636 Sitzung am 17. Dezember 1919 Herr Dr Broh hat dann davon geſprochen, daß die Militärkamarilla natürlich hinter dieſer Vorlage ſteckte, daß das Militär hier kommandierte, daß ſich Major Noell nach den Befehlen ſeiner militäriſchen Vorgeſetzten zu richten hätte. Das iſt ein großer Irrtum des Herrn Kollegen Broh. Er ſcheint die Vorlage nicht ganz geleſen zu haben; denn dort ſteht, daß die Wachtmannſchaft dem Miniſter des Innern unterſteht. — Das zur Berichtigung der Ausführungen des Herrn Kollegen Dr Broh! Im übrigen brauche ich zur Vorlage ſelber nur wenige Worte zu ſagen. Ebenſo wie Herr Kollege Richter ſchon für ſeine Freunde ausgeführt hat, kann auch ich nur ſagen, daß wir unter allen Umſtänden den größten Wert darauf legen, die Einwohnerwehr beizubehalten, die im vergangenen Jahr der Stadt Charlottenburg die allergrößten Dienſte geleiſtet hat. Die Einwohnerwehr braucht aber — wenigſtens iſt das ihre eigne Anſicht — zurzeit als Rückhalt die Wachtmannſchaften. Infolgedeſſen können wir die Wachtmannſchaften nicht einfach auflöſen. Ob wir an Stelle dieſer Wachtmannſchaften etwas anderes, ſei es eine beſchränktere Zahl von Wachtmannſchaf⸗ ten oder andere Beamte, ſetzen können, werden wir mit dem Magiſtrat zuſammen überlegen. Da wir das gern überlegen wollen, werden wir uns auch dem Antrage der ſozialdemokratiſchen Fraktion auf Einſetzung einer beſonderen Deputation anſchließen. In dieſer Deputation kann, ſcheint mir, ganz zweck⸗ mäßig die Vorlage vorbereitet werden, die uns der Magiſtrat nach den Beſchlüſſen des Ausſchuſſes, denen Sie vorausſichtlich beitreten werden, innerhalb zweier Monate wieder vorlegen ſoll. Dagegen werden wir dem Antrage des Kollegen Broh und ſeiner Freunde auf Einſetzung eines Aus⸗ ſchuſſes nicht zuſtimmen. Ich bitte die Kollegen, in möglichſt großer Zahl der Vorlage, wie ſie aus dem Ausſchuſſe her⸗ vorgegangen iſt, mit den beſonderen Anträgen des Ausſchuſſes zuzuſſſimmen, damit denjenigen, die ſich jetzt dauernd nicht nur der Gefahr, ſondern auch den Unannehmlichkeiten des Wachtdienſtes ausſetzen, der Dank der Stadt auch hierdurch zum Ausdruck ge⸗ bracht wird. (Stadtv. Dr Broh: Warum ſtimmen Sie meinem Antrage nicht zu?) Vorſteher Dr Borchardt: Herr Kollege Broh, ich muß Sie ebenſo wie andere Stadtverordnete er⸗ ſuchen, keine Zwiſchenrufe zu machen! (Stadtv. Dr. Broh: Es war ein Schlußruf!) Stadtv. Grollmns: Meine Damen und Herren! Nach ſachlicher und objektiver Beurteilung der Dinge werdem ein Teil meiner Freunde und ich gegen dieſe Vorlage ſtimmen. Nicht etwa, weil wir der freiwilligen EGinwohnerwehr unſympathiſch gegen⸗ können, über 500 000 ℳ für den worden, daß die freiwillige Einwohnerwehr ahne teil, der Gegenbeweis iſt von Berlin und gen anderen Vororten erbracht worden, berſtehen, ſondern lediglich weil dieſe Vorlage den chtzug mit der freiwilligen Einwohnerwehr ver⸗ quickt. Wir haben uns nicht dazu aufſchwingen 2— 300 % für den Wachtung zn be.] willigen. Im Ausſchuß iſt nicht der Beweis erbracht dieſen Wachtzug nicht beſtehen könnte; im Gegen⸗ wohnerwehr wohl beſtehen kann, ohne daß für einen Wachtzug ſo enorme Ausgaben zu erfolgen haben. Wir hatten auch im Ausſchuß an den Magiſtrat die Frage wegen Verringerung des Wachtzuges ge⸗ richtet. Gewiß, der Wachtzug iſt von 120 auf 100 Mann verringert worden. Die Zahl der Offiziere iſt aber nicht verringert worden. Trotzdem nach Einreichung dieſer Vorlage drei Offiziere aus dem Wachtzug ausgeſchieden waren, ſind drei neue Offi⸗ ziere eingeſtellt worden. Wenn Sie nun dieſen Wachtzug behalten, dann möchte ich Ihnen doch dringend ans Herz legen, daß Sie auch unbedingt dafür ſorgen, daß die Wacht⸗ mannſchaften in anderen Räumlichkeiten unterge⸗ bracht werden, als wo ſie ſich zurzeit beſinden; denn ſo, wie die Mannſchaften augenblicklich untergebracht ſind, iſt es tatſächlich nicht mehr menſchenwürdig. Ich will nicht näher auf Einzelheiten eingehen. Ich möchte aber die Herren erſuchen, ſich ſpeziell am Lützow einmal darüber zu informieren, wie die Mannſchaften ſchlafen und wie ſie am Tage unter⸗ gebracht ſind. Was die Verlegung der Wachtzüge von den Feuerwachen betrifft, ſo möchte ich noch einiges zur Erläuterung anführen. Unter den Stadtwerordne⸗ ten wie auch in der Bürgerſchaft iſt zum Teil die Anſicht verbreitet, es werde im Intereſſe der Feuer⸗ wehr gewandelt. Das iſt ein Irrtum. Es handelt ſich hier um das Intereſſe der Einwohner Char⸗ lottenburgs. (Zuruf von den Unabhängigen Sozialdemokraten.) — Der meiſten Einwohner, wollen wir fagen. — Die Feuerwehrleute ſind es gewohnt, nicht vor per⸗ ſönlichen Gefahren zurückzuſchrecken. Eine Unan⸗ nehmlichkeit für die der Feuerwehr Angehörigen iſt darin zu ſehen, daß ein Teil der Räume belegt wird, ſo daß der Ererzierdienſt nicht richtig abgehal⸗ ten werden kann. Weiter kommt dazu, daß beim Exerzieren, bei der Ausbildung, wo ſelbſtwerſtänd⸗ lich der hochgeſellſchaftliche Ton nicht immer beibe⸗ halten werden kann, die Angehörigen der Feuerwehr nicht von Unberufenen dauernd beobachtet ſein wollen. Die Hauptſache iſt jedoch das Intereſſe Der Einwohner Charlottenburgs. Im Ausſchuß iſt klarn bewieſen und von Major Noell feſtgeſtellt worden, daß, falls ein Angriff auf ein Depot geplant werden ſollte, während der Zeit des Angriffs die Einwohner Charlottenburgs auf die Hilfe der Feuerwehr ver⸗ zichten müßten. Meine Damen und Herren, Sie wiſſen alle, daß gerade bei Unruhen die Hilfe der Feuerwehr am wenigſten entbehrt werden kann. Es entſtehen gerade zu ſolchen Zeiten bedeutend leichter Brände. Auch bei den Verletzungen, wie ſie damals am Wilhelmsplatz vorgekommen ſind, war d Feuerwehr die erſte, die Hilfe Kat.