— 126 4. Dir ſtädtiſche Desinfektiansanſtalt. Die Anſtalt vollendete Ende März 1901 ihr achtes Geſchäftsjahr. Die Inanſpruch⸗ nahme iſt gegenüber den Vorjahren nicht unbedeutend zurückgegangen, was vielleicht mit dem guten Geſundheitszuſtande zuſammenhängen kann. Die Geſammtzahl der Desinfektionen, welche im Jahre 1895 865 betrug und ſich im Jahre 1899 auf 2006 geſteigert hatte, iſt im Berichtsjahre auf 1739 geſunken. Die Löhne des Perſonals ſind bei einer täglich durchſchnittlich zehnſtündigen Arbeits⸗ zeit durch die am 1. April 1900 eingetretene allgemeine Lohnerhöhung innerhalb der ſtädtiſchen Verwaltung nicht unweſentlich aufgebeſſert. Aber auch in noch anderer Beziehung haben die Arbeitsbedingungen des Perſonals nennenswerthe Beſſerungen erfahren. — So wird beiſpielsweiſe den in Folge einer Dienſt⸗ beſchädigung Erkrankten für die Zeit, in der ſie Krankengeld nicht beziehen, der volle Lohn⸗ ſatz gewährt. Des Weiteren erhalten die zu einer militäriſchen Uebung eingezogenen auf die Dauer von höchſtens 8 Wochen und die Erkrankten im Allgemeinen bis zu 26 Wochen die Hälfte des Lohnes. Für den Fall der dauernden Arbeitsunfähigkeit der Arbeiter iſt die Beſtimmung ge⸗ troffen, daß nach einer mindeſtens 10jährigen Arbeitszeit im Dienſte der Stadtgemeinde ein Ruhelohn gewährt werden kann. In Verbindung hiermit hat gleichzeitig auch die Frage der Fürſorge für die Hinterbliebenen der Arbeiter ihre Regelung erfahren. Ueber die ſchon ſeit einigen Jahren verſuchsweiſe eingeführte Wohnungsdesinfektion mittels Formaldehyds haben wir uns ein abſchließendes Urtheil noch nicht zu bilden vermocht. Die Verſuche werden zwar fortgeſetzt, doch warten wir die in der Berliner Ver⸗ waltung geſammelten Erfahrungen ab, wo Verſuche in größerem Umfange ſtattfinden. Soviel läßt ſich jedoch ſchon jetzt ſagen, daß dieſe Desinfektionsart ſchwerlich als eine allge⸗ meine wird angewendet werden können. In der Hauptſache wird man ſich nach wie vor auf geſpannten Waſſerdampf beſchränken müſſen. Ein Hauptmangel beſteht namentlich darin, daß es bis jetzt noch keinen zweckentſprechenden fehlerfreien Apparat giebt. Eine größere Ausgabe verurſachte die Inſtandſetzung eines Desinfektionsapparates, der ſeit dem Jahre 1894 ununterbrochen im Gebrauch war. Der Apparat mußte einen neuen Innenmantel aus Eiſenblech mit Iſolirung und neuen Thüren erhalten, auch eine Ausbeſſerung des Außenmantels war nöthig. Während der Inſtandſetzungsarbeiten, welche ungefähr 6 Monate währten, wurde der Betrieb mit dem noch vorhandenen Apparat auf⸗ recht erhalten. Wie bereits früher verſchiedenen anderen Wohlthätigkeitsanſtalten Gebührenfreiheit bewilligt wurde, ſo werden künftig auch von der Krippe des Vaterländiſchen Frauenvereins und dem Waiſenhauſe Luiſen⸗Andenken Gebühren für Desinfektionen nicht mehr erhoben werden. In dem Verhältniſſe der Stadtgemeinde zu dem Koppſchen Krankentransport⸗ Inſtitut in Berlin wegen des Transportes von Infektionskranken und der koſtenfreien Desinfektion der hierzu benutzten Fahrzeuge iſt eine Aenderung nicht eingetreten. Einnahmen und Ausgaben der Anſtalt in den letzten drei Jahren. 1898/99 1899/00 1900/01 I. Einnahme. Desinfektionsgebühren 2 021,40] 2 560,73] 3 753,96 I1. Ausgabe. 1. Löhne der Desinfektoren und des Hilfsperſonals 11 316,53] 11 772,76 11 619,10 2. Beiträge zur Kranken⸗, Alters⸗, Invaliditäts⸗ und mufanverſicheriung 157,41 239,86 260,87 3. Transporttoſſenn 2 563,10] 2 350,30] 3 237,50 4. Reinigung und Ausbeſſerung der Wäſche 39,95 69,94 54,90 5. Materialien zur Reinigung und Desinfektion 1 947,95] 1 804,34] 2 672,32 6. Inventar.. 448,50 627,43 906,21 7. Unterhaltung der Gebäude, Apparate und Rohr⸗ leitungenn 464,30 368,04] 1 332,92 §. Brennmaterta . 1 16,65 105,65 132,05 9, Beleuchtung.... 22,52 16,60 40,76 10. Waſſerverbrauh. 114,75 129,00 153,15 11. Kanaliſationsgebüährennnnn. 94,56 94,56 94,56 12. Jusgemein 22727772.... 22 64,35 K 71,90 Zuſammen 17 350,57 17 578,48] 20 576,24