812 Sttzung am 17. — Na, ich hoffe, daß ſogar Sie es, wenn Sie es gründlich geleſen haben werden, verſtehen! — Nur in dieſem Sinne wollten wir die Arbeiterräte; da⸗ gegen haben wir für eine Beratungsſtelle, die zu⸗ ſammen mit dem Magiftrat verſucht, die Einwohner über das aufzuklären, was ſie vielleicht zu tun haben, oder über das, was der Magiſtrat zu laſſen hat, nicht das geringſte Intereſſe. Denn die Ar⸗ beiterräte ſind damals — daran will ich Sie nur kurz erinnern — aus dem Gegenſatz zwiſchen Ka⸗ pital und Arbeit, und die kommunalen Arbeiterräte aus dem Gegenſatz zwiſchen der Arbeiterſchaft und der Verwaltungsbürokratie entſtanden, die ja, im Grunde genommen, nur die Angeſtellte des Kapita⸗ lismus iſt. Alſo, da war das Mißtrauen der Be⸗ völkerung, ſoweit ſie proletariſch iſt, gegen die Ver⸗ waltungsbürokratie gegeben, und ſie bejubelte zu⸗ nächſt die Einrichtung der kommunalen Arbeiterräte als derjenigen Inſtanz, die ihr Vertrauen genoß. Damit iſt es nun vorbei, ſoweit eben bisher die Ent⸗ wicklung ging. Jetzt haben wir, die Unabhängigen, zuſammen mit unſeren kommuniſtiſchen Freunden einen kom⸗ munalen Arbeiterrat gegründet, und zwar nicht als Beihilfe des Magiſtrats und dieſer Verwaltung, ſondern als Gegner, als Todfeind dieſer ganzen bürokratiſchen Verwaltung, deren Mängel er auf⸗ decken wird. Und da will ich Ihnen nur noch ein Wort ſagen. Auch mein Beſtreben hier in der Stadt⸗ verordnetenverſammlung ging, wie Sie allmählich wohl nun gemerkt haben, nur darauf hin, die ungeheuren Mängel, die dieſer ganzen In⸗ ſtitution der bürgerlichen Verwaltungsmaſchi⸗ nerie anhaften, ein wenig aufdecken zu helfen. (Zurufe.) — Gänzlich iſt es mir bei Ihnen, die Sie ſelbſt in dieſe verrottete Verwaltungsmaſchinerie ſo verſtrickt ſind und die Sie ferner ſo von der Gottähnlichkeit Ihrer Inſtitutionen, Ihrer Regierung, Ihres Ma⸗ giſtrats überzeugt ſind, natürlich nicht gelungen; hier bei Ihnen wäre alle Hoffnung vergeblich. Aber die, auf die es uns ankommt, werden doch allmählich merken, was hinter dieſen Autoritäten des Magiſtrats und der Stadtverordnetenverſamm⸗ lung in Wahrheit ſteckt: nämlich nur die Ver⸗ tretung eines nackten kapitaliſtiſchen und bürgerlich⸗ philiſtröſen Standpunktes. (Zurufe bei der Demotratiſchen und bei der Bürger⸗ Broh iſt von ſeiner Gottähnlichkeit ſo überzeugt, duß man darüber überhaupt nicht mit ihm debattie⸗ beiterrats ſpricht, ſo wundere ich mich, daß er gerade liche Unterlagen nicht beſtehen darf, t die geſetzli Unterlag ſimd, ſo mußte natürlich ſeme Auflofung erfol ſenleheber K Stadtv. Dr Rothholz: Mir ſcheint, Herr Kollege kann. Wenn er von einer Abwürgung des Ar⸗ Dezember 1910 — Sie können ſich ja im übrigen mit Herrn Noste darüber unterhalten; ich bin nicht dazu da, zwiſchen Ihnen und Ihren Genoſſen einen Streit zu ſchlichten. Meine Damen und Herren, was die Vorlage ſelbſt anbetrifft, ſo wären wir ſelbſtverſtändlich gegen den Antrag, wenn er bezweckte, den Arbeiterrat in irgendeiner Form wieder aufleben zu laſſen. Da⸗ gegen könen wir uns gegen eine Beratungeſtelle nicht erklären, wie das ſchon einer unſerer Redner in einer der letzten Sitzungen zum Ausdruck gebracht hat. Dazu ſei noch folgendes bemerkt. Die Kompetenzen für dieſe Beratungsſtelle ſind nicht ganz klar. Weiter kommt in Frage, ob es richtig iſt, in heutiger Zeit außer den vielen be⸗ ſtehenden Amtsſtellen noch eine neue zu ſchuffen, und ob es nicht angebracht wäre, in einem Ausſchuß dar⸗ über zu beraten, dieſe Beratungsſtelle dem Verſiche⸗ rungs⸗ oder Arbeitsamt anzugliedern, die ſchon viel mit gewerblichen Fragen zu mun haben. Auch die Beſetzung der einzelnen Stellen in dieſer Beratungs⸗ ſtelle muß erörtert werden. Deshalb ſchlage ich Ihnen vor, den Antrag einem Ausſchuß von 15 Mit⸗ gliedern zu überweiſen. Oberbürgermeiſter Dr Scholz: Meine Damen und Herren! Mit Rückſicht auf die beantragte Aus⸗ ſchußberatung, die von zwei großen Parteien ge⸗ wünſcht worden iſt und wohl Annahme finden wird, möchte ich mich heute enthalten, weitere Ausfüh⸗ rungen zur Sache zu machen. Ich möchte allerdings von vornherein eins feſtſtellen: daß im Magiſtrat aus verwaltungstechniſchen und praktiſchen Gründen Die allerlebhafteſten Bedenken gegen die Ausführbar⸗ keit eines ſolchen Antrages beſtehen, und ich möchte Ihnen, um auf die Ausführungen des Begründers des Antrages mit einem Wort einzugehen, nur eine recht inſtruktive Zahl nennen. Er hat nämlich aus⸗ geführt, daß in dem ganzen halben Jahr, vom 1. April bis zum 1. Oktober im ganzen, wenn ich nicht ſehr irre, 2987 Sachen vom kommunalen Ar⸗ beiterrat beraten und erledigt worden ſind. Das klingt außerordentlich viel, ſchrumpft aber lebhaft zuſammen, wenn ich Ihnen gegenüber feſtſtelle, daß an einem einzigen Tage die in der Stadt⸗ verwaltung bearbeiteten Eingänge ziemlich genau Maß erreichen. Sie mögen daraus ent⸗ 4e Juteu mcr maß, deg em Arbetennt hne re und da dem dieſen