— 22 2. Städtiſche Hochbanten. 4. Neubauten. a) Bau der Kunſtgewerbe⸗ und Handwerkerſchule nebſt Volksbibliothek und Turnhalle, Wilmersdorfer⸗Straße 166/167. Im vorigen Jahresbericht war bereits erwähnt worden, daß die erſte Hälfte des Schulbaues Ende Dezember 1900 der Benutzung übergeben werden konnte. Inzwiſchen iſt am 7. September 1901 das Hofgebäude mit der Volksbibliothek und Turnhalle ebenfalls fertig übergeben und der Bau der zweiten Hälfte des Schulbaues weiter gefördert worden. Der eigentliche Schulneubau liegt an der Ecke der Wilmersdorfer⸗Straße und der Brauhof⸗Straße auf einem Grundſtück, welches zum älteſten Grundbeſitz der Stadtgemeinde gehört. Daſſelbe war nur zum kleineren Theile mit einem aus dem Jahre 1831 ſtammen⸗ den Gebäude bebaut, welches nacheinander die höhere Bürgerſchule, dann die Realſchule, ſpäter die Kunſtgewerbe⸗ und Handwerkerſchule beherbergte. Da für dieſen Zweck die Räume im Laufe der Jahre immer unzureichender wurden, ſo mußte zu einem Neuban geſchritten werden, deſſen Ausführung derart in Angriff genommen wurde, daß zunächſt auf dem früher unbebaut geweſenen ſüdlichen Theil des Grundſtücks eine Hälfte des Neubaues fertig geſtellt wurde, damit das alte Gebäude noch ſo lange benutzt werden konnte, bis die erſte Hälfte des Neubaues bezugsfähig war. Mit dem Abbruch des alten etwa 276 qm umfaſſenden Gebäudes und ſeiner Neben⸗ bauten wurde im Frühjahr 1901 begonnen und kur; darauf auch die zweite Hälfte des Schulneubaues auf dem durch einen neu hinzuerworbenen 5 m breiten Streifen erweiterten Grundſtückstheil an der Brauhof⸗Straße begonnen. Da beide Straßen vor dem (Grundſtück verhältnißmäßig ſchmal ſind, ſo wurde das Gebäude an der Wilmersdorfer⸗Straße um 3 m, an der Brauhof⸗Straße um 5 m zurück⸗ gerückt, damit außer dem um 1 m in den Boden geſenkten Kellergeſchoß noch vier für Lehr⸗ zwecke nutzbare Geſchoſſe errichtet werden konnten. Der Anſchluß an die bis zur Bauflucht⸗ linie vorſtehenden Nachbargebäude wurde dabei durch erkerartige Vorbauten vermittelt. Auf dieſe Weiſe hat das Gebäude an der Wilmersdorfer⸗Straße eine Länge von rund 50 m erhalten, und an der Brauhof⸗Straße eine ſolche von rund 32 m. Beide Straßenſeiten ſind mit Ausnahme der in der Wilmersdorfer⸗Straße angeordneten Durchfahrt durchweg für Unterrichtsräume ausgenutzt, und zwar im Ganzen für 24 Säle von 9,5 bis 13,5 m Länge. Damit war jedoch dem Geſammtbedarf an Unterrichtsräumen noch nicht genügt und es mußte deshalb auch noch nach dem Hof hinaus eine größere Reihe von Räumen geſchaffen werden. Bei dem kleinen Grundſtück war aus dieſem Grunde die An⸗ ordnung von Mittelfluren nicht ganz zu vermeiden. Die Beleuchtung derſelben wurde jedoch durch möglichſt viele Durchbrechungen in den Mittelwänden ſo gut wie möglich zu verbeſſern geſucht. Auch die beiden Treppenhäuſer links und rechts von der Durchfahrt führen den Fluren noch Licht zu, ſodaß die Helligkeit im Allgemeinen ausreicht. An der ſüdlichen Grenze des Grundſtücks iſt außerdem ein 16,5 m langer Seiten⸗ flügel erbaut, welcher weitere vier 13 m lange Zeichenſäle mit Nordlicht enthält. So ſind im Ganzen für Unterrichtszwecke enthalten: 22 Zeichenſäle, § Unterrichts⸗ klaſſen, 5 Malklaſſen, 2 Räume für Bildhauer und Modellirarbeiten, 7 Lehrmittelräume, außerdem 2 Amtszimmer, 2 Lehrerzimmer, 1 Bücherſaal ſowie ſchließlich je eine Dienſt⸗ wohnung für den Schuldiener und den Heizer und die ſonſtigen nothwendigen Nebenräume Aborte, Heizräume u. ſ. w. Zu der Ausgeſtaltung des Gebändes iſt zu bemerken, daß für das Aeußere durch die Stadtverordneten⸗Verſammlung eine höhere Summe bewilligt war, ſodaß eine reichere Ausbildung ermöglicht wurde. In Anlehnung an die mittelalterlich⸗märkiſchen Formen er⸗ heben ſich über einem Sandſteinſockelgeſchoß die übrigen Stockwerke in einer dunkelrothen Verblendung unter Verwendung vieler glaſirter und unglaſirter Formſteine. Die Dachlinie iſt über der Durchfahrt und dem ſüdlichen Eckbau durch zinnenartige Bekrönungen, an der Straßenkreuzung durch einen nach der Wilmersdorfer⸗Straße hin gerichteten Giebel unter⸗ brochen. Einzelne kleinere Felder dieſer Dachaufbauten ſind durch Wappen in farbigem Glasmoſaik belebt, welche auf die einzelnen Unterrichtszweige hindeuten, während über dem Eingang ein großes Stadtwappen aus Sandſtein ausgeführt iſt. Am Eingang ſelbſt iſt in zwei Zwickeln das Kunſtgewerbe und das Handwerk ebenfalls in Glasmoſaik durch figürliche Darſtellung verſimnbildlicht. Im Innern ſind die Flure und Treppenhäuſer im unteren Theil mit weißlichen Verblendern ausgeführt, welche durch einen grünglaſirten Streifen mit erhabenem Blattwerk abgeſchloſſen ſind.