— 75 — Das Gebäude iſt gegen die Nachbarhäuſer der Roſinen⸗Straße nicht unerheblich zurückgeſchoben, weſentlich deshalb, weil der ſtehenbleibende Theil, der Anbau vom Jahre 1877 ſchon um 3,75 m hinter der Bauflucht errichtet iſt. Um hier indeſſen nicht zu viel an Terrain einzubüßen, ſind in der Vorderfront 2 Riſalite gebildet, welche die Ungleichheit der Arentheilung und die beſondere Behandlung der Architektur der Aula⸗Etage zu vermitteln beſtimmt ſind. Da der höheren Mädchenſchule ein beſonderer Hof gegeben werden mußte, da ferner die auf dem zurückliegenden Theile des Grundſtücks ſchon vorhandenen Baulichkeiten auch von der Roſinen⸗ Straße aus einen Zugang erhalten ſollten, ſo iſt an der Nordſeite des Gebäudes eine beſondere Durchfahrt hergeſtellt, welche mit der höheren Mädchenſchule in keinerlei Verbindung gebracht 1. Das Gebäude enthält 13 Klaſſenräume, eine Aula, einen Zeichenſaal, zwei Raume für Phyſik und Chemie, eine Bibliothek, ein Conferenzzimmer, ein Rectoratszimmer, eine Dienſtwohnung für den Rector und eine ſolche für den Schuldiener. Letztere liegt im Souterrain, erſtere im Erdgeſchoß. Das Erdgeſchoß enthält außer der Dienſtwohnung des Rectors nur Verwaltungs⸗ räume, das erſte Stockwerk nur Klaſſenräume und den Zeichenſaal, das zweite Stockwerk 5 Klaſſen⸗ zimmer, die Räume für Phyſik und Chemie ſowie die Aula, welche eine größere Etagenhöhe erhalten hat und ſomit auch in der äußeren Erſcheinung des Gebäudes als hervorragender Raum ſich bemerkbar macht. Die Dienſtwohnung des Rectors iſt ſo eingerichtet, daß durch Fortnahme einiger Wände der Corridor des Erdgeſchoſſes durchlaufend hergeſtellt wird und aus den Wohnzimmern noch 5 neue Klaſſen geſchaffen werden können. Von den beiden Treppen war die eine in dem ſtehengebliebenen Gebäudetheile ſchon vor⸗ handen; ſie iſt bis in das oberſte Geſchoß weiter geführt. Die zweite neue Treppe iſt der erſteren ſymmetriſch auf der anderen Gebäudeſeite angelegt und bis in das Dachgeſchoß durchgeführt Den Trerpen entſprechend ſind die beiden Hauseingänge (außer der Durchfahrt) ſo angeordnet, daß die Treppen gleich dahinter liegen, ſo daß dieſe beim Betreten des Hauſes direkt erreicht werden. Das Kellergeſchoß, die Corridore und die Treppen ſind gewölbt, reſp. maſſiv hergeſtellt. Zur Beheizung iſt eine Warmwaſſerheizung gewählt worden; die nur zeitweiſe benutzten Räume, wie Conferenzzimmer ꝛc. ſowie die Wohnung des Rectors ſind mit Kachelöfen verſehen Die Facaden ſind in einfachen Formen mit maſſivem Hauptgeſims in Ziegelrohbau ausge⸗ führt. Die ſtehen bleibenden Theile des älteren Gebäudes hal en dabei und ſpeziell bei der Aus⸗ wahl der Verblendziegel die Norm abgeben müſſen. Die Aula von 106 qm Grundfläche hat einen reicheren maleriſchen und plaſtiſchen Schmuck erhalten und dient außer zu den Schulfeierlichkeiten auch zur Abhaltung des Geſangunterrichts der höheren Klaſſen. Die Koſten des Baues waren auf 220 000 ℳ. veranſchlagt, der Bau hat aber laut Ab⸗ rechnung nur 181 568,03 ℳ beanſprucht. Das Gebäude iſt am 3 October 1888 der Benutzung übergeben worden. Es mag ferner hier noch eines Umbaues Erwähnung geſchehen, der in Folge der im Jahre 1887/88 eröffneten neuen großen Schulgebäude möglich geworden iſt: des Umbaues des alten Schulgebäudes in der Kirch⸗Straße Nr. 2 zum Bureaugebäude für die Steuerverwaltung. Wenn dieſer Umban an ſich auch nicht von Bedeutung iſt und nur 11 697,77 ℳ Koſten beanſprucht hat, ſo iſt er doch ein beredtes Zeugniß für die rapide Entwickelung des ganzen Gemeinweſens von Charlottenburg. Es war ſchon lange ein Uebelſtand, daß die Steuer⸗Bureaus, ſpeciell die Steuer⸗ Kaſſe in ſehr beſchränkten Räumen im Rathhauſe ſelbſt untergebracht waren, im beſonderen waren die Räume der Kämmereikaſſe ſchon geraume Zeit nicht mehr hinreichend, um dem geſteigerten Verkehr dieſes Verwaltungszweiges zu genügen. Es iſt nunmehr die ganze Steuerverwaltung abgezweigt 10