C. Im ſtädtiſchen Krankenhauſe ſind im Berichtjahre 491 Perſoneu an 11 886 Verpflegungstagen behandelt und verpflegt worden. Im Bürgerhoſpital haben ſich 19 Perſonen und zwar 1 Mann und 18 Frauen befunden, von denen alle auch laufende Almoſen erhalten haben. Im Hoſpital⸗ und der Siechenabtheilung des Familienhauſes ſind 92 Perſonen und zwar 44 Männer und 48 Frauen verpflegt worden. Freies Obdach im Familienhauſe haben 20 Familienvorſtände mit 35 Köpfen empfangen. In Irrenanſtalten und auswärtigen Krankenhäuſern ſind direkt ſeitens der Armenverwaltung 128 Perſonen (gegen 85 im VBorjahr) mit einem Geſammtkoſtenaufwande von 19 605 Mk. (gegen 17 674 Mk. im Vorjahr) untergebracht geweſen. 3. Im Berichtjahre ſind von uns 10 Klagen im Verwaltungsſtreit⸗ verfahren und 19 im ordentlichen Gerichtsverfahren erhoben und größten⸗ theils zu unſeren Gunſten entſchieden worden. Gegen uns ſind 4 Klagen im Verwaltungsſtreitverfahren eingeleitet geweſen. Charlottenbur g, den 2. Oktober 1895. Die Armen⸗Direktion. Samter. IX. Zericht der Deputation für die Verwaltung des Krankenhauſes. Durch Verfügung des Magiſtrats vom 5. Mai 1894 — 1 1206 — find der Deputation auch die Desinfektions⸗Anſtalt an der Sophie⸗Char⸗ lotten⸗Straße und die Cholerabaracken am neuen Fürſtenbrunner Wege unterſtellt worden. Mit Rückficht auf die dadurch erfolgte Zunahme der Geſchäfte hat durch Neu⸗Eintritt der Herren Stadtrath Samter und Stadt⸗ verordneter v. Renthe gen. Fink eine Vermehrung der Deputations⸗Mit⸗ glieder von 7 auf 9 ſtattgefunden. Außerdem ſind an Stelle der durch Eintritt in das Magiſtrats⸗Kollegium ausgeſchiedenen Herren Stendel und Goliaſch die Stadtverordneten Herren Arnold und Caſſtrer in die Depu⸗ tation eingetreten. A. Krankenhaus. Einen weſentlichen Theil der Thätigkeit der Deputation im Laufe des Jahres 1894/95 haben die Erörterungen gebildet, in welcher Weiſe am zweckmäßigſten die bereits im vorjährigen Bericht als durchaus nothwendig bezeichnete Erweiterung des Krankenhauſes zur Ausführung gebracht werden konnte. Das Endreſultat dieſer Berathungen war das Projekt, auf dem im April 1894 angekauften, 10 ar 78 am großen Nachbargrundſtück Kirch⸗Straße Nr. 19 einen dreiſtöckigen Pavillon mit 57 Betten und eine zur dauernden Benutzung geeignete Wellblechbaracke mit 20 Lagerſtellen neu herzuſtellen, außerdem das auf dem eigentlichen Krankenhaus⸗Grund⸗ ſtück befindliche alte Infektions⸗Haus, deſſen bauliche und ſonſtige Ein⸗ richtung den modernen hygieniſchen Anforderungen nicht mehr annähernd genügt, abzubrechen und den gewonnenen Platz zur Errichtung eines neuen Wirthſchaftsgebäudes, enthaltend eine Zentral⸗Heizanlange und eine Dampf⸗ kochküche, zu benutzen. An die Zentral⸗Heizung ſollen ſodann die übrigen Baulichkeiten, mit Ausnahme des Verwaltungs⸗Gebäudes, angeſchloſſen werden. Dieſes Projekt hat die Zuſtimmung der Gemeindebehörden ge⸗ ſunden und iſt ſeine Ausführung inzwiſchen in Angriff genommen worden. Die Geſammtkoſten ſind auf 279 000 Mk. veranſchlagt und ſoll die betriebs⸗ fähige Fertigſtellung der Neu⸗Anlagen bis 1. Oktober 1896 erfolgen. Das Krankenhaus wird dann über 225 Plätze verfügen. Aus der anderweiten Thätigkeit der Deputation iſt Folgendes zu erwähnen. Es ſind neben den ſchon zugelaſſenen Abonnements der Dienſtherr⸗ ſchaften und Lehrherren für ihre männlichen und weiblichen Dienſtboten und Lehrlinge auch Selbſt⸗Abonnements der Dienſtboten und Lehrlinge eingeführt und die Rechte aller abonnirten Perſonen dahin erweitert worden, daß dieſelben täglich zwiſchen 2 und 3 Uhr Nachmittags im Krankenhauſe unentgeltliche ärztliche Berathung durch die Krankenhaus⸗Aerzte und unent⸗ geltlichen Bezug der hierbei verordneten Arzneien und Berbandmittel be⸗ anſpruchen können, ohne daß die bis dahin beſtandene Berechtigung zur Inanſpruchnahme des Krankenhauſes wegen Behandlung und Verpflegung ernſtlich erkrankter Abonnenten bis zur Dauer von 3 Monaten beein⸗ trächtigt wird. Zum beſſeren Transport ſchwerkranker oder verunglückter Perſonen nach dem Krankenhauſe iſt auf Anregung der Deputation ſeitens des Magiſtrats mit dem Krankentransport⸗Inſtitut von Kopp in Berlin ein Vertrag ab⸗ geſchloſſen worden, in Folge deſſen die Krankenhaus⸗Verwaltung, die Stadtärzte und die Polizei⸗Reviere ermächtigt ſind, für die erwähnten Transporte ohne Weiteres und namentlich ohne Rückſicht auf den Koſten⸗ punkt die zweckmäßig eingerichteten Wagen des Inſtituts zu requiriren. Kopp hat in der Bach⸗Straße am Bahnhof Thiergarten ein Depot ein⸗ gerichtet, ſo daß die Wagen verhälmißmäßig ſchnell zur Stelle ſind. Das nunmehrige Verfahren bedeutet gegenüber der bisherigen Transport⸗ weiſe durch Droſchken oder durch die von der Feuerwehr bedienten fahr⸗ baren Tragen einen weſentlichen namentlich den unbemittelten Kranken zu Gute kommenden Fortſchritt. Bezüglich der Chriſt'ſchen Stiftung, deren Erträge bis dahin theil⸗ weiſe zur Deckung nicht einziehbarer Kurkoſten verwendet bezw. als Ein⸗ nahmen dem Krankenhaus⸗Titel zugeführt worden ſind, iſt durch Bereit⸗ ſtellung von 12 Freibetten eine den Intentionen der Stifter beſſer entſprechende Einrichtung geſchaffen worden. Die Betten, welche durch Tafel mit der Aufſchrift „Robert und Marie Chriſt'ſche Stiftung“ gekenn⸗ zeichnet werden, ſind für ſolche Perſonen beſtimmt, welche die Armenpflege noch nicht in Anſpruch genommen haben, denen aber die Tragung der Kurkoſten ſchwer fallen würde. Die Zutheilung der Betten erfolgt zur Vermeidung aller Weiterungen durch den dirigirenden Arzt und den Inſpektor. In der planmäßigen Aufbeſſerung und Vervollſtändigung des Inventars iſt auch im Jahre 1894/95 durch Beſchaffung einer größeren Anzahl von neuen eiſernen Bettſtellen mit Roßhaar⸗Matratzen, eiſernen Nachttiſchen, transportablen Badewannen und chirurgiſchen Inſtrumenten und Geräthen fortgefahren worden. Die bisherige Petroleum⸗Beleuchtung in den Krankenzimmern des Mittelgebäudes iſt durch Gas erſetzt, auch ſind ſämmtliche Räume im Erdgeſchoß dieſes Gebäudes gründlich renovirt worden. Zur Erleichterung einer ſchnellen Verſtändigung der Behörden und des Publikums mit dem Krankenhauſe hat letzteres neben der vorhanden geweſenen Telephon⸗Verbindung mit der Fernſprechſtelle im Rathhauſe noch direkten Telephon⸗Anſchluß an das Vermittelungs⸗Amt erhalten. (Telephon Nr. 242.) Veränderungen in dem oberen Perſonal der Anſtalt ſind dadurch vorgekommen, daß der ſeit 1. Oktober 1893 angeſtellt geweſene 2. Affiſtenz⸗ arzt Dr. Edel ſeine Stelle zum 1. April 1895 gekündigt hat, und daß der langjährige Verwaltungs⸗Inſpektor Mau am 1. April 1894 in den Ruheſtand getreten iſt. An Stelle des erſteren iſt der bisherige einjährig⸗ freiwillige Arzt Dr. Laas zum Aſſiſtenzarzt gewählt worden, während zum Inſpektor der bisherige Büreau⸗VBorſteher Schulz ernannt worden iſt. Ueber die Benutzung des Krankenhauſes und die ſonſtigen Ver⸗ hältniſſe iſt Folgendes zu berichten: 1. Am 1. April 1894 waren Kranke vorhanden: In Sa. Gegen pro im Jahre 1894/95 1893/94 43 Männer, 34 Frauen, 6 Kinder 83 79 Der Zugang pro 1894/95 hat betragen: 876 Männer, 591 Frauen, 131 Kinder 1598 1489 Sa. 919 Männer, 625 Frauen, 137 Kinder 1681 1568 Abgegangen ſind: 8 a) durch Tod 94 Männer, 44 Frauen, 48 Kinder 186 200 b) ungeheilt entlaſſen: 23 Männer, 23 Frauen, 1 Kind 47 43 c) gebeſſert entlaſſen: 96 Männer, 49 Frauen, 7 Kinder 152 115 d) geheilt entlaſſen: 638 Männer, 457 Frauen, 77 Kinder 1172 1127 zuſammen 851 Männer, 573 Frauen, 133 Kin der 1557 148⁵ Es verblieben ſomit am 31. März 1885 im Be⸗ ſtande 68 Männer, 52 Frauen, 4 Kinder 124 83 2. Die Anzahl der Verpflegungstage betrug 36143 29439 mithin für jeden der behandelten 1681 Kranken im Durchſchnittt 21% 182/ 3. Von den behandelten Kranken waren in Charlottenburg wohnhaft 1334 1249 in anderen Orten wohnhaft (darunter 122 aus Berlin)) . 197 206 auf der Durchreiſe 150 113 1