— 317 — Einzelbeträge die Vortheile der Gasbeleuchtung und Feuerung zu genießen, ins Auge gefaßt. Nach dem Schluſſe des Berichtjahres iſt die Beſchaffung von Automaten verſchiedener Syſteme zu Verſuchszwecken beſchloſſen worden; eine etwaige Einführung und Abgabe an Konſumenten kann erſt in Frage kommen, ſobald — was bisher nicht der Fall iſt — amtlich geaichte Apparate zu haben ſein werden. Ebenſo wie auf die Hebung des Abſatzes, iſt die Deputation aber auch auf eine Herabſetzung der eigentlichen Fabrikationskoſten zu erreichen be⸗ dacht geweſen. Auf Anſtalt 11, deren Retortenzahl und Rohranlage dies geſtattet, während es auf Anſtalt I ausgeſchloſſen war, iſt, nachdem ſchon früher Verſuche in kleinem Maßſtabe gemacht worden waren, ein größeres Quantum der weſentlich billigeren engliſchen Kohlen vergaſt worden; die Vortheile des geringeren Anſchaffungspreiſes wurden im Berichtjahre theil⸗ weiſe durch Mehraufwendungen an Arbeitslöhnen, die die vermehrte Zahl der im Feuer befindlichen Retorten und die in den Steigrohren eintreten⸗ den Verſtopfungen nothwendig machten, ſowie durch geringeren Werth des gewonnenen Theers aufgewogen. (Im laufenden Jahre wird auf Anſtalt II ein mehr als doppelt ſo großes Quantum engliſcher Kohlen zur Vergaſung kommen; die bisherigen Erfahrungen müſſen, wie ſchon hier hervorgehoben ſei, als gute bezeichnet werden, insbeſondere find Verſtopfungen nur in geringem Maße eingetreten.) Behufs Verbeſſerung der Leuchtkraft des Gaſes, zugleich aber um die Vergaſung geringwerthiger Kohlen möglich zu machen, hat die Depu⸗ tation die Herſtellung einer Anlage zur Benzol⸗Karburation auf Anſtalt II beſchloſſen. Der Apparat iſt von der Berlin⸗Anhaltiſchen Maſchinenbau⸗ Aktien⸗Geſellſchaft im laufenden Jahre geliefert worden. Die Verwaltung bat aber ihre Thätigkeit nicht auf die Frage der Verbeſſerung und Verbilligung der Herſtellung des Leuchtgaſes beſchränken zu ſollen geglaubt. Im Laboratorium der Anſtalt II ſind eingehende Verſuche über die Verwendbarkeit des Acetylens zu Beleuchtungszwecken angeſtellt worden. In anderer Richtung hat die Deputation nach Be⸗ ſichtigung der in der Jul. Pintſch ſchen Fabrik in Fürſtenwalde einge⸗ richteten Waſſergas⸗Anlage beſchloſſen, auf Anſtalt 1I in größerem Maß⸗ ſtabe Verſuche mit der Fabrikation von Waſſergas anzuſtellen; die Anlage iſt erſt nach dem Schluſſe des Berichtjahres in Betrieb gekommen. Ein Bericht über die Ergebniſſe bleibt dem nächſten Verwaltungsbericht vor⸗ behalten. B. Für Straßenbeleuchtungszwecke waren ſchon ſeit mehreren Jahren Verſuche mit Gasglühlichtbrennern der verſchiedenſten Syſteme ſowohl in den Laboratorien der beiden Anſtalten, als auch in den Hofräumen der Anſtalten gemacht worden. Nachdem ſie zu einem befriedigenden Ergebniß geführt, beſchloß die Deputation im Januar 1894, auch Straßenlaternen verſuchsweiſe mit Glühlicht zu verſehen. Es wurden zunächſt 6 Laternen in der Hardenberg⸗Straße nach dem Modell, das ſich in Wiesbaden be⸗ währt hatte, in Betrieb genommen. Das Ergebniß war nicht günſtig; die mittlere Brenndauer eines Glühkörpers betrug nur 190,4 Stunden ſo daß, ganz abgeſehen von den häufigen Betriebsſtörungen der unterhaltungs⸗ koſten zu hoch erſcheinen mußten. Im September 1894 wurde beſchloſſen, weitere Verſuche mit Laternen verſchiedener Syſteme in verſchiedenen Straßen vorzunehmen Das Ergebniß der mit 33 Laternen vier verſchiedener Syſteme angeſtellten Verſuche war die Wahl des jederzeit gut funktionirenden Berliner Laternenmodells mit Zündflammen. Der Konſum der Zündflamme berrug pro Stunde 6 Liter Gas, die Brenndauer der Glühkörper bei den Nacht⸗Laternen 479,6 Stunden, die Haltbarkeit der Zylinder 432 Stunden. Die Anſchaffungskoſten der Laterne mit Brenner betragen 31 Mk. 65 Pf., während der Preis einer gewöhnlichen Laterne 13 Mk. 40 Pf. beträgt. Ueber die laufenden Ausgaben läßt die kurze Dauer der angeſtellten Ver⸗ ſuche genaue und maßgebende Zahlenangaben nicht zu: Nach den von der Gasanſtaltsverwaltung Wiesbaden veröffentlichten Erfahrungen haben dort nach einer längeren Betriebsperiode die Unterhaltungskoſten einſchließlich des Gasverbrauchs, jedoch ausſchließlich der Koſten der Bedienung pro Laterne und Jahr 2) bei Nachtlaternen 55 Mk. 79 Pf. gegen 81 Mk. bei gewöhnlichen Laternen, v) bei Abendlaternen 31 Mk. 67 Pf. gegen 33 Mk. 88 Pf. bei ge⸗ wöhnlichen Laternen und die Mehrkoſten für Bedienung 4 Mk. pro Laterne und Jahr betragen. Da die hier gemachten Erfahrungen, ſoweit die kurze Dauer der mit dem Berliner Modell mit Zündflamme angeſtellten Verſuche ein Urtheil möglich machte, zufriedenſtellend waren, und angenommen werden mußte, daß die der Wiesbadener Berechnung zu Grunde gelegten Einzelfaktoren im Weſentlichen auch hier annähernd gleich ſein werden, beſchloß die Deputation am 29. März 1895 im Hinblick auf die Gaserſparniß von nahezu 50% bei dreifacher Lichtſtärke, zunächſt 500 Straßenlaternen mit Glühlichtbrennern verſehen zu laſſen. Die Aufſtellung iſt im laufenden Jahre erfolgt. Sämmtliche Laternen ſind mit Auer⸗Licht, das ſich bei den im Laboratorium angeſtellten Verſuchen als das beſte erwieſen hat, verſehen. O. Die Einwohnerzahl Charlottenburgs betrug am Schluſſe des Betriebsjahres rund 130000 Seelen; das Straßenrohr hatte eine Länge von 124800 m. Mithin wurden konſumirt a) pro Kopf der Einwohnerzahl 69,46 chm Gas gegen 69,56 chm im Vorjahre. b) pro Ifd. Meter Straßenrohr 72,35 chbm Gas gegen 70,06 chm im Vorjahre. Die Leuchtkraft des Gaſes betrug durchſchnittlich 15,87 Kerzen gegen 15,67 Kerzen im Vorjahre. Im Laufe des Berichtsjahres waren durchſchnittlich pro Tag beſchäftigt: a) bei Gasanſtalt I 46,04 Arbeiter gegen 43 im Vorjihre 5) 11 1 11 61,74 11 11 55 14 12 c) im Revier 1 14,32 „ 30 d) 11 12,07 e) Gußrohrleger 29,37 „, „, 31 „ , f) Laternenwärter 43,50 „, „ 39 „, „, Summe 207,04 1 „ 198 ., , Im Betriebe der Gasanſtalt II ſind 9 und bei der Gußrohrleger⸗Kolonne 2, zuſammen 11 Betriebsunfälle vorgekommen. Hiervon iſt 1 Unfall für den Verletzten, den Arbeiter Morgil von der Gußrohrleger⸗Kolonne, von d auernden Folgen geweſen. Ihm iſt vom 4. Februar 1895 ab eine fort⸗ I aufende Unfallrente von 44 Mk. 60 Pf. monatlich zuerkannt. In der Verwaltung und im Betriebe der Anſtalten ſind außer dem Direktor thätig geweſen: 2) Betriebsbeamte 1 Betriebs⸗Ingenieur, 2 Betriebs⸗Aſſiſtenten, 2 Revier⸗Inſpektoren, 1 Magazin⸗Verwalter, 1 Magazin⸗Aſſiſtent, 4 Gasmeiſter, 1 Rohrmeiſter, 1 Laternen⸗Aufſeher, 2 Kokes⸗Vermeſſer, 2 Portiers, 1 Hilfs⸗Techniker b) Magiſtrats⸗Büreau⸗Beamte 1 Bureau⸗Vorſteher und Rendant, 3 Sekretaire, 1 Kaſſirer, 3 Aſſiſtenten, 2 Kaſſenboten, 1 Bote, 5 Büreau⸗Hilfsarbeiter. D. Der Erweiterungsbau 11I der Gasanſtalt II wurde durch Fertig⸗ ſtellung und Inbetriebnahme des Skrubbers 11 abgeſchloſſen. Der Er⸗ weiterungsbau IV, die Eiſenbahnanlage umfaſſend, wurde durch Schüttung des Eiſenbahndammes und Herſtellung der Anſchlußgleiſe ſoweit gefördert, daß die Eröffnung des Eiſenbahn⸗Anſchluſſes im Laufe des Oktober cr. beabſichtigt wird. Es werden demnach im Etatsjahre 1895/96 ſämmtliche Ermweiterungsbauten abgeſchloſſen. II. Specieller Betriebsbericht. 1. Gaserze ugung. Die Gasproduktion betrug: 1894/95 Gasanſtalt 1 3929300 cbm „ 11 5101200 „ 9030500 chm 1893/94 „ 1 3384800 cbm 7 .. 4614400 „ — 7999200 „ mithin Zunahme 1031300 chm — 12,9%⸗ 2. Gaskohlen⸗Verkehr. Beſtand am 1. April 1894. Gasanſtalt I Oberſchl. Kohle . 1336,700 10 Niederſchl. „ 89,430 „— 1426,130 10 Seite 1426,130 to