Sitzung am 17. deren hineinzuverſetzen; aber daß uns ſolche großen Klüfte trennen, wie ſie ſich durch die Ausführungen des Fräulein v. Gierke zwiſchen unſerer und Ihrer Auffaſſung. über Wohltätigkeit und zweckmäßige Wohltätigkeitsausübung bemerkbar gemacht haben, das hätte ich denn doch nie für möglich gehalten. Meine Damen und Herren, es iſt geradezu be⸗ ſchämend für uns, wenn die Armen draußen hören, daß wir über ſolche Zwirnsfäden, wie ſie heute hier aufgezogen wurden, ſtolpern müſſen, daß wir darüber ſtreiten, ob wir den Armen überhaupt erwas zu geben haben. Ich habe gerade angenommen, daß Sie in allererſter Linie davon überzeugt und innerlich da⸗ von durchdrungen ſind, daß den Armen in jeder Weiſe zu helfen iſt. Und trotzdem erlebe ich heute bei Ihnen dieſe Ablehnung. (Zuruf bei der Demokratiſchen Fraktion: haben ja nicht abgelehnt!) Wir Ich kann mir, offen geſagt, den Zuſammenhang nicht klarmachen. (Zuruf bei der Demokratiſchen Fraktion: Sie ſprechen gegen etwas, was nicht mehr iſt!) — Aber Sie geſtatten doch, daß ich auf das, was früher war, zurückkomme, Herr Kollege Eyck, trotz⸗ dem es Ihnen unangenehm zu ſein ſcheint. (Wiederholte Zurufe bei der Bürgerlichen Fraktion. — Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher Dr. Borchardt (unterbrechend): Ich bitte, doch die Zwiegeſpräche zu unterlaſſen! Stadtv. Horlitz (fortfahrend): Ich habe mir nie erlaubt, Ihre Ausführungen zu unterbrechen. Ich bitte, nun auch mich ſagen zu laſſen, was ich zu dieſem Gegenſtand auszuführen habe. — Meine Damen und Herren, ich kann vor allen Dingen nicht ann in hier von Herrn Stadtrat Goeritz 23 1 von dem Herrn Oberbürgermeiſter erhoben worden, daß der Antrag 2 nd gekommen iſt. und dieſer Sache haben, hat ſich nur gegen eine Form der Ausfüh⸗ Dezember 1919 2 willigung von Millionen handelte, ſo außerordent⸗ lich ſchnell gearbeitet, daß wir in dieſem Fall, wo es gilt, einige zehntauſend Mark für die Armen zu bewilligen, dieſes Argument unter keinen Umſtän⸗ den anführen ſollten. Und von dem Herrn Ober⸗ bürgermeiſter, bei dem ich immer mit Freuden ein hohes Maß von ſozialem Verſtändnis feſtgeſtellt habe, hätte ich am allerwenigſten erwartet, daß er ſich hinter dieſen formalen Vorwurf verſchanzt und warnend darauf hinweiſt, daß wir in Zukunft der⸗ artige Dinge rechtzeitig vorher beantrggen ſollten. 1 (Zuruf.) — Ueber die Berechtigung dieſes Einwands an ſich, verehrter Herr Kollege, will ich nicht ſtreiten; aber wenn ich die Verpflichtung habe, die große Not einigermaßen zu lindern, dann ſollte ich mich be⸗ mühen, formale Gründe möglichſt wenig anzuführen und die Verteilung der Mittel, die wir auswerfen wollen, dadurch nicht zu erſchweren. Wir ſtimmen dem Antrag, der von dem Herrn Kollegen Meyer geſtellt worden iſt, durchaus zu und erwarten, daß er einſtimmig angenommen wird. Wenn außerdem noch davon geredet worden iſt, daß die rechtzeitige Verteilung der zur Verfügung geſtellten Summe auf Schwierigkeiten ſtößt, ſo möchte ich darauf hinweiſen, daß es uns nicht un⸗ 2 bedingt darauf ankommt, daß die Armen, die wir hier bedenken wollen, nun unter allen Umſtänden bis zu Weihnachten in den Beſitz dieſer Summe ge⸗ langen. Es würde durchaus nichts ſchaden, wenn auch noch einige Tage nach Weihnachten mit der Verteilung dieſer Summe hingehen. Die Haupt⸗ ſache iſt für uns die, daß den Armen wirklich in dieſer beſcheidenen Weiſe geholfen wird. Stadtv. Meyer 1: Meine Damen und Herren! Es fällt mir einigermaßen ſchwer, dem Herrn Kol⸗ legen Horlitz, der in ſehr liebenswürdiger Weiſe zu meinem Gunſten von dem ihm erteilten Worte zu⸗ rückgetreten iſt, eine Unfreundlichkeit zu ſagen. Ich muß ihm aber doch bemerken, daß ich mir ſeine Aus⸗ führungen nicht gut anders zu erklären vermag, als daraus, daß er auf andere Reden von dieſer Seite aus vorbereitet geweſen iſt, als auf diejenige, die ich gehalten habe. (Sehr gut! bei der Demokratiſchen Fraktion.) Ee Herr Kollege Horlitz hat ſeiner Freude darüber Ausdruck gegeben, daß wir unſeren Standpunkt ge. ändert haben. Es kann gar keine Rede davon ſein, daß wir das getan haben; denn wir haben von vorn herein unſeren grundſätzlichen Willen, in der Rich⸗ tung des Antrags etwas zu tun, dadurch zu erkennen gegeben, daß wir trotz der unverhältnismäßig und unnötig ſpäten Einbringung des Antrags der Un⸗ abhängigen heute die Dringlichkeit beſchloſſen haben. Auch in der Ausſprache haben wir uns in keiner Weiſe ablehnend gegen die Hilfsaktion verhalten. Unſererſeits iſt zu dieſer Angelegenheit vor der Pauſe überhaupt nicht das Wort ergriffen worden, und auch Fräulein von Gierke, wenn ich das hier ſagen darf, ohne von ihr den Auftrag bekommen zu rung ewendet, die ſie für bedenklich gehalten hat, 2