638 Der Magiſtrat war um ſo mehr berechtigt und ver⸗ pflichtet, dieſe Vorſchüſſe zu leiſten, weil es ſich auch um eine Gemeindeangelegenheit im beſten Sinne handelte, nämlich das Bürgertum, die Bevölkerung zu ſchützen. Dieſe damals geleiſteten Ausgaben, die ſich beiläufig auf ungefähr 600 000 ℳ belaufen, (Stadtv. Dr Broh: Aha, noch mehr!) ſind ausdrücklich von der Reichsbehörde als Vor⸗ ſchüſſe anerkannt und werden auch zurückgezahlt. Ein vechtlicher Zweifel, daß dieſe für die Volkswehr geleiſteten Vorſchüſſe vom Reiche zurückzuerſtatten ſind, beſteht keineswegs. (Stadtv. Dr. Broh: Die Regierung iſt ja ſchon jetzt pleite! — Unruhe.) Ich will mich aber kürzer faſſen, da ja den meiſten Mitgliedern dieſer Verſammlung dieſe Vorgänge durchaus bekannt ſind. Die damalige Volkswehr wurde aufgelöſt und die Bürgerwehr liſtenmäßig weitergeführt; die Bür⸗ gerwehr beſtand zur damaligen Zeit überhaupt nur liſtenmäßig. Im Januar/Februar, nach Auflöſung der Volkswehr Weſt, entſtand in Wirklichkeit das, was wir heute die freiwillige Einwohnerwehr nennen, die ihrem Weſen und Charakter nach weder mit der damaligen Volkswehr Weſt noch mit der damaligen Bürgerwehr etwas zu tun hatte. Die Mitglieder der Volkswehr und der Bürgerwehr waren ihrem Weſen nach gleich, während der Charakter der Einwohnerwehr ein ganz anderer war; es waren Zeitfreiwillige, die ohne Entlohnung freiwillig ihren Dienſt zum Schutze der Stadt aufgenommen haben. Es iſt ferner ſelbſtverſtändlich, daß alle dieſe Zah⸗ lungen auf Grund von Magiſtratsbeſchlüſſen ge⸗ ſchehen ſind. (Stadtv. Dr Hertz: Das iſt eben unerhört! — Stadtv. Dr. Broh: Ohne die Stadtverondneten⸗ verſammlung zu fragen! Das iſt es jal) — Als die Verfügung der Reichsbehörde ſowie die Verfügung des Miniſters des Innern vom 15. Sep⸗ tember herauskam, die Einwohnerwehr nicht mehr als Beſtandteil der Reichswehr fungieren zu laſſen, und der Wunſch ausgeſprochen wurde, ſie auf den Etat der Gemeinde zu übernehmen, da hat der Ma⸗ giſtrat natürlich eine Vorlage ausgearbeitet und iſt nun an die Stadtverordnetenverſammlung heran⸗ getreten mit dem Erſuchen, die Mittel für die Auf⸗ rechterhaltung des Wachtzuges zu bewilligen. Ich habe noch eine Bemerkung zu machen auf die Behauptung des Stadtv. Dr. Broh, daß 2 Mil⸗ lionen ausgegeben worden ſeien. (Stadtv. Dr. Broh: Im 4 jetzt heraus⸗ kommen! Sitzung am 17. f] dem iſt es wohl zu verdanken, daß Dezember 1919 nochmals hervorheben, daß auch der Magiſtrat, wie es ja ſämtliche Redner der Stadtverordneten⸗ verſammlung, mit Ausnahme der Partei der Unab⸗ hängigen, getan haben, die Einrichtung der freiwilli⸗ gen Einwohnerwehr für ſegensreich hält, und daß wir wünſchen, ſie möge der Stadt erhalten bleiben. (Bravo!) Vorſteher Dr Borchardt: Antrag eingegangen: Wir beantragen, der vorgeſchlagenen De⸗ putation die Prüfung der die Einwohnerwehr betreffenden Rechnungen zu übertragen. Heiſe, Eyck, Otto und weitere Unterſchriften. Ferner habe ich mitzuteilen, daß zwei Anträge auf Schluß der Beſprechung eingegangen ſind. Oberbürgermeiſter Dr. Scholz: Meine Damen und Herren! Ich möchte, da der Schluß droht, doch meinerſeits hier noch in Ergänzung der Ausführun⸗ gen meines Herrn Vertreters feſtſtellen, daß der Magiſtrat gegen die Annahme des Antrags Dr. Broh auf Einſetzung eines Ausſchuſſes zur Prüfung der Rechnung nichts einzuwenden hat. Es iſt ein weiterer * Vorſteher Dr Borchardt: Soeben iſt wieder ein Antrag auf Schluß der Beſprechung eingegangen. Auf der Rednerliſte ſtehen die Kollegen Dr. Hertz, Perl, Heiſe, Broh, Eyck, Skaller. (Der Antrag wird angenommen.) Stadtv. Dr Hertz (perſönliche Bemerkung): Ich ſtelle feſt, daß ich durch den Schluß der Debatte ver⸗ hindert bin, die Angriffe ſachlicher Art, die ich in dem Ausſchuß wegen der Behandlung der Vorlage gegen den Magiſtrat vorgetragen habe, hier zur Sprache zu bringen. Ich bin deshalb gezwungen, da dieſe Angriffe außerordentlich wichtige ſachliche Rechte der Stadtverordnetenverſammlung betreffen, ſie bei einer andern Gelegenheit zu erörtern. Stadtv. Dr Broh (perſönliche Bemerkung): Ich möchte dem Herrn Kollegen Stadthagen nur ant⸗ worten, daß er mich mißverſtanden hat. Ich habe kein Wort davon geſprochen, er hätte den Ausdruck „unter aller Kanone“ gebraucht. Ich bitte, nachher mein Stenogramm nachzuleſen. Herr Kollege Stadt⸗ hagen hat ſich während meiner Rede teilweiſe in das Studium einer früheren Rede von mir vertieft, und er meine Rede nicht ſo verſtanden hatft. (Stadtv. Dr Stadthagen: nicht in Ihre Reden erti