Sitzung am 15. Stadtv. Blum: Meine Damen und Herren! Es gibt eine große Anzahl von Menſchen, denen der Krieg große wirtſchaftliche Vorteile gebracht hat. Ich darf wohl behaupten, daß Beamte und Lehrer zu dieſen Kriegsgewinnlern nicht gehören. Schon vor dem Kriege war das Einkommen der Beantten und Lehrerſchaft recht gering und nicht ausreichem“ Im Laufe dieſer fünf Kriegsjahre iſt die Beſoldung in ihrem Werte noch ſtändig geſunken und hat ennen Tieſſtand ereicht, der es uns zu dringenden Pflicht macht, hier ſchleunigſt Einhalt zu gebieten. Wer die Not in den Beamten⸗ und Lehrerhäuſern kennt, der wird auch gern bereit ſein, dieſer Not bald zu ſteuern. Es war deshalb der einmütige Wunſch meiner Fraktion, dieſen Beſoldungserhöhungen heute ſchon endgültig zuzuſtimmen. Wohl waren wir mit dieſen Vorlagen nicht ganz einverſtanden. Es waren ideelle Gründe, die uns veranlaßt haben, hier und da gegen die Geſtaltung der einzelnen Poſten Einſpruch zu erheben. Wir vermiſſen vor allen Dingen die große Einheitlich⸗ keit, die große Zuſammenfaſſung der verſchiedenen Beamtengruppen. Wir vermiſſen auch, daß einem Strebertum, wie es vor dem Kriege durch eine be⸗ ſtimmte Regelung der materiellen Verhältniſſe mög⸗ lich war, nicht genügend Einhalt getan wird durch eine größere Zuſammenfaſſung. Ich habe das aus⸗ drücklich zum Ausdruck zu bringen. Wir bedauern vor allen Dingen auch, daß der Volksſchullehrer, ge⸗ meſſen an den anderen Lehrergruppen, nicht diejenige Wertſchätzung erfahren hat, die ihm gebührt. Das alles ſind große Schönheitsfehler, die die Vorlagen haben. Trotzdem haben wir uns einſtimmig ent⸗ ſchloſſen, dieſen drei Vorlagen in der uns zu⸗ gegangenen Geſtalt zuzuſtimmen, weil die Gefahr be⸗ ſteht, daß wir vielleicht das morgen oder übermorgen nicht mehr tun können. Die 90% Vorteile, die uns dieſe Vorlagen bringen, ſind uns viel, viel mehr wert als die Nachteile, die ihnen anhaften. Ich glanoe, daß wir uns ein großes Verdienſt um die Beamken⸗ und Lehrerſchaft erwerben, wenn wir dieſen Vorlagen zuſtimmen. Im Namen meiner Fraktion habe ich Ddas ausdrücklich zu erklären. Stadtv. Otto: Meine Damen und Herren! Dezember 1910 ſonders gering und bedurften dringend einer beſon⸗ deren Erhöhung, zum zweiten aber — Herr Kollege Hertz hat davon keine Erwähnung gemacht — ſind in Schöneberg die Sätze von 18 000 bis 24 000 % für die beſoldeten Stadträte vom Ausſchuß ein⸗ ſtimmig angenommen worden, und der Magiſtrat iſt dieſem Veſchluſſe bereits beigetreten, ſo daß der Ausſchuß auch vor der Frage ſtand: will er die Ge⸗ hälter der beſoldeten Stadträte in Charlottenburg geringer bemeſſen, als ſie in Schöneberg bemeſſen werden, oder nicht. Wir haben uns ohne jedes lange Zögern dafür entſchieden, dieſe Sätze Schönebergs auch für Charlottenburg gelten zu laſſen. Es iſt möglich, vielleicht ſogar wahrſcheinlich, daß die Stadt Berlin in den Sätzen für die beſoldeten Stadt⸗ räte über unſere ihnen vorgeſchlagenen Sätze noch hinausgeht. Gegenüber dieſer Möglichkeit haben wir mit voller Abſicht an den Sätzen feſtgehalten, die wir Ihnen vorſchlagen. 5. Iſt alſo die Bemerkung des Herrn Kollegen Dr. Hertz, daß die Stadt Charlottenburg die erſte Stadt iſt, die bezüglich der Regelung der Gehälter der Magiſtratsmitglieder einen Beſchluß gefaßt hat, nicht zutreffend, ſo möchte ich ausdrücklich feſtſtellen, daß die Wilmersdorfer Stadtverordnetenverſamm⸗ lung über die Beamtenbeſoldungsvorlage bereits endgültig Beſchluß gefaßt hat. Wenn der Herr Oberbürgermeiſter vorhin eine Zwiſchenbemerkung machte, ſo konnte die ſo verſtanden werden, als ob das nicht zuträfe. Die Tatſache iſt aber richtig. Herr Kollege Dr Hertz hat als die Stellung ſeiner Freunde angegeben, daß ſie gegen die Er⸗ höhung der Gehälter der Magiſtratsmitlieder ſtim⸗ men werden. Ich nehme an, daß ſeine Freunde für die Beamtenbeſoldungsvorlage und für die Lehrer⸗ beſoldungsvorlage ſtimmen. Kollege Dr Hertz har das nicht beſonders zum Ausdruck gebracht, und man kann es nicht ſicher annehmen, weil er gerade dieſen beiden Vorlagen gegenüber eine, wie mir ſchien, nicht ganz einheitliche Haltung eingenommen hat. Er hat zum Anfange ſeiner Ausführungen erklärt, ſeine Freunde ſtänden dieſen Vorlagen ſympathiſch gegenüber. Er hat aber nach einer Anzahl von Gründen, die er entwickelt hat, geſagt, ſie ſtänden dieſen beiden Vorlagen aus dieſen entwickelten Gründen ſkeptiſch gegenüber. Jedenfalls iſt die ſchleunige Erledigung, die der Ausſchuß vorgenom⸗ men hat, überaus berechtigt geweſen. e⸗