Stadtv. Dr. Eyck (zur Geſchäftsordnung): Herr Kollege Hertz hat inſofern recht, als er natürlich jederzeit einen Abänderungsantrag zu unſerm An⸗ trag einbringen kann, aber nur inſoweit, als dieſer Abänderungsantrag im Gegenſtande ſich mit dem von uns eingebrachten Antrage deckt. Sowie ſein Antrag einen neuen Gegenſtand umfaßt, iſt dieſer Antrag geſondert zur Verhandlung und Abſtimmung zu bringen. Es iſt infolgedeſſen, wenn der Antrag heute zur Verhandlung kommen ſoll, für ihn die Beſchlußfaſſung der Dringlichkeit notwendig. Der Weg alſo, den der Kollege Dr Hertz vorſchlägt, iſt nicht gangbar. Seine Ermahnung, wir ſollten auf den Boden ſeines Antrags treten, wenn uns daran läge, die Angelegenheit in Güte zu erledigen, möchte ich dahin beantworten: uns liegt daran, die Ange⸗ legenheit der Armen heute in einer ſachlichen Weiſe zu erledigen; die Angelegenheit der Erwerbsloſen iſt bereits durch die frühere Abſtimmung erledigt, und wir haben nicht die geringſte Veranlaſſung, die Sache nochmals von vorn aufzufädeln. (Sehr richtig! bei der Demokratiſchen und der Bürgerlichen Fraktion.) Vorſteher Dr. Borchardt: Da alſo Widerſpruch erhoben iſt, will ich darüber abſtimmen laſſen, ol die Verfammlung noch einmal in eine Diskuſſion un. Antrags über Erwerbsloſenbeihilfe eintreten will. (Zuruf von den Demokraten: Geht nicht!) Stadtv. Otto (zur Geſchäftsordnung): Ich gaube, verehrter Herr Vorſteher, wir kommen aus der Sachlage nur heraus, wenn Sie die Frage ſo ſtellen: wer iſt dafür, daß dieſer Antrag als dring⸗ licher Antrag heute noch verhandelt wird. Nur ſo werden wir unſerer Geſchäftsordnung gerecht. Vorſteher Dr Borchardt: Ja, Herr Kollege Otto, ich gebe zu, daß Sie recht haben, und ich ſtelle die Frage, ob der Dringlichkeit dieſes Antrags widerſprochen wird. (Rufe bei der Demokratiſchen und der Bürgerlichen 2 Fraktion: Jawohl!) — Dann iſt es nicht möalich. den Antrag in der Form heute zur Verhandlung g zu bringen. ich doch darauf hin⸗ Sitzung am 17. J Antrag dahin abzuändern, daß ausdrücklich die jvermieden hätten, überhaupt derartige Anträge zu Dezember 1919 Vorſteher Dr Borchardt (unterbrechend): Herr Kollege, darf ich Sie darauf aufmerkſam machen, daß die Beratung über den Antrag wegen der Armen⸗ unterſtützung noch nicht beendet war, und daß von der rechten Seite nur ein Redner geſprochen hatte, und zwar ein Redner der ſogenannten bürgerlichen Partei, nicht der demokratiſchen Partei. Stadtv. Dr. Löwenſtein (fortfahrend): Ich be⸗ richtige mich gern dahin, daß eine Rednerin dieſer rechten bürgerlichen Partei in ihrem und, wie ſie glaubte, auch im Namen eines größeren Teils ihrer Freunde geſprochen und ſich ausdrücklich ablehnend verhalten hat, (Zuruf rechts: Gegen den Grundſatzl) und daß dieſes einfache Ablehnen aus mehr oder weniger formalen Bedenken, die, wie das Verhalten jetzt zeigt, ſcheinbar auch zu beheben ſind, uns außerordentlich erregt und zu Ausdrücken und Be⸗ urteilungen verleitet hat, die wir, weil wir dies nicht e öffentlich ausſprechen, lieber für uns behalten hätten. Ich muß auch ferner feſtſtellen, daß ſeitens der bürgerlichen Demokraten die Verhandlung unſeres dringlichen Antrags, eines Antrags, der eine durch⸗ aus andere Tendenz inſofern hat, als er alle for⸗ malen Bedenken zu vermeiden ſucht, die der Magi⸗ ſtrat bei der Unterſtützung der Erwerlsloſen erhoben hatte, auch wiederum aus formalen Bedenken unmög⸗ lich gemacht worden iſt. Aber ich freue mich dar⸗ über, daß man wenigſtens den Bedürftigen — ſo „eißt es ja wohl in dem Antrag — helfen will. Ich bin jedoch der Meinung und erlläre das im Namen meiner Freunde, daß die Summe von 80 000 ℳ, die vorgeſehen iſt, nicht genügt für den weiteren Kreis der Bedürftigen, der nach dieſem Antrage nicht bloß auf diejenigen ausgedehnt werden foll, die Armenunterſtützung beziehen, ſondern auf alle die⸗ fonigen, die nach Prüfung des Magiſtrats bedürftig ſind. Ich ſtelle daher den Abänderungsantrag zu dieſem Antrage, daß die Summe auf 250 000 ℳ erhöht wird und daß unter den Bedürftigen nach dieſem Antrag auch diejenigen erfaßt werden, die durch Arbeiteloſigkeit bedürftig ſind. Ich bitte, den Armen, Erwerbsloſen und andere Bedürftige in dieſem Antrag mit einbegriffen werden. Wenn es ſtimmt, daß Sie nur formale Bedenken gegen die Erledigung dieſer Sache gehabt haben, daß Sie ſachlich aber damit einverſtanden ſind, daß allen Bedürftigen geholfen werden ſoll, dann müſſen Sie konſequenterweiſe unſerm Antrage zuſtimmen. Tun Sie es nicht, ſo zeigen Sie damit, daß es mit Ihrem ſozialen Willen zur Tat durchaus mangel⸗ haft beſtellt war. Wir geſtehen Ihnen gern zu, daß auch wer es bedauern, daß wir den Antrag nicht früh genug geſtellt haben. Ich hatte ſchon geſagt, daß wir es ſtellen, wenn nicht die dringende Not in letzter 5 kraß an uns herangetreten wäre. Der Herr Oberbürgermeiſter kann verſichert ſein, daß wir all den Fragen ſozialer Fürſorge, die planvo net werden müſſen, früh genug an den Magi⸗ unft herantreten werden. Wir wollen