Sitzung am 17. und zwar deshalb, weil die Beamten unter dieſen teuren Lebensverhältniſſen nicht mehr ihr Leben friſten können, ſondern eine Aufbeſſerung nötig haben. (Stadtv. Otto: Und Sie haben dagegen geſtimmt!) — Wir haben nicht dagegen geſtimmt. (Lebhafte Rufe: Jawohl!) Wir haben aus den Gründen dagegen geſtimmt, 2 (Na alſo!) weil die Sache zu übereilt gekommen iſt und unſere berechtigten Forderungen in bezug auf die unteren Beamten nicht ſo berückſichtigt worden ſind, wie wir es ver . Aus den Gründen haben wir nicht dagegen geſtimmt, ſondern wir haben uns der Stimme enthalten. (Zurufe bei der Demokratiſchen Fraktion.) Nun treten die Arbeitsloſen, die Aermſten der Aumen, an uns heran, und zwar aus denſelben Gründen, daß es ihnen heute bei dieſen teuren Lebensverhältniſſen unmöglich iſt, ihre Familien ſo zu ernähren, wie es unbedingt nötig iſt. Sie treten an uns mit der Bitte um eine Weihnachtsbeihilfe heran, und zwar in Höhe der laufenden Unterſtützung. Ich kann Ihnen erklären, daß ich als Arbeitsver⸗ mittler einigermaßen die Verhältniſſe kenne und ſtändig mit den Arbeitsloſen Fühlung habe. Wochen⸗, monatelang müſſen dieſe Arbeitsloſen herumlaufen, um nur Arbeit zu erhalten; das kann ich Ihnen jederzeit beſtätigen. Es iſt ihnen auch nicht möglich, außerhalb Arbeit zu finden, und zwar deshalb, weil dort ebenſogut wie hier in Berlin eine Wohnungs⸗ not vorhanden iſt. Hunderte von Fällen kann ich Ihnen anführen, in denen die Arbeitsloſen mit der Frage an mich herangetreten ſind, ob es nicht möglich wäre, nach außerhalb Arbeit zu erhalten. Es muß ihnen ſtets und ſtändig erklärt werden, daß für An⸗ verheiratete eine Arbeitsvermittlung dorthin wohl möglich iſt, nicht aber für Verheiratete, weil dieſe wegen des Wohnungsmangels dort nicht Arbeit nehmen können. Ich kann hier mitteilen, daß ge⸗ rade den Arbeitern, die 5 Jahre im Felde geweſen find, erklärt wurde, wenn ſie beim Arbeitgeber an⸗ fragten oder bei uns vermittelt worden waren: Sie waren ja 5 Jahre im Felde, ich kann Sie nicht ge⸗ (Zuruf bei der Bürgerlichen Fraktion: Na, na! alte Arbeitgeber mußte ihn doch einſtellen!) („das kann ich Ihnen erklären. Er Jahre 1914 bei Aus⸗ itslos geweſen ſind gen iſt⸗ Sie ver⸗ kämpfen bis 10 Dezember 1919 ſtände nicht wollen, dann müſſen Sie doch zugeben, daß wir unter dieſen Verhältniſſen zum mindeſten dazu beitragen müſſen, daß die Arbeitsloſen zu Weih⸗ nachten eine Unterſtützung erhalten. Ich kann Ihnen aus meiner praktiſchen Erfahrung heraus erklären, daß ich ſtets und ſtändig Leute abweiſen muß, die ich nicht vermitteln kann, weil ſie noch nicht lange genug arbeitslos ſind, weil noch Arbeitsloſe vor⸗ handen ſind, die ich zuerſt vermitteln muß, weil ſie ſchon länger arbeitslos ſind. Dann kommt noch eins in Frage. Während der ganzen Kriegszeit und namentlich jetzt hat ſich der Zuſtand herausgebildet, daß die Unternehmer vor⸗ wiegend Spezialiſten verlangen. Es kann ſich der einzelne Arbeiter oftmals auf eine beſtimmte Arbeit einarbeiten; aber leider werden dieſe Arbeitskräfte, trotzdem ſie arbeitswillig ſind und gern für ihre Familie ſorgen wollen, ſehr häufig abgewieſen. Das möchte ich Sie zu berückſichtigen bitten und Sie ferner erſuchen, unſerem Antrag Ihre Zuſtimmung zu geben. 2 Stadtrat Ahrens: Meine Damen und Herren! Ich habe zu dem Antrage der Herren von der Un⸗ abhängigen Fraktion im Auftrage des Magiſtrats nur einige tatſächliche Feſtſtellungen zu machen. Ich möchte in erſter Linie ſagen, daß der Antrag zur Ausführung für den Magiſtrat reichlich ſpät ein⸗ gelaufen iſt. Es ſind noch ganze 7 Tage bis zum Weihnachtsfeſt, und ich weiß nicht, wie wir in dieſer Zeit die Teſtſtellung treffen ſollen, die auch in dem Antrage nicht klargelegt iſt, an wen die Unterſtützung zu zahlen iſt. In dem Antrage ſteht wohl drin, daß die Beihilfe an diejenigen zu gewähren ſei, die Ar⸗ beitsloſenunterſtützung beziehen, aber in welcher Weiſe wir die Ungerechtigkeiten, die durch den An⸗ trag entſtehen, überbrücken ſollen, iſt nicht klargelegt. Ich hätte deswegen gewünſcht, daß der Antrag min⸗ deſtens vier Wochen vorher eingelaufen wäre, um ihn in einem Ausſchuß vorzuberaten. Ich mache darauf aufmerkſam, daß wir bei Gewährung der Arbeits⸗ loſenunterſtützung an Fälle zu denken haben, die l6 lich vorkommen, ob beiſpielsweiſe — nehmen wir Stichtag den 20. Dezember an — derjenige, der bis zum 15. Dezember in gut bezahlter Stellung ge⸗ ſtanden hat, am folgenden Tage arbeitslos wind und am 20. das Recht auf Erwerbsloſenunterſtützung er⸗ wirbt, auch das Anrecht auf Weihnachtsunterſtützung hätte. Umgekehrt kann der Fall eintreten, daß der⸗ jenige, der vier Monate lang, bis zum 17. De⸗ zember arbeitslos war, vielleicht am 18. Arbeit be⸗ kommt und nunmehr, weil er Arbeit hat, die Wei nachtsunterſtützung nicht bekäme. Alle dieſe D die ich im einzelnen nicht weiter erörtern will, die ſich bei der Erwerbsloſenfürſorge aber tagtäalich er⸗ eignen, ſind in dem Antrage nicht berückſichti konnten auch nicht berückſichtigt ſein, müſſen aber bei der Ausführung berückſichtigt werden. Deshalb bedaure ich, daß der Antraa ſo ſpät kommt, und des⸗ halb hätte, wie ich ſchon ſagte, der Antrag früher eingereicht werden und eine Ausſchußberatung ſtatt finden müſſen. Sie würden ſonſt die Verantwortun für die Ausführung dieſes Antrags einfach dem De