Das Recht der Erhebung des Stättegeldes auf den Wochen⸗ und Jahrmärkten hat ebenfalls der Kaufmann Hermann Krüger für 16020 ℳ jährlich bis Ende März 1894 gepachtet. Es wurden 3 Kram⸗ (Jahr⸗) Märkte abgehalten. Die Wochenmärkte fanden ſtatt: auf dem Wilhelms⸗ Platz und in der Spree Straße Montags und Donnerſtags, auf dem Wittenberg Platz Dienſtags und Freitags, Mittwochs und Sonnabends, auf dem Friedrich Karl Platz Dienſtags, Freitags und Sonnabends. Der letztgenannte Markt findet am Sonn⸗ aabend Nachmittag von „ Uhr, die übrigen Märkte finden Vormittags bis 1 Uhr ſtatt. In der Organiſation der Orts Polizei Verwaltung ſind Ver⸗ änderungen nicht eingetreten. Die ſächlichen Ausgaben haben 44 546,18 ℳ gegen 42 441,26 ℳ im Vorjahre betragen. Dieſe als mäßig zu bezeich⸗ 5 in der March Straße (Knie) nende Steigerung entſpricht den in Folge der Vermehrung des Perſonals 1 entſtandenen größeren Anforderungen. Die Einnahmen find den Aus⸗ 5 gaben entſprechend geſtiegen; ſie betragen 23 420 ℳ gegen 19 878,65 ℳ im Vorjahre. Seitens der hieſigen Polizei Direktion wurden 1427 Bau⸗ erlaubnißſcheine, 204 Paßkarten, 213 Reiſepäſſe, 217 Jagdſcheine, 62 Geſindedienſtbücher und zwar 162 für männliche Perſonen, 700 für weib⸗ liche Perſonen, 773 Arbeitsbücher und zwar 563 für männliche und 210 für weibliche Perſonen, 5324 Schiffsausladeſcheine und zwar 2568 für die Spree und 2756 für den Kanal ausgefertigt. Es wurden ferner 1987 Unterfuchungen von Nahrungs⸗ und (Genußmitteln ausgeführt und zwar 146 bei Milchhändlern, wobei keine Kontravention ermittelt iſt, 1841 bei Kaufleuten und Händlern, bei welchen 6 Uebertretungen ermittelt ſind. Die Zahl der vorläufigen Straffeſtſetzungen betrug 8859 gegen 6781 im Vorjahre, iſt mithin um 30,64 % geſtiegen. Insbeſondere ſind Straf⸗ mandate wegen groben Unfugs 309, wegen Uebertretung des Straßen⸗ Polizei Reglements 4758, wegen Meldekontravention 498, wegen Maaß⸗ und Gewichts Kontravention 162, wegen Schulverſäumniſſen 972, Land⸗ ſtreichens und Bettelns 13 und Verletzung der Militärpflicht 111 erlaſſen. Im Jahre 1891 ſind 158 Verhaftungen und 95 Feſtnahmen und zwar 36 auf Befehl und 59 aus eigener Veranlaſſung ausgeführt. Ver⸗ wahrungen im öffentlichen Intereſſe waren 61 wegen Trunkenheit und 165 wegen Obdachloſigkeit erforderlich. Wegen Bettelns und Vagabondirens ſind 308 Perſonen gegen 128 im Vorjahre eingeliefert und davon 17 gegen 21 im Vorjahre einer Korrektionsanſtalt überwieſen. Zur Zwangs⸗ erziehung ſind 2 Kinder untergebracht. Es ſind verfolgt wegen Vergehens gegen §§ 0—109 des Strafgeſetzbuches 2, Widerſtandes gegen die Staatsgewalt 19, Verletzung der öffentlichen Ordnung 63, falſche An⸗ ſchuldigung 1, Perſonenſtandesvergehens 1, Sittlichkeitsverbrechens 27, Beamtenbeleidigung 23, Mordes 1, Unterſchlagung 95, Urkundenfälſchung 5 4, gewerbsmäßigen Glückſpiels 24, ſtrafbaren Eigennutzes 30, Körper⸗ 5 verletzung 187, Vergehen gegen die perfönliche Freiheit 2, Diebſtahls 861, Raubes 1, Erpreſſung §, Betruges (§§ 263 bis 302 des Strafgeſetzbuches) 88, Sachbeſchädigung 55, Brandſtiftung 147 und zwar wegen abfichtlicher 1, fahrläſſiger 146, wegen Bedrohung mit einem Verbrechen 39, wegen ſonſtiger Verbrechen und Vergehen 65 Perſonen. Im Polizeigefängniß ſind im Ganzen 1186 Perſonen gegen 769 im Vorjahre inhaftirt geweſen und zwar 517 Unterſuchungsgefangene und Bettler, 297 Strafgefangene und 372 Obdachloſe und Transportaten. Wie im Vorjahre bildete das Füſilier Bataillon des 3. Garde⸗ Grenadier Regiments Königin Eliſabeth die hieſige Garn iſon. Etwa zwei Kompagnien lagen in den beiden Kaſernen, die übrigen waren in Bürgerquartieren untergebracht. Die Ausmiethungskoſten betrugen für einen Feldwebel 0,75 , für einen Unteroffizier 0,5% ℳ und für einen Ge⸗ meinen 0,40 ℳ für den Tag. Für die Zeit vom 1. April 1891 bis 31. März 1892 wurden im Ganzen 31 570,16 ℳ Ausmiethungskoſten bezahlt und darauf an ſtaatlichem Servis 10 473,23 ℳ erſtattet. Es war mithin ein Zuſchuß von 21 096,93 ℳ erforderlich, der nach Vorſchrift des Ortsſtatuts vom 11. Juli 1888 auf die Hausbeſitzer nach Maßgabe ihrer Staatsgebäudeſteuer umgelegt worden iſt. Auf dem Gebiete der Krankenverſicherung iſt die in unſerem vorjährigen Verwaltungsbericht angedeutete anderweite Organiſation in dem laufenden Berichtsjahre zum Abſchluß gebracht. Auf Grund des vom Bezirks Ausſchuß zu Potsdam unterm 13. November 1891 ge⸗ nehmigten Statuts iſt eine allgemeine Ortskrankenkaſſe für die vereinigten Gewerbebetriebe Charlottenburgs errichtet, welche am 4 April in Wirkſamkeit getreten iſt. In derſelben ſind alle hierorts verſicherungspflichtigen Perſonen zu verſichern, welche nicht anderen Zwangskaſſen (Orts⸗, Betriebs, Fabriks⸗ pp. Krankenkaſſen) oder einer den Anforderungen des § 73 bezw. 75 des Kranken Verſicherungs Geſetzes entſprechenden Innungs Krankenkaſſe oder Hülfskaſſe angehören. Die Allgemeine Ortskrankenkaſſe hat hiernach mit dem genannten Zeit⸗ punkt nahezu ſämmtliche Mitglieder der bisherigen Gemeinde Kranken Ver⸗ ſicherung aufgenommen, ſodaß letztere vorläufig außer Thätigkeit getreten iſt. Doch beſteht die Gemeinde Kranken Verſicherung kraft Geſetzes als höchſt ſubſidiärer Nothbehelf zur Ausfüllung der Lücken, welche das Syſtem der organiſirten Krankenkaſſen beſtehen läßt, weiter. Die Fälle einer Inanſpruchnahme der Gemeinde Kranken Verſicherung werden jedoch vorausſichtlich nur ſo vereinzelt vorkommen, daß die Beibe⸗ haltung einer beſonderen Gemeinde Kranken Kaſſe nicht erforderlich und zweck⸗ mäßig iſt. Deshalb iſt die bisherige Gemeinde Kranken Kaſſe mit dem 4. April cr. mit der Maßgabe aufgelöſt, daß nach dieſem Zeitpunkt für Rechnung derſelben nur die bis dahin erkrankten Mitglieder innerhalb der ſtatutenmäßigen Zeitdaner weiter behandelt und unterſtützt werden. Für die ärztliche Behandlung der Mitglieder der Gemeinde Kranken Verſicherung waren zwei Aerzte und zwar die Aerzte Dr. Peyſer und Dr. Bauer beſtellt. Bei denſelben fanden im Jahre 1891 4121 Krankenmeldungen ſtatt, welche ſich auf 2404 innere und 1717 äußere Krankheiten bezogen. 1760 Mitglieder waren arbeitsunfähig. Die Zahl der Konſultationen. betrug 17446, der Krankenbeſuche 1362. Krankheitsbeſcheinigungen wurden 6373 ertheilt, und 404 erkrankte Mitglieder dem Krankenhauſe überwieſen. Neu errichtet wurde die Betriebskr ankenkaſſe der Firma Edmund Schramm hierſelbſt und die Betriebskrankenkaſſe der ſtädt. Gasanſtalten. Letztere iſt erſt mit dem 4. April 1892 in Wirkſamkeit getreten. Geſchloſſen wurde die Betriebs krankenkaſſe des Ingenieurs F. Hartig hierſelbſt wegen Todesfalls des Unternehmers und Auflöſung des Betriebes. Zwei eingeſchriebene Hilfskaſſen haben ihren Sitz von außer⸗ halb nach Charlottenburg verlegt, nämlich die Kranken⸗ und Begräbniß⸗ kaſſe des Gewerkvereins der deutſchen Klempner und Metallarbeiter und die Kranken Unterſtützungs⸗ und Sterbekaſſe des Gewerkvereins der deutſchen Klempner und Metallarbeiter. Die im vorigen Jahre mit dem Sitz in Charlottenburg neu errichtete eingeſchriebene Hilfslaſſe „Zuſchuß⸗ Kranken Unterſtützungs⸗ und Begräbnißkaſſe des Gewerkvereins der deutſchen Bauhandwerker und anderer Perſonen“ iſt bis zum Schluſſe des Jahres 1891 noch nicht in Wirkſamkeit getreten. Aufgelöſt wurde die eingeſchriebene Hilfskaſſe „Kranken⸗ und Begräbnißkaſfe des Gewerk⸗ vereins der deutſchen Maurer und Steinhauer“. Es beſtehen mithin hierſelbſt 15 eingeſchriebene Hilfskaſſen. Ueber die hier beſtehenden und in Wirkſamkeit getretenen Krankenkaſſen, deren Thätigkeit und Finanzlage im Jahre 1891 geben die nachfolgenden vier Nachweiſungen Aufſchluß.