Vorſteher Dr Borchardt: Punkt 14 der Tages⸗ ordnung: Anfrage der Stad t v. Karrer und Gen. betr. Eliſabethſchule. Druckſache 297, iſt zurückgezogen. Wir kommen dann zu Punkt 15: Anfrage der Stadtv. Frank und Gen. betr. Kunſt⸗ und Handwerkerſchule. Druckſache 298. Die Anfrage lautet: Iſt dem Magiſtrat bekannt, daß in der Kunſtgewerbe⸗ und Handwerkerſchule kunſt⸗ gewerbliche Arbeiten und Lieferungen, beſon⸗ ders die Herſtellung von Batikſtoffen als Maſſenartikel, fabrikmäßig übernommen und ausgeführt werden, und daß dadurch den ſelb⸗ ſtändigen kunſtgewerblichen Heimarbeitern das Brot genommen wird? Was gedenkt der Magiſtrat zu tun, um dieſem Uebelſtand abzuhelfen? Frageſteller Stadtv. Frank: Meine Damen und Herren! Aus den Kreiſen des Kunſtgewerbes haben ſich verſchiedene Mitbürger an uns gewandt, um dagegen Beſchwerde zu erheben, daß in unſerer ſtädtiſchen Kunſtgewerbe⸗ und Handwerkerſchule Batikſtoffmalereien als Maſſenartikel fabrikmäßig unter Zuhilfenahme der Schüler hergeſtellt werden. Ich weiß nicht, ob allen Anweſenden bekannt iſt, was Batikſtoffmalerei iſt. Es iſt das eine Bema⸗ lung von Stoffen, durch welche dieſelben unter Um⸗ ſtänden veredelt werden. Es kommt dabei ganz auf die Malerei oder Färberei und natürlich darauf an, in welcher Weiſe ſie hergeſtellt werden. Die Stoffe werden gefärbt, bemalt uſw. Das iſt ein großer Zweig des Kunſtgewerbes, womit ſich beſonders auch funſtgewerblich vorgebildete Frauen, aber auch ſonſt Auch unter rbliche Betriebe beſchäftigen. den Malern, beſonders unter den Plakatmalern, wird Batikſtoffmalerei hergeſtellt, und dieſe Gewerbe⸗ treibenden fühlen ſich unter allen Umſtänden dadurch ſchwer geſchädigt, wenn in der Kunſtgewerbe⸗ und Handwerkerſchule derartige Herſtellungen fabrik⸗ mäßig betrieben werden, wie es den Anſchein hat, ich kann vielleicht ſchon ſagen: hatte; denn mir ſind in den letzten Tagen Berichte zugegangen, nach denen es vielleicht nicht ganz ſo ſchlimm kommt, wie wir hier vorausgeſehen haben, und zwar infolge unferer Meine Damen und Herren, die ſtädtiſche Kunſt⸗ rbe⸗ und Handwerkerſchule hat aber auch einen rt geſagt wurde, im Einver⸗ Teil des Schülerrats. Es wer⸗ ge beſchafft und fabrikmäßig Das im Laufe der Zeit immer mehr erſchwert, und ſo eibenden den, w Sttzung am 17.Dezember 1919 teuren Preiſen kaufen, um ihr Geſchäft lebensfähig zu erhalten. Die Kunſtgewerbeſchule wird aber auch Unfall⸗ und Invalidttätsverſicherung, Umſatzſteuer uſw., alles, was jeder ſonſtige freie Gewerbetreibende zu zahlen hat? Das fällt dieſer Schule alles nicht zur Laſt; folglich iſt ſie für uns eine unlautere Kon⸗ kurrenz. Das können wir nicht zulaſſen. Ich könnte in dieſer Beziehung noch manches andere Moment ausführen. Wer gibt z. B. den Spiritus? Es wird viel Spiritus zu dieſer Malerei gebraucht, der auf dieſem Wege ins Ausland geht, und unſere Kunſt⸗ gewerbetreibenden, die ſehr wenig von der Regie⸗ rung zugewieſen erhalten, müſſen den Spiritus zu in der Hauptſache aus ſtädtiſchen Mitteln erhalten, und das iſt nach unſerem Empfinden ein Mißbrauch ſtädtiſcher Mittel. Dagegen müſſen wir ganz ent⸗ ſchieden proteſtieren. Schließlich iſt der freie Ge⸗ werbetreibende auch nicht dazu da, nur die Steuern und Abgaben zu bezahlen und auf dieſem Wege indirekt noch die Mittel für die Erhaltung ſeiner Konkurrenz in der Kunſtgewerbeſchule zu liefern. Die Schüler werden dort, wenigſtens zum Teil, mit einem naturgemäß geringen Lohn für ihre gewerb⸗ lichen Leiſtungen bezahlt, und wir haben das Ge⸗ fühl, daß ſie in dieſer Veiſe ſehr leicht ausgenutzt werden könnten. Wir können das nicht gutheißen, es verſtößt das auch gegen das Schulprogramm, und die älteren Schüler haben einen Proteſt dagegen er⸗ hoben, dem wir uns unter allen Umſtänden an⸗ ſchließen müſſen. Auch wir proteſtieren gegen dieſen Fabritbetrieb in der ſtädtiſchen Kunſtgewerbeſchule und verlangen, daß ſich die Schule ihrer Aufgabe bewußt wird, eine Ausbildungsſtätte der Kunſt⸗ gewerbeſchüler und Kunſtgewerbelehrlinge zu ſein. Magiſtratsrat Dr. Stolze: Meine Damen und Herren! Die Ausführungen des Herrn Stadtv. Frank wären, wie ich auch perſönlich mit ihm ſchon durchgeſprochen habe, meines Erachtens berechtigter, wenn die Vorausſetzungen zuträfen, die er als Grundlage für ſeine Anfrage genommen hat, daß nämlich tatſächlich in der letzten Zeit fabrik⸗ mäßig in der Kunſtgewerbeſchule Arbeiten aus⸗ geführt worden ſind. Ehe ich auf die Einzelheiten näher eingehe, möchte ich aber die Sachlage fol⸗ gendermaßen klären. Die Schüler der Kunſtgewerbeſchule ſind Leute im Alter zwiſchen 20 und 30 Jahren, die im allge⸗ meinen ſchon eine mehrjährige gewerbliche Praris hinter ſich haben und ſich nunmehr zur Erzielung noch größerer künſtleriſcher Fertigkeiten in der Kunſtgewerbeſchule in mehrjähriger Tätigkeit aus⸗ bilden laſſen. Das war früher leichter möglich, als die Betreffenden zur Erlangung ihres Lebensunter⸗ halts auf nur geringe Mittel angewieſen waren; es ſtanden der 1 8 . auch für bedürftige Schüler Stipendien zur erfügung. Aber dieſ Möglichkeit, ihr Leben zu friſten und ſich gleichzeitig künſtleriſch auf der Schule weiter zu bilden, wurd ſind nicht bloß bei uns, ſondern auch in anderen Kunſtgewerbeſchulen Möglichkeiten erwogen wor ie man gerade den begabteſten, aber vielleich Schülern den Beſuch einer derartigen Schul )en kann. Wir haben das im vorigen I ird, ſchon d durch zu ermöglichen verſucht, daß wie e uer, auch nach dem Vorb chulen, eingeführt ha von Mitte Juli bis 18