11 — einzelne größere Etabliſſements und abgeſehen von der vorgeſchriebenen Ueberführung der be⸗ ſtehenden Zwangskaſſen — keine organiſirten Ortskrankenkaſſen zu errichten, weil wir ſolche bei der großen Verbreitung der eingeſchriebenen Hilfskaſſen und bei der damaligen geringeren Einwohnerzahl, die überdies nach Berlin gravitirte, nicht für lebensfähig hielten. Inzwiſchen haben ſich die Verhältniſſe der Stadt durch das rapide Wachsthum der Bevölkerung völlig geändert. Die Gemeindekrankenverſicherung, von der wir annehmen mußten, daß ſie nur wenige Mitglieder zählen würde, iſt von Jahr zu Jahr gewachſen und zählte am Schluß des Jahres 1890 mehr als 7000 Mitglieder. Die Verwaltung der Gemeinde Krankenverſicherung legt der Stadt nicht nur große finanzielle Opfer auf, ſondern es ergaben ſich aus dem Fehlen eines Verwaltungsorganes aus der Mitgliederzahl ſo zahlreiche Schwierigkeiten, daß wir einer Anregung der Stadwerordneten Verſammlung entſprechend uns entſchloſſen, eine anderweite Organiſation der Krankenverſicherung herbeizuführen. Wir traten deshalb mit verſchiedenen Berufszweigen und Inhabern größerer Betriebe in Verbindung, um die Errichtung von berufsgenoſſenſchaftlichen Ortskrankenkaſſen bezw. Betriebskrankenkaſſen zu veranlaſſen. Schließlich machten wir uns jedoch dahin ſchlüſſig, eine einzige allgemeine Ortskrankenkaſſe zu errichten, das Weiterbeſtehen der bisherigen Orts⸗ krankenkaſſe und der Betriebskrankenkaſſen wird dadurch nicht berührt. Ueber das Ergebniß dieſer Maßnahmen wird im nächſten Jahr ausführlich berichtet werden. Aus dem Regierungsbezirk Lüneburg wurde die Betriebskrankenkaſſe des Ingenieurs F. Hartig hierher verlegt. Für die ärztliche Behandlung der Mitglieder der Gemeinde⸗ Krankenverſicherung waren zwei Aerzte und zwar die Aerzte Dr. Peyſer und Dr. Bauer beſtellt. Bei denſelben fanden im Jahre 1890 3480 Krankenmeldungen ſtatt, welche ſich auf 1830 innere und 1542 äußere Krankheiten bezogen. 1432 Mitglieder waren arbeitsunfähig. Die Zahl der Konſultationen betrug 14 466, der Krankenbeſuche 1467. Krankheits⸗ beſcheinigungen wurden 4569 ertheilt, und 328 erkrankte Mitglieder dem Krankenhauſe überwieſen. Drei eingeſchriebene Hilfskaſſen wurden neu errichtet, nämlich die Zuſchuß, Krankenunterſtützungs und Begräbnißkaſſe des Gewerkvereins der deutſchen Bauhandwerker und anderer Perſonen, Sterbe und Unterſtützungskaſſe der Charlottenburger Fabrik und Hand⸗ arbeiter Krankenkaſſe. Doktor und Medizinkaſſe für die Mitglieder der Charlottenburger Fabrik und Handarbeiter Kranken Kaſſe. Es beſtehen mithin 14 eingeſchriebene Hilfskaſſen. Ueber die hier beſtehenden Krankenkaſſen, deren Thätigkeit und Finanzlage im Jahre 1890 geben die nachfolgenden vier Nachweiſungen Aufſchluß. 2*