Der bisher mit der Funktion eines Brandmeiſters nebenamtlich be⸗ traute Straßeninſpektor Keller verblieb ferner in dieſem Verhälmiß. Außer⸗ dem wurde zur Unterſtützung des Brandinſpektors der bei der Berliner und Hamburger Feuerwehr ausgebildete Forſtkandidat Seyffert am 10. Juni in das Feuerlöſch⸗Corps eingeſtellt. Am 1. April 1894 waren einſchließlich der Aufſeher an Straßen⸗ arbeitern vorhanden: 90 Mann. Hiervon waren für den Feuerlöſchdienſt vorgebildet: 4 als Oberfeuermänner, 29 Feuermänner und 12 Telegraphiſten. Bei der vorgenommenen berſuchsweiſen Trennung beider Verwaltungen (Feuerlöſchweſen und Straßenreinigung) wurden von den vorgebildeten Leuten: ¹ 3 Mann zu Oberfeuermännern, 27 „„ Feuermännern und „ „ Telegraphiſten genommen. Unter dieſen der Feuerwehr überwieſenen Mannſchaften fand ein häufiger Wechſel ſtatt. Ein Theil war wegen Alters oder wegen körperlicher Gebrechen (Leiſtenbruch und desgl.) für den Löſchdienſt nicht verwendbar, ein anderer Theil entſprach nicht den geſtellten Anforderungen. Dieſe Leute wurden wieder der Straßenreinigung überwieſen und durch andere geeignetere Mannſchaften aus der Straßenreinigung erſetzt. Wegen Geſtellung einer Sicherheitswache in der Ausſtellung Italien mußte das Korps um 3 Mann verſtärkt werden, ſo daß das Korps am Schluß des Berichtjahres beſtand aus 1 Brandinſpektor, Brandmeiſter (Straßeninſpektor), Brandmeiſter⸗Anwärter, Oberfeuermännern und 28 Feuermännern einſchl. 3 zuſammen 38 Köpfen. Die Feuermänner erhielten zur Unterſcheidung von den Straßen⸗ arbeitern Feuerkappen und Mützen mit Stadtwappen. Auch die Bekleidung wurde dahin ergänzt reſp. abgeändert, daß anſtatt der Tuchröcke, Tuch⸗ blouſen und außerdem Peajakets für die Ober⸗ und Feuermänner be⸗ ſchafft wurden. Da es an einem lüchtigen Exerziermeiſter gänzlich mangelte, ſo wurde der bereits ſeit 10 Jahren bei der Berliner Feuerwehr im Dienſt befindliche Feuerwehrmann Arlt als Oberfeuermann angeſtellt, welchem ſpeziell die Ausbildung der Mannſchaft übertragen wurde. Von der ge⸗ ſammten Mannſchaft ſind , auf Wache und dienſtfrei. Der Mann hat 48 Stunden hintereinander Dienſt, d. h. iſt auf der Wache konſignirt, darauf folgen der Regel nach 24 dienſtfreie Stunden. Die vorgefundenen Fahrzeuge, ein kleiner Perſonenwagen, ein Ge⸗ räthewagen, drei Handdruckſpritzen, eine Abprotzſpritze, zwei Waſſerwagen und eine mechaniſche Leiter wurden inſofern einer Umänderung reſp. Er⸗ gänzung unterzogen, als die vorhandenen Rettungs⸗ und ſonſtigen Geräthe auf denſelben überfichtlich geordnet untergebracht wurden. Der Geräthe⸗ wagen wurde zu einem Perſonenwagen mit voller Schlauch⸗ und Rettungs⸗ geräthe⸗Ausrüſtung umgebaut, außerdem wurde ein Waſſerwagen mit der Abprotzſpritze zu einem Fahrzeug verbunden, ſo daß eine große Hand⸗ druckſpritze beim Ausrücken entbehrt werden konnte. Die mechaniſche Leiter, welche ſonſt nur bei Großfeuer nachgeholt und in Gebrauch ge⸗ nommen war, wurde bei jedem Feueralarm ſofort in den Dienſt geſtellt. Der kleine Perſonenwagen und eine Landſpritze wurden ganz außer Dienſt geſtellt. Die letztere iſt demontirt und als altes Material verkauft. Die zwei großen Handdruckſprigen und der zweite Waſſerwagen wurden in die zweite Reſerve geſtellt. Die Lieferung eines neuen Löſchwagens als kombinirter Löſchzug wurde in Beſtellung gegeben. Da bis zur Fertig⸗ ſtellung des beſtellten Löſchwagens der Fabrikant H. Bräunert in Bitter⸗ feld der Berwalrung den bereits in München auf dem Feuerwehrtage ausgeſtellt geweſenen Löſchwagen zur Benutzung überließ, ſo konnte das diesſeits umgebaute Fahrzeug (Waſſerwagen und Spritze) in die erſte Reſerve geſtellt werden. An Stelle der ſogenannten Berliner Leiter, welche den großen Nach⸗ theil hat, daß mit dieſer Leiter niedrige und ſchmale Fenſter nicht be⸗ ſtiegen werden können, wurden Hakenlenern beſchafft, welche dieſem Uebel⸗ ſtande abhelfen. Um in Rauch geſchwängerte Räume oder in ſolche mit giftigen Gaſen eindringen zu können, wurden die Stolz'ſche Rauchmaske mit Blaſebalg und em Loeb'ſcher Athmungsapparat beſchafft. An Schläuchen waren am Ende des Berichtjahres 128 Stück mit einer Geſammtlänge von 1920 m vorhanden. % Z — — Telegraphiſten 2 — 8 — Behufs Inſtandhaltung der Schläuche iſt unter Leitung eines Ober⸗ feuermannes, dem hierzu ſpeziell ausgebildete Depotarbeiter zur Seite ſtehen, eine Schlauchmacherei eingerichtet. Zu Verbindungen der Schläuche wurden ſtatt der Verſchraubungen, welche viele Mängel haben, Storz'ſche Kuppelungen eingeführt. Die Kuppelung hat den Vorzug, daß die Kuppelungshälften gleich ſind, und die Verbindung der Schläuche ſich ſchneller und leichter herſtellen läßt als bei der Verſchraubung. In der Feuertelegraphie ſind inſofern Aenderungen eingetreten, als ein zweiter Morſeſchreibapparat aufgeſtellt iſt, ſo daß nun jede Feuer⸗ meldelinie auf einen beſonderen Draht einläuft. Die Feuerwache wurde an das Reichsfernſprechamt angeſchloſſen. Im Laufe des Jahres wurden 4 neue Feuermeldeſtellen mit Außenmeldung eingerichtet, auch wurde da mit begonnen, die vorhandenen Feuermelder in ſolche mit Außenmeldung umzuwandeln. Im Ganzen ſind 29 Feuermelder in der Stadt vertheilt. In der Beſpannung der Fahrzeuge durch den Fuhrunternehmer Gehl hat ſich in dieſem Berichtjahre nichts geändert. Die Entnahme von Waſſer bei Feuersgefahr lann aus 707 Unter⸗ flurhydranten bewirkt werden; ſeit dem Vorjahre hat demnach eine Ber⸗ mehrung um 75 Hydranten ſtattgefunden. Die Feuerwehr trat in 99 Fällen gegen 55 im BVorjahre in Thätigkeit; außerdem fanden 416 Brände ſtatt, zu welchen die Feuerwehr nicht hinzugezogen iſt. Die Alarme zu Bränden wurden veranlaßt durch (5) 12 Großfeuer, (8) 14 Mittelfeuer, (36) 54 Kleinfeuer, (6) 9 Blinder Lärm, 7 Schornſteinbrände und 3 Brände nach außerhalb. Die in () geſetzten Zahlen bedeuten die vorjährigen Alarme. e. 4 . I. der . nach ihren Urſachen: Urſach e Groß Mittel Klein 10 3u⸗ ärm ſammen 1] Brandlegung 2) durch den Eigenthümer 1 — — — 1 v) durch Dritte . 1(1) 1 1 — 3 2] Fahrläfſſigkeit 2) durch Umgang mit Licht. 2 2 262 — 266 b) Umgang mit Streich⸗ hölzerr — — 46 — 46 3] Ueberheizung vorſchriftsmäßi⸗ ger Feuerungsanlagen K 1 17 — 18 4] Schornſteinbrand — — 12 K 12 5] Gefährlicher ceſwaverteh — 1 1 K 2 6] Selbſtentzündung .] — — 5 5 7 Exploſion. — — 16 — 16 8] Blitzſchlag 4 1 — — K — 9] Andere Urſachen. — 3 48 6 57 10] Unbekannte Urſachen 8(6) 7 71 3 89 11] Dachſtuhlbrand (7) — — K (7) 12] Unfug — — K K E Zuſammen 12 15 479 9 515 Zuſammenſtellung der Brände nach den Oertlichkeiten. A. Wohnhäuſer: 2) Wohnräume 327 b) Küchen, Waſchküchen, oe⸗lnen 90 () Keller 17 d) Treppenhaus, Flur 2. 18 e) Bodenräume, Dachſtuhl 14 f) Amts⸗, Geſchäftszimmer 4 g) Buden, Schuppen, Aborte 10 h) Pferdeſtälle — 2 1 B. Dem Gewerbe dienende Raume: Bäckereir 2 0 Schmiede⸗ und Schlofſerwertſtätte 0 Seite . 481