11. Feuerlöſchweſen. 1. Allgemeines und Perſonal. Die mit dem 1. April 1895 begonnene Neu⸗ organiſation der Berufsfeuerwehr wurde auch im Laufe des Berichtsjahres weiter durchgeführt. Einen weſentlichen Fortſchritt bildet die nach den neueſten Erfahrungen der Technik erbaute neue Feuerwache in der Ranke⸗Straße. Dieſe Oſt⸗Feuerwache deckt den öſtlichen Theil von Charlottenburg. Die Beſetzung derſelben erfolgte mit einem Brandmeiſter (Wach⸗ vorſteher) und 29 Feuerwehrmännern. Die neu ein⸗ geſtellten Feuerwehrleute wurden auf der Hauptwache ausgebildet, nach erfolgter Ausbildung wurden fie aleichmäßig auf beide Wachen vertheilt, um an beiden Stellen erprobte Mannſchaften zu haben, auch iſt dem Bedürfniß, auf jeder Wache eine Anzahl Handwerker verſchiedener Gattung zu haben, Rechnung getragen worden. Dieſe neue Wache hat eine Beſetzung erhalten von 1 kombin. Löſchzug (Syſtem Bräunert⸗Krameyer), 1 Perſonenwagen, zugleich Geräthewagen, 1 mechaniſche (Magirus⸗) Leiter. Es iſt im Prinzip daran feſtge⸗ halten, jedes Fahrzeug mit 1 Oberfeuerwehrmann und 7 Feuerwehrmännern zu beſetzen. Die im Jahre 1896 dieſſeits angeſtellten mechani⸗ ſchen Leiterprüfungen haben zu einem endgültigen Reſultat nicht geführt. Die Maſchinenbauer Gebr. Hanauer aus Winn⸗ weiler (Pfalz) haben dem Magiſtrat eine Drehthurm⸗ leiter probeweiſe zur Einſtellung angeboten, dieſelbe wurde bei uns im Monat Oktober eingeſtellt, iſt ſeit dieſer Zeit bei uns in Thätigkeit und bei jedem Feuer zur Anwendung gekommen. Eine definitive Ent⸗ ſcheidung wegen Ankaufs dieſer Leiter konnte noch nicht getroffen werden. Die proviſoriſche Wache in der Hardenberg⸗Straße iſt mit der Eröffnung der neuen Wache eingegangen. Jenſeits der Spree auf dem Petroleum⸗Lager iſt eine Handdruckſpritze eingeſtellt worden, welche unter Auf⸗ ſicht des dort ſtändig ſtationirten Schutzmannes ſteht; dieſelbe kann bei der iſolirten Lage des Etabliſſements um erſten Angriff mit Erfolg benutzt werden. Eine mndige Sicherheitswache war während des Sommers in der Ausſtellung am Kurfürſtendamm „Transvaal“ in der Stärke von 1 Oberfeuerwehrmann und 8 bezw. 4 Feuerwehrmännern eingerichtet. Die Ausſtellungs⸗ Geſellſchaft hat auf dem großen Terrain eine interne Feuermeldeleitung und Hydranten einbauen laſſen. Außerdem war die Wache ſelbſt mittelſt Feuermelders an die V. Feuermeldelinie angeſchloſſen, daher mit der Oft⸗Feuerwache telephoniſch verbunden. Für beide Feuerwachen wurden im Laufe des Jahres noch weitere zwei Fahrräder (Syſtem Wanderer) beſchafft. Bei einem Alarm fährt ein Oberfeuerwehr⸗ mann, der ſich ſtets im Telegraphenzimmer bezw. Fahrradzimmer aufzuhalten hat, ehe die Löſchzüge um Abmarſch fertig find, nach der Brand⸗ bezw. eldeſtelle per Fahrrad ab. Auf der Brandſtelle an⸗ gekommen orientirt ſich derſelbe über Größe und Lage des Brandes, beruhigt die Bewohner, die er evtl. von Uebereilungen abhält, und berichtet bei Ankunft der Löſchzüge dem leitenden Offtzier über ſeinen Befund. Dieſe Einrichtung hat ſich bis jetzt gut bewährt. Das auf jeder Wache noch befindliche zweite Fahrrad wird zu Ordonnanzdienſten, zu Feuermelderreviſionen und zur des Feuerrades bei Reparaturen verwendet. 52 — Die Beſpannung und die Fahrer für Feuerwehr⸗ fahrzeuge werden nach wie vor von einem Unternehmer geſtellt. Die Vertragsbeſtimmungen ſind dieſelben ge⸗ blieben. Der Fuhrherr iſt verpflichtet ununterbrochen ſechs Geſpanne nebſt ſechs Kutſchern bereit zu halten. Kutſcher und Pferde ſtehen während des, Dienſtes zur alleinigen Verfügung der Feuerwehr. Die Fahrer haben in jeder Beziehnng Gehorſam zu leiſten, widrigen⸗ falls Geldſtrafen bis zu 3 ℳ eintreten, auch kann die Entlaſſung als Feuerwehrkutſcher bei dem Fuhrherrn beantragt werden Für Futter und Torfſtreu hat der Unternehmer zu ſorgen, desgleichen ohne irgend welche Vergütung für Vorhalten der Vorſpannpferde im Winter. Im Winter 1897/98 iſt nur einmal auf wenige Stunden Vorſpann nöthig geweſen. Die Berliner Feuerwehr leiſtete nachbarliche Hülfe in zwei Fällen. Einmal mit einer Handdruckſpritze, ein anderes Mal mit einer Dampfſpritze. In drei anderen Fällen erſchien die Wehr auf der Brandſtelle ohne in Thätig⸗ keit zu treten. In allen 5 Fällen war die Berliner Feuerwehr durch in der Nähe der Charlottenburger Weichbildgrenze ſtehende Berliner Feuermelder alarmirt worden. Nachbarliche Hülfe leiſtete die Charlotten⸗ burger Feuerwehr 3 mal in Schöneberg, 2 mal in Wilmersdorf, 1 mal in Halenſee und 1 mal im Grunewald, ferner rückte die Wehr 2 mal nach Wil⸗ mersdorf und 1 mal auf Berliner Gebiet aus, ohne jedoch in Thätigkeit zu kommen. Die bis jetzt in der Hauptwache befindliche Schlauchwäſcherei wurde der größeren und bequemeren Räumlichkeiten und des vorzüglichen Schlauchtrocken⸗ thurmes wegen nach der Oſtwache verlegt. Infolge⸗ deſſen war auch die Ueberſiedelung der Schlauch⸗ reparatur⸗Werkſtätten von der Haupt⸗ nach der Oſt⸗ Feuerwache geboten. Die in der March⸗Straße eröffnete Unfallſtation XI hat Tag und Nacht telephoniſche Verbindung mit den beiden Feuerwachen erhalten. Von der Hauptwache iſt eine direkte Sprechleitung nach dem Straßenbahn⸗Depot in Weſtend angelegt worden, um den der Unfallſtation gehörigen Kranken⸗ wagen, welcher dort eingeſtellt iſt, ſchnellſtens nach der Unfallſtelle beordern zu können. Die Einrichtungen der Haupt⸗ und namentlich die der Oſt⸗Feuerwache ſind im Laufe des Berichts⸗ jayres von vielen Fachleuten, Vertretern von Städten und von Berufs⸗Feuerwehr⸗Offizieren des In⸗ und Auslandes befichtigt worden. Am 19. März wurde dem Korps die beſondere Ehre und die traurige Pflicht zu Theil, die Leichen⸗ parade beim Begräbniß des Oberbürgermeiſters Fritſche in der Stärke von 3 Offizieren, 8 Oberfeuerwehr⸗ männern und 50 Feuerwehrmännern zu ſtellen. Die Vorarbeiten des im Juli 1898 in Char⸗ lottenburg ſtattgefundenen XV. Deutſchen Feuerwehr⸗ tages wurden in der zweiten Hälfte des Berichtsjahres bereits in Angriff genommen. Die Stärke des Korps betrug am 31. März 1898 insgeſammt 86 Mann und zwar wie folgt: 1 Brandinſpektor, 2 Brandmeiſter, 1 Feldwebel, 11 O änner und 71 änner. Dieſe vertheilen ſich unter Hinzurechnung des dritten — dienſtfreien — Tages auf beiden Wachen