten gerade der umgekehrte Grundſatz ange⸗ wandt worden iſt. Hier fällt der Prozentſatz der Erhöhung mit der Höhe des Gehalts mit der ent⸗ ſprechenden Berufsgruppe. Während er in Gruppe 477% iſt, iſt er in Gruppe Ia nur 77% und ſteigt jetzt bei den Stadträten auf 93 %. Dieſe unſoziale Geſtaltung kann die Zuſtimmung meiner Freunde nicht finden, auch deshalb nicht finden, weil in den übrigen Gemeinden, wenigſtens ſoweit die Stellungnahme meiner Freunde in Betracht kommt, eine ſo weitgehende Erhöhung nicht in Aus⸗ ſicht genommen worden iſt, was ich gegenüber ande⸗ ren Mitteilungen ausdrücklich betonen möchte. Einen letzten Grund aber möchte ich nicht unter⸗ laſſen anzuführen: das iſt die Tatſache, daß dieſe Vorlage keine Rückſicht nimmt auf die doch immerhin fſehr wahrſcheinliche Tatſache, daß wir am 1. April die Einheitsgemeinde Groß⸗Berlin bekommen, viel⸗ eicht am 1. Oktober, jedenfalls daß ſie nach über⸗ einſtimmender Anſchauung kommen wird und daß den Dienſten der Einzelgemeinden ſtehenden beſol⸗ der Fall eintreten, daß wir heute eine Er⸗ 9 bewilligen, die faſt lediglich die Wirkung Sitzung am 15. dadurch doch ein ſehr erheblicher Teil der bisher in] deten Magiſtratsmitglieder nicht in die Dienſte derſ ra euen Gemeinde überzutreten braucht. Es würde de Dezernber 1919 ſten Alter ſind, daß wir ihnen nur eine Erhöhung ihres Gehaltes bewilligen würden, die eine Er⸗ höhung ihrer Penſion bedeutet, obwohl ſie ſich durchaus nicht in einem Alter befinden, in dem ſie eine Erwerbstätigkeit nicht mehr ausüben könnten. Die Vorlage, die der Staat über die Einheitsge⸗ meinde Groß⸗Berlin uns unterbreitet hat, ſieht ſchon in bezug auf die Sicherung der beſoldeten Ma⸗ giſtratsmitglieder ſehr weitgehende Schritte vor. Wir ſehen keine Veranlaſſung, dieſe Sicherung noch mehr zu erhöhen, um ſo weniger, als dieſe Er⸗ höhung eine ſehr ſtarke Belaſtung der Steuerzahler bedeutet. Ich muß deshalb erklären, daß meine Fraktion der Vorlage über die Erhöhung der Ge⸗ hälter der Magiſtratsmitglieder ablehnend gegen⸗ überſteht. (Bravo! bei den Unabhängigen Sozialdemokraten.) Stadtv. Dr. Luther: Namens meiner Freunde erlläre ich, daß wir für die Verabſchiedung aller drei Vorlagen heute abend mit aller Lebhaftigkeit und Wärme eintreten werden. Wir haben mit Intereſſe die platoniſche Liebeserklärung gehört, die der Herr Vorredner den Beamtenkategorien gegeben hat, von denen in der Vorlage die Rede iſt. Ich habe dabei das Gefühl gehabt, daß, wenn man auf denſelben Boden tritt, auf den er ſich geſtellt hat, man einem Manne gleichen würde, der ſeinem Kinde ſagt: du ſollſt zwar Brot bekommen, aber da es in einem Jahre noch beſſer gebacken ſein wird als heute, ſo warte bitte noch ein Jahr. (Seiterteit.) Ich perſönlich gehöre zu den Menſchen, die bereit ſind und ſich verpflichtet fühlen, nicht ein Jahr warten ꝛu laſſen, ſondern die bitter notwendige Nahrung heute zu geben. Ich kann mich heute durchaus noch nicht als Mitglred von Groß⸗Berlin empfinden; ich empfinde mich durchaus als Charlottenburger, und darum muß ich ſagen, daß meine Freunde und ich s mit Freuden begrüßen, daß wir in einer kleinen Heſcheidenen Form Gelegenheit haben, unſeren Be⸗ Imten und Lehrern für die außerordentliche Tätig⸗ eit, für ihren Arbeitseifer und die unendliche Treue, die ſie in den letzten ſchweren Jahren gezeigt haben, zu danken. Wir bedauern es außerordentlich, durch die gebotene Kürze unſerer Verhandlungen nicht in der Lage zu ſein, vielen berechtigten Wünſchen, die ꝛebhaftigkeit, wie ich ſagte, bereit ſind, fämtliche drei Vorlagen zu i Wir glauben, wenn eine vewiſſe materielle Sicherſtellung, von der doch ar Jerr Dr. Hert zugeveben hat. daß ſie durchaus den Zeitumſtänden entſpricht, eingetreten iſt, daß unſer Beamten wie bisher in der gewo Tüchtiale Wunden blutendes es Vater aebaut wird. Da wir hoffen und rade dieſe ſeeliſche Wirkung 0 würde, daß einzelne der Herren, die ſich im n Beſit ihrer Arbeitskraft befinden, im rüſtig⸗“ (