652 halbes Jahr bummelt, ſehen Sie, daß es wirklich in der Induſtrie, und gerade hier in Berlin, ſehr traurig ſteht, und daß es nicht möglich iſt, den Ar⸗ beitsloſen, die ſchon § bis 10 Monate nicht arbeiten, eine Arbeitsgelegenheit zu ſchaffen. Ich kann Ihnen auch erklären, daß Arbeitsloſe Schnee ſchippen ge⸗ gangen ſind. Das alles haben ſie getan, um nich: arbertslos zu bleiben. Sie werden ſich am Weih⸗ nachtsfeſt ſelbſtverſtändlich die Gänſe braten, Wurſt und Schinken kaufen können; aber für die Arbeits⸗ loſen haben Sie nicht ein paar Pfennige übrig, da⸗ mit ſich dieſe wenigſtens die notwendigſten Lebens⸗ mittel, die ſie auf Karten bekommen, kaufen können. Schämen ſollten Sie ſich etwas, ſich den Arbeitsloſen gegenüber in einer ſo brutalen Weiſe auszuſprechen, wie es Frl. v. Gierke getan hat. (Zwiſchenrufe von der Tribüne. — Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher Dr Vorchardt: Es iſt ſchon wieder auf der Tribüne ein Zwiſchenruf gefallen. Ich er⸗ ſuche die Beamten, den Zwiſchenrufer zu entfernen. (Zuruf von der Tribüne: Ja, ich gehe ja ſchon, aber die Stunde kommt! Schämen ſollten Sie ſich was, für die Arbeitsloſen nicht einen Pfennig zu haben!) Ich bitte die Beamten, den Zwiſchenrufer zu ent⸗ fernen. (Stadtv. Dr Broh: Nun iſt ja der Staat gerettet; dadurch vermeiden wir ſicher den Bankrott!- — Stadtv. Frl. v. Gierke: Dadurch verhetzen Sie nur die Leute! — Stadtv. Dr. Hertz: Sie ver⸗ hetzen ſie!) Stadtv. Frau Klockow (perſönliche Bemertung): Ich möchte Herrn Dr Hertz auf ſeine Frage, ob ich ſchon arbeitslos geweſen bin, nur ſagen, daß ich auch hätte arbeitslos ſein können. Als ich vor langen Jahren nach Berlin kam, hatte ich hier keine Freunde und niemand, der für mich ſorgte. Ich mußte, auf meine Arbeit angewieſen, verſuchen, hier vorwärts⸗ zukommen, weil ich weiter ſtudieren wollte. Ich habe mich nicht geſcheut, von einem Ende der Stadt zum anderen für das geringe Entgelt von 75 § die Stunde, von dem ich noch das Fahrgeld zu erlegen hatte, zu fahren, um zu arbeiten. Ich möchte Herrn Dr Hertz fragen, ob er und ſeine Freunde heute den Arbeitern auch ſagen würden: nehmt Arbeit auf jeden Fall. Ich habe das getan, weil ich mir ſagte, daß man nur auf dieſe Weiſe weiter vorwärts⸗ kommen kann. Das aber iſt das Unheil heutzutage, daß man die Arbeiter auf jede Weiſe aufhetzt und unzufrieden macht. Und wenn über Arbeitsloſe ge⸗ 5 Ie e wird, dann müſſen wir uns klarmachen, daß : erſt arbeitet; wenn die Leute ſehen, daß ihr Sitzung am 17. Schd darin liegt, zaß man den Lenten nihtſ mcheig Kes. merwen ſe enc ach qu beſeren urbeiten Dezenber 10 Wir kommen mmmmehr zur Abſtimmung. Es liegen zwei Anträge vor: erſtens der Antrag Dr Hert. (Stadtv. Dr Hertz: Ich ziehe den Antrag zugunſten des Antrages Zucker zurück!) Dann liegt nur noch der Antrag Grollmus⸗Zucker vor, den ich noch einmal verleſe: Die Stadtverordnetenverſammlung wolle heſchließen, den Magiſtrat zu erſuchen, in An⸗ betracht der großen Not der Erwerbsloſen dieſen eine Weihnachtsunterſtützung zu zahlen. In Betracht kommen Erwerbelnſe, deren Be⸗ dürftigkeit vor Zahlung der Winterbeihilfe ge⸗ prüft und durch deren Bewilligung erwieſen iſt. Die Weihnachtsumterſtützung ſoll in gleicher Höhe bemeſſen werden wie die Arbeits⸗ loſenunterſtützung, die an die betreffenden Per⸗ ſonen in der Woche vom 15. bis einſchließlich 20. Dezember zur Auszahlung gelangt. Zu dieſem Zwecke ſind 200 000 ℳ bereitzuſtellen. Ich bitte, daß diejenigen, die den Antrag annehmen wollen, mit Ja antworten, die anderen mit Nein. Wir beginnen bei der zweiten Spalte. (Der Namensaufruf erfolgt. Das Ergebnis wird ermittelt.) Es iſt hier eine Verwechflung paſſiert. Der Stadtv. Hübner iſt nicht aufgerufen worden; er iſt mit der Stadtv. Frau Huber verwechſelt worden. Ich muß deshalb die Abſtimmung noch einmal eröffnen. (Zurufe bei den Unabhängigen Sozialdemokraten.) — Ich muß feſtſtellen, daß ich die Abſtimmung noch einmal eröffne und den Stadtv. Hübner noch zur Abſtimmung zulaſſe. Das iſt geſchehen, und nun⸗ mehr iſt die Abſtimmung geſchloſſen. (Es ſtimmen mit I a Die Stadtverordneten Bade, Dr Borchardt, Dr Broh, Grollmus, Heidrich Dr Hertz, Hilſe, Hildebrandt, Horl Junck, Karrer, Kiefer. Klen, Iran Irau Leupold, Guſtav Leupold, ſtein, Noack, Perl, Richter, Dr Suſe, Toſt, Weidlich, Wilk und Frau 3 mit Nein