Mit den Berathungen über die Aufſtellung des Spezialprojekts war anfänglich die Krankenhaus⸗ deputation beauftragt worden, welche das Projekt einer eingehenden Berathung unterzog und die für die Aus⸗ arbeitung des Spezialprojekts erforderlichen Grund⸗ lagen feſtgeſtellt hat. Hierüber iſt ſeitens des bei den Berathungen zugezogen geweſenen Direktors des ſtädtiſchen Krankenhauſes Profeſſors Dr. Beſſel⸗Hagen im Januar 1898 ein eingehender Bericht erſtattet. Faſt zur gleichen Zeit wurde zur Beſchleunigung der Angelegenheit, insbeſondere zur Feſtſtellung des Bau⸗ programms eine gemiſchte Deputation gebildet Derſelben gehören an der Magiſtratsdirigent als Vorfitzender, Stadtbaurath Bratring, Stadtrath Dr. Edel, die Stadt⸗ verordneten Dr. Waldſchmidt, Ströhler, Reimarus, Schrobsdorff, Bertuch und Fränken. An den Be⸗ rathungen der Deputation nahmen außerdem die beiden Oberärzte des Krankenhauſes Theil. Ferner wurde es zur Feſtſtellung des Bauprogramms fur zweckmäßig erachtet, den Königlichen Baurath Schmieden ſowie den Verwaltungsdirektor des Moabiter Krankenhauſes Merke als Sachverſtändige zuzuziehen. Die Vor⸗ arbeiten für die große Krankenhausanlage find natür⸗ lich bedeutend und die Vorlegung und deftnitive Feſt⸗ ſetzung des Spezialprojekts erſt Anfang des Jahres 1899 zu erwarten. 6. Endlich wurde im Berichtsjahre noch der Rathhausbau in die Wege geleitet. Als Bauplatz iſt das jetzige Rathhausgrundſtück in der Berliner Straße beſtimmt worden. Für die Vorarbeiten wurden im Berichtsjahre 29 492,94 ℳ. verausgabt. Von den zum Soll ſtehenden 100 000 ℳ ſind daher 70 507,06 ℳ als Ausgabereſt auf das Rechnungsjahr 1898/99 über⸗ tragen. In Folge des allgemeinen Wettbewerbes find im Ganzen 52 Bauprojekte eingegangen. Das Preisgericht beſtand aus den 9 Mitgliedern: Geheimer Baurath Blankenſtein aus Berlin, Präfident der Akademie der Künſte, Geheimer Regierungsrath Profeſſor Ende — aus Berlin, Profeſſor Hauberriſſer aus München, Geheimer Regierungsrath Profeſſor Otzen aus Berlin, Geheimer Baurath Wallot aus Dresden, Stadtbaurath Bratring, Oberbürgermeiſter Fritſche, Stadtverordn.⸗Vorſteher, Fabrikbeſitzer Dr. Jaffé, Stadtverordn., Regierungsbaumeiſter Reimarus. Die in Folge der öffentlichen Ausſchreibung vom 17. April 1897 eingegangenen 52 Projekte wurden am 9., 10. und 11. Dezember geprüft. Die Pro⸗ jekte, nach der Zeit ihres Einganges fortlaufend numerirt, wurden in der Aula des Volksſchulhauſes Spree⸗Straße 16 und zwei anſtoßenden Nebenräumen nach der Nummerfolge aufgeſtellt. Zur engeren Wahl gelangten 35 Projekte zur genauen Prüfung in allen Einzelhbeiten. Nach Ab⸗ wägung aller Vorzüge und Mängel der einzelnen Pro⸗ jekte und Vergleichung der letzteren unter einander ge⸗ langte das Preisgericht am 11. Dezember zu dem Schluß, daß zum Zweck der Prämiirung zur engſten Wahl nur folgende Projekte zu ſtellen waren: Nr. 16. Kennwort: „Ehemalige Gartenſtadt“. „ 48. 1 „Weiſenhaus“. „ 24. 4 „Charlottenburger Stadt⸗ wappen“ (ſarbig). „ 222 „ „Charlotten—Burg“. „ 30. „Oivibus“. „ 383. „ „Spät und früh“. 43. „ „Im Straßenbilde“. „Der Refidenzſtadt“. 22 —— Von dieſen 8 Projekten wurden nach abermaliger Prüfung noch ausgeſchieden: Nr. 30. (Kennwort: „Civibus“) weil die Hauptfluchten der Büreauräume nach den Neben⸗ höfen heraus und zwar mit der Ausſicht auf die Nachbargrundſtücke liegen — ein Mangel, der durch die ſonſtigen guten Combinationen in der Grundrißdispoſition und Architektur nicht ausgeglichen wird; Nr. 46. (Kennwort: „Der Reſidenzſtadt“) weil die zu Nr. 30 gezogenen Bemängelungen auch hier vorhanden ſind und dazu noch eine mangelhafte Grundrißdispofition des vorderen Theiles des Erdgeſchoſſes kommt. Die übrig bleibenden 6 Projekte ſind vom Preis⸗ gericht wie folgt begutachtet: Nr. 16. (Kennwort: „Ehemalige Garten⸗ ſtadt“). Der Grundriß iſt klar und überfichtlich. Die Büreauräume und die Haupttreppe liegen an den beiden großen Mittelhöfen, während die Dienſttreppen und Korridore von 6 kleinen Seitenhöfen genügendes Licht erhalten. Auch die Vertheilung der Treppen iſt günſtig. Der Rathskeller, am erſten Haupthof gelegen und zugleich von 2 Seitenhöfen beleuchtet, iſt ge⸗ räumig und gut disponirt. Die Repräſentations⸗ und Hauptfitzungsſäle, mit Ausnahme des Sitzungsſaales für den Magiſtrat, liegen in guter Anordnung an der Berliner⸗Straße. Die Wohnung des Oberbürgermeiſters liegt abge⸗ ſchloſſen in dem hohen Erdgeſchoß an der Lützower⸗Straße und 5,70 m über letzterer. Zu beanſtanden iſt die Lage des Magiſtrats⸗ ſitzungsſaales an der Lützower⸗Straße. Die Facaden in Frührenaiſſance⸗Formen find maßvoll geſtaltet und gut gegliedert. Da⸗ gegen ſteht der Thurmaufbau, welcher Stein⸗ architektur zeigt, in keiner organiſchen Verbin⸗ dung mit dem Grundriß. Nr. 23. (Kennwort: „Weiſenhaus“.) Das Projekt zeigt gute Grundrißlöſung, insbeſondere ſind die großen Säle ſehr gut disponirt; auch ſind die Arbeitsräume und Korridore gut be⸗ leuchtet, mit Ausnahme des Korridors in der Dienſtwohnung des Oberbürgermeiſters. Die Combination von Haupteingang und Durchfahrt erregt Bedenken. Sämmtliche Neben⸗ höfe ſind unbefahrbar. Der Rathskeller iſt nicht hinreichend groß bemeſſen. Die Hauptfacade iſt außerordentlich reich gruppirt und mit Geſchick detaillirt. Doch findet die Anordnung von 2 großen Giebeln an den Langbauten mit vier Nebenthürmen und einem in der Mitte belegenen Hauptthurm von 90 m bruch bei mehreren Preisrichtern lebhaften Wider⸗ pruch. Nr. 24. (Kennwort: „Charlottenburger Stadt⸗ wappen“ farbig.) Die Grundrißbildung iſt klar und überſichtlich. Drei große Höfe in der Mitte und ſechs kleinere Seitenhöfe geben den Räumen und Korridoren gutes Licht. Bei der geringeren Gebäudehöhe an der Lützower⸗Straße ſind auch die Ab⸗ meſſungen des kleineren der 3 öfe aus⸗ reichend. Der Rathskeller iſt etwas beſchränkt, aber gut beleuchtet. * 2