weiſen Räumung der bisherigen Wohnung nicht ſchwer eine neue zu finden. Der Rückgang des An⸗ gebots und die bei dem unverminderten Zuzuge auch der Arbeiterbevölkerung nach Charlottenburg ſteigende Nachfrage hat dahin geführt, daß nicht genehme Yliether auch dann abgewieſen wurden, wenn die pünktliche Miethezahlung einigermaßen geſichert er⸗ ſchien. Familien mit einer größeren Kinderzahl ge⸗ lang es vielfach nur unter großen Schwierigkeiten, Aufnahme zu finden. Dieſe Verhältniſſe, die dahin geführt haben, daß die zur Unterbringung obdachloſer „Familien eingerichteten Räume nicht mehr zureichten, und daher auf Beſchluß der ſtädtiſchen Behörden im Winter 1898 die zur Aufnahme etwaiger Cholera⸗ kranker beſtimmten bis dahin leerſtehenden Baracken zu 10 ſeitdem ſtets gefüllten Wohnungen für obdachloſe Familien eingerichtet werden mußten, haben naturgemäß die Armenverwaltung vor nicht leichte Aufgaben geſtellt. Um die drohende Exmiſſion a bzu⸗ wenden, hat in einer großen Zahl von Fällen mit Unterſtützungen eingegriffen werden müſſen; in zahl⸗ reichen anderen Fällen haben Unterſtützungen gezahlt werden müſſen, um bereits obdachlos gewordenen Familien die Aufnahme in eine neue Wohnung zu ermöglichen. Die Betheiligten zu veranlaſſen, ſich eine Wohnung ſtatt in Charlottenburg in den nörd⸗ lichen und öſtlichen Theilen von Berlin oder einem der nördlichen oder öſtlichen Vororte zu ſuchen, ge⸗ lang nur in wenigen Fällen. Ueberwiegend handelte es ſich um hier ortsangehörige, zum Theil lange Jahre hier wohnhafte Familien, die zu einem Ver⸗ laſſen von Charlottenburg nicht zu bewegen waren. Nicht ſelten mußten obdachlos gewordene Familien, die ſich mit der Bitte um Gewährung von Unterkunft bei uns meldeten, mangels verfügbarer Räume ab⸗ gewieſen werden. Die milde Witterung des letzten Winters, die im erſten Augenblicke als von weſentlichem Einfluſſe auf die Armenpflege in entgegengeſetzter Richtung angeſehen werden möchte, hat eine nennenswerthe Entlaſtung nicht zur Folge gehabt. Allerdings haben die wegen Arbeitsloſigkeit Unterſtützten abge⸗ nommen. Auf das Geſammtbild der Armenpflege aber hat die milde Witterung (ganz abgeſehen davon, daß ſie andererſeits manche ſonſt entſteyende Arbeits⸗ gelegenbeit beeinträchtigt) ebenſo wie die zeitige günſtige Konjunktur in der Induſtrie deshalb keinen größeren Einfluß, weil die Perſonen, mit denen es die Armen⸗ pflege bei uns zu thun hat, in ganz überwiegendem Maaße Frauen (meiſt Wittwen) und alte, nicht Nach den Aus⸗ mehr ar beitsfähige Leute ſind. zählungen des ſtatiſtiſchen Amts ſind einſchließlich der nur im Krankenhauſe Verpflegten oder mit en letzten 3 Jahren Arznei pp. Unterſtützten in neben 1204 (774 und 750) Ehepaaren mit und ohne Angehörige nur I88 (170 und 374) einzelne Männer, dagegen 2090 (1530 und 1541) Frauen und Mädchen mit oder ohne Kinder unterſtützt worden. Auf der anderen Seite gehört ein großer Prozentſatz der Unterſtützten, wie frühere Zählungen gezeigt haben, den Altersklaſſen von 60 bis 70, 70 bis §0 und mehr Jahren an. Eine Auszählung der Altersklaſſen hat für das letzte Jahr nicht ſtattgefunden. Eine Aende⸗ rung dürfte, wie auch ein Blick auf die unten mit⸗ getheilten Gründe der Unterſtützung zeigt, kanm ein⸗ getreten ſein. Von nicht unweſentlichem Einfluſſe auf die Zahl der Unterſtützten iſt nach dem Bericht der Armen⸗ direktion die Zuwanderung einer großen Anzahl Arbeiter, Handwerker und kleiner Gewerbetreibender, 84 meiſt aus den öſtlichen Provinzen, die zwar allen⸗ falls, wenn die Familie nicht zu groß iſt, im Stande ſind, ſich ſelbſt zu ernähren, nicht aber noch weitere Angehörige (Eltern und Schwiegereltern) ganz aus eigenen Mitteln dauernd zu erhalten; bezüglich der Schwiegereltern beſteht zudem eine geſetzliche Unter⸗ haltungspflicht überhaupt nicht. Ein großer Theil dieſer Perſonen habe ältere und ſelbſt nicht mehr arbeitsfähige Angehörige (Eltern, und namentlich häufig die Mutter des Mannes oder der Frau) ent⸗ weder gleich mit hierher gebracht, oder ſpäter nach⸗ kommen laſſen, und ſie ſo gut es ging mit ernährt, bis ſie hier durch zweijährigen Aufenthalt den Unter⸗ ſtützungswohnſitz erworben und nicht mehr zu gewärtigen hatten, im Falle einer Armen Unterſtützung etwa auf Verlangen ihrer Heimathsgemeinde wieder dorthin zurückkehren zu müſſen. Zum Theil lediglich nach Ablauf dieſer Zeit, zum Theil allerdings ſicher auch, weil die Erwerbsverhältniſſe ihrer Angehörigen in der That ſchwieriger geworden, nehme fortgeſetzt ein ſehr erheblicher Prozentſatz von ihnen die Hilfe der öffentlichen Armenpflege in Anſpruch, die ihnen nach Prüfung der Verhältniſſe, zumal bei der mangelnden Unterhaltungspflicht der Schwiegerſöhne, in den meiſten Fallen nicht verſagt werden könne. Was die Pflegekinder betrifft, ſo iſt deren Zahl von 299 auf 340, alſo um 13,7 pCt. geſtiegen, von denen allerdings ein Theil ſiy nur vorübergehend in der ſtädtiſchen Koſtpflege befunden hat. Der Prozentſatz der unehelichen unter ihnen iſt von 51 pCt. im vorigen Jahre auf 53,2 gewachſen. Eine große Zahl der unehelichen Mütter ſind Dienſtmädchen, größtentheils in Berlin, die ihre Kinder in den Vororten in Pflege geben, wo dann, wenn weitere Zahlungen von der Mutter ausbleiben, regelmäßig die Armenpflege eintreten muß. Es kommt hinzu, daß Charlottenburg ſelbſt, wie die ſ. 3t. erfolgte Aufnahme ergeben hat, die verhältnißmäßig größte Zahl von Dienſtboten aufweiſt, ſo daß auch die hier wohnenden unehelichen Mütter aus dem Stande der Dienſtboten einen erheblichen Theil der Geſammt⸗ zahl ausmachen. Im Berichtjahre ſind nicht weniger als 45 (im Vorjahre 31) Kinder unter einem Jahre, in die Koſtpflege aufgenommen worden. Soweit die Mütter dazu im Stande erſcheinen, werden ſie regel⸗ mäßig zu laufenden, ihrem Einkommen angepaßten Beiträgen herangezogen. Solche Beiträge ſind im Berichtjahr unmittelbar an uns von 37 Müttern geleiſtet worden, während eine weitere Zahl von Müttern von den endgiltig erſtattungspflichtigen Armenverbänden in gleicher Weiſe zu Beiträgen herangezogen worden ſein dürfte. Wie eine Vermehrung der Unterſtützungs⸗ fälle“) zeigt das abgelaufene Jahr auch eine nicht unerhebliche Steigerung ſowohl der überhaupt ent⸗ ſtandenen, als der auf den Kopf der Bevölkerung entfallenden Ausgaben. Um die aus der unten wiedergegebenen Tabelle erſichtliche Steigerung der Ausgaben richtig zu beurtheilen, wird vor allem der Umſtand nicht außer Acht zu laſſen ſein, daß die Koſten der Verpflegung Armenkranker in unſerem Krankenhauſe ſehr weſentlich, von 80 800 auf 123031 ℳ geſtiegen ſind. So lange die Raum⸗ verhältniſſe des Krankenhauſes es nicht geſtatteten, mußten wohl oder übel Armenkranke, deren häus⸗ % Tie große Zunahme in dieſem Jahre führt das Statiſtiſche Amt daram zurück, raß im vorigen Jahre bei der Auejullung der Zählkarten Auslaſſungen bei eimzelnen Fällen vorübergehender Umerſtütung vorgckommen icieu. Die Möglichkeit ſolcher Auslaffungen giebt die Armendirektion zu.