, 974. — Vormerkungsfriſt praktiſch von immer geringerer Bedeutung wird, iſt die Lehrlingsvermittelung darauf angewieſen, mit langen Vormerkungsfriſten zu arbeiten. Ja häufig werden die beſten Lehrlinge gerade die ſein, deren Eltern ſich am früheſten melden und die Annahme der Stelle ſich am längſten überlegen (und entſprechend die Lehrherren). Wenn hier die offenen Stellen und Lehrlingsmeldungen Monate hindurch in der Statiſtik geführt würden, ſo würde das Verhältniß von offenen Stellen und Arbeitſuchenden in dieſer Statiſtik nicht mehr die Lage des Arbeitsmarktes wiedergeben. Die Abtrennung der Lehrlingsvermittelung von den übrigen Theilen der Arbeitsnachweis⸗Statiſtik wird vom nächſten Berichtsjahre an durch⸗ geführt werden Eine andere Aenderung der Statiſtik iſt bereits in dieſem Berichtsjahre durchgeführt worden. Um feſtzuſtellen, wie oft ein und derſelbe Arbeiter ſich um Arbeit bewirbt und wie oft einem Arbeiter im Jahre Arbeit nachgewieſen wurde, wurden Perſonenkarten ein⸗ geführt. Das Nähere iſt aus den Tabellen erſichtlich. Das Geſamm tergebniß des Arbeitsnachweiſes ſtand namentlich in der zweiten Hälfte des Berichtsjahres unter dem unverkennbaren Eindruck der niedergehenden Geſchäfts⸗ Konjunktur. Es wieſen auf: Offene Arbeits⸗] Beſetzte Abtheilung für Stellen geſuche Stellen Männer 3183 5016 2402 Fraueaen... 1157 ] 1470 594 Zuſammen 1900/1901 4340 ] 6486 2996 1899/1900 ] 4539 ] 5833 ] 3153 Abtheilung für Männer] Abtheilung für Frauen Vertheilung auf 100 1899/1900 1900/1901 1899/ 1900 1900/1901 Auf 100 offene Stellen kamen Arbeit⸗ ſuchenede. 140,8 157,7 96,7 127,1 Von 100 Arbeitſuchenden wurden unter⸗ gebraht 55,4 47,9 49,0 40,4 Von 100 offenen Stellen wurden beſetzt 78,0 75,5 47,4 51,3 Im Vergleich zum Vorjahre hat alſo die Zahl der Arbeitſuchenden zugenommen, während die Zahl der ausgebotenen offenen Stellen nicht blos nicht geſtiegen, ſondern ſogar noch ein wenig zurückgegangen iſt. Mißt man die Lage des Arbeitsmarktes an der Zahl der Arbeitſuchenden, die ſich um 100 offene Stellen bewerben, ſo iſt dieſer Andrang nicht nur in der männlichen Abtheilung geſtiegen (von 140,8 % auf 157,7 %), ſondern ſelbſt in der weiblichen Abtheilung, wo in Charlottenburg. wie in vielen anderen Orten, früher Mangel an Arbeitskräften war, iſt dies Ergebniß in das Gegentheil umgeſchlagen. Während im Vor⸗ jahre auf 100 offene Stellen nur 96,7 % arbeitſuchende Frauen kamen, waren es im Berichtsjahre 127,1 %. In den Monaten Februar und März fanden in Charlottenburg 2 Arbeitsloſen⸗ Verſammlungen ſtatt, die ſich mit der Arbeitsnoth beſchäftigten. Es wurde eine Deputation an den Oberbürgermeiſter entſandt, die an den Magiſtrat die Bitte um außerordentliche Nothſtandsmaßnahmen richtete. Der Magiſtrat gelangte nach eingehender Prüfung allen zu⸗ gänglichen Materials zu dem Ergebniß, daß in Charlottenburg eine Arbeitsloſigkeit beſtehe, die über das gewöhnliche winterliche Maß hinausgehe, daß ſie aber nicht den von der Deputation behaupteten Umfang erreiche. Der Magiſtrat beſchloß in Rückſicht auf die fehlende Arbeitsgelegenheit mit der Inangriffnahme ſtädtiſcher Bauten (Hochbau, Straßen⸗ bau, Kanaliſationsarbeiten) früher als ſonſt und zwar nach Möglichkeit unverzüglich vor⸗ zugehen. Die Angelegenheit wurde in der Sitzung der Stadtverordneten vom 13. März 1901 in Folge zweier gleichzeitig eingebrachter Anfragen verhandelt. In der Beſprechung, die ſich an die Beantwortung der Anfragen knüpfte, wurde aus der Mitte der Verſammlung an⸗ geregt, daß der Magiſtrat verſuchen möge, durch den Arbeitsnachweis auch gelernten Arbeitern Arbeit zu vermitteln und dadurch zugleich in den Zahlen des Arbeitsnachweiſes einen Ueberblick über die Lage des Arbeitsmarktes zu gewähren. Die Deputation für den Arbeitsnachweis hat in ihrer Sitzung vom 19. Märzin Folge deſſen beſchloſſen, beim Magiſtrat zu beantragen, jede Beſchränkung 13