Sitzung am 17 ſein, wenn wirklich ein Anſchlag durch dieſe Tau⸗ ſende auf ſie unternommen wird, dieſen Anſchlag „befehlsgemäß“ abzuſchlagen? Es wird darauf hinauslaufen, daß ſie ſolange ſtandhalten müſſen, bis die Hilfe von der Einwohnerwehr kommt; aber für ſo dumm brauchen Sie doch wirklich nicht die an⸗ rückenden Maſſen zu halten, daß ſie nicht imſtande wären, mit dieſen 10 Mann vorher fertig zu werden, wenn ſie wollen. Ich finde das kindlich, es iſt das Naivſte, was mir in der Revolutions⸗ geſchichte vorgekommen iſt, und ich alaube, nur eine Stadt wie Charlottenburg und — wie heißt doch die Stadt, wo die Leute die Luft in Säcken hingetragen haben — (Rufe: Lichtenberg!) — richtig, Schildberg, — nur eine Stadt wie Schildberg (Große Heiterkeit) könnte imſtande ſein, auf derartige Ideen zu kommen. (Andauernde Heiterkeit.) Nun, der wahre Grund, warum Sie überhaupt auf dieſe Sache hineinfallen, möchte ich ſagen, warum Sie ſogar auch 10 Millionen, wenn es ſich darum handelte, bewilligen würden, iſt ja d i e heilloſe Angſt, die den Bürgerlichen aus allen Poren ſchwitzt. Das iſt ja der wahre Grund. Sie fürchten, es könnte doch vie⸗ leicht etwas paſſieren, wie es ſchon mal — zwar nicht in Charlottenburg, aber anderswo vorgekommen iſt, und das liebe Leben muß geſichert werden, wenn auch das Mittel nicht recht iſt. Aber der hohe Magiſtrat, der bisher immer ſo väterlich für die Stadtkinder geſorgt hat, hat es empfohlen; es wird alſo ſchon etwas Richtiges ſein, wenn auch der Polizeipräſident und Haupt mann v. Keſſel anderer Anſicht ſind. Aber der Ma⸗ giſtrat hat nun mal ſeit Jahrzehnten Ae Autorität, er iſt gleichſam die Regierung. Die egierung hat ja auch noch etwas Autorität bei uns im Staate, obwohl ſie den größten Unſinn macht, der je in Deutſchland vorgekommen iſt; aber es iſt die Regie⸗ rung, und folglich wird alles nachgemacht. So iſt es auch hier mit dem Magiſtrat: er empfiehlt es, alſo — machen wir es nach und genehmigen es. Warum? Weil Sie eben die wahnſinnige Ang ſt haben, die 15 000 Mann und noch weitere Anhänger könnten hier etwas unternehmen, und da fügen Sie ſich in alles. Vor allen Dingen iſt bei dieſer ganzen Sicher⸗ heitswehr das Wichtigſte, daß ſie unter das Ober⸗ kommando eines Militärs kommt, des Majors Noell oder wie er dann ſpäter heißen wird. Das iſt ja ganz gleichgültig, die Perſon ſpielt gar keine Rolle. Alber ein Militär iſt es, und das iſt das Weſent⸗ liche. Dieſe Einwohnerwehr unterſteht nicht dem Magiſtrat, auch nicht dem Polizeipräſidenten, ſon⸗ ern eine litär, der ſeine Befehle wieder von it mpfängt, kurz, der mit der g in? e alle die Herren im den Nationaliſten. 631 Dezember 1919 paar Millionen etwas für den Geldbeutel, und die Militariſten ſind auch nicht gerade ihre engſten Freunde. Aber ſie ſpringen in das kalte Bad hin⸗ ein, wiederum nur aus dieſer faſſungsloſen Furcht heraus. Die Demokraten wiſſen doch ſehr wohl, welche Anſchläge die Militariſten planen; aber ſie ſagen ſich: in dieſem Falle werden ja wohl die Herren Unabhängigen und die Kommuniſten ſo freundlich ſein und die Demokraten dann gegenüber den Militariſten herauspauken. (Stadtv. Meyer 1I: 3u loſes Vertrauen Ihnen haben wir grenzen⸗ 1 — Heiterkeit.) — Ich glaube, daß das Vertrauen, das Sie da in uns ſetzen, höchſt zweifelhafter Art iſt. (Rufe: Schade!) wie ich Ihnen verraten will, ge⸗ wiß eine Richtung, die die Republik unter allen Umſtänden verteidigen will. Ich kann Ihnen aber weiter ſagen, daß eine wohl mindeſtens ebenſo ſtarke Richtung beſteht, der das volllommen gleichgültig iſt, der die Republik Hekuba iſt und die wahr⸗ ſcheinlich mit den Händen in der Taſche daſtehen wird, wenn ſich die Demokraten und Mehrheits⸗ ſozialiſten zuſammen mit den Deutſchnationalen über die Frage Monarchie oder Republik herum⸗ ſchlagen werden. Denn eine große Richtung inner⸗ halb der Unabhängigen und ebenſo vielleicht der größte Teil der Kommuniſten ſagen ſich: die ge⸗ fährlich ſten Feinde für das Proletariat ſind 1 4 etwa die Herren von der deutſchnationalen artei, Es gibt ja bei uns, (Rufe: Na alſo! — Heiterkeit) ſie ſind die klare, ungeheuchelte Reaktion. Aber hier (zu den Demokraten und Mehrheits⸗ ſozialiſten) beſteht die Gefahr, daß das Proletariat perwirrt wird. Und deshalb würde man in einem ſolchen Kampfe, meine Herren Demokraten, viel⸗ leicht Gewehr bei Fuß daſtehen. Das möchte ich auch dem Herrn Kollegen Otto ſagen, den ich um Entſchuldigung bitte, wenn ich ihn in ſeiner Lektür unterbreche. Stadtv. Otto: Sie war mir intereſſanter al Ihre bisherigen Ausführungen! — Heiterkeit.) — Je nachdem, was Sie für wichtiger halten, e handelt ſich nur um einige Millionen; es kommt j nicht darauf an. — Alſo Herr Otto iſt ja in der letzten Sitzung ſchon daraufhin angeſprochen worden, daß er dieſe Furcht vor dem roten Meer hat, (Stadtv. Otto: Furcht? Ach nein!) — jawohl, ſo ſtand es wenigſtens in der „Neuen Zeit“ ungefähr —, daß er infolgedeſſen gegen die Eingemeindung Charlottenburgs in Groß⸗Berli ſei. Da möchte ich ihm nur ſagen, daß dieſe Furcht ganz unbegründet iſt; denn der Gegenſatz zwiſchen uns und den Mehrheitsſozialiſten iſt viel größer als 3. B. zwiſchen uns und den Herren Demokraten und (Große Heiterkeit. — Stadtv. Otto: Das iſt j hochintereſſant!) — Gewiß, hochintereſſant, aber Sie brauchen n mal rein ſtatiſtiſch feſtzuſtellen — — Andauende Zurnſe. — Gloce des Varſtehers