— 98 — () Thätigkeit der Feuerwehr. Im Stadtbereich fanden 282 (250), nach außerhalb 17 (10) Alarme ſtatt. Veranlaßt waren dieſelben durch 18 (16) Großfeuer (2 (4) außerhalb), 24 (16) Mittelfeuer (1 außerhalb), 163 (142) Kleinfeuer (10 (6) außerhalb), 39 (34) blinde Alarme, 21 (19) böswillige Alarme, 17 (23) Hilfeleiſtungen in beſonderen Fällen. Außerdem fanden noch 1453 (1312) Brände ſtatt, zu denen die Feuerwehr nicht hinzugezogen war. Nachbarliche Hilfe leiſtete die Wehr 15 (10) mal: 4 (1) in Berlin, 11 (4) in Wilmersdorf. d) Beſonders bemerkenswerthe Brände. 1. Am 3. April 1901 5 Uhr 14 Min. Nachm. war aus nicht ermittelter Urſache der Dachſtuhl des Vorderhauſes Seſenheimer Straße 2 in Brand gerathen. Bei Ankunft der Wehr ſtand bereits der ganze Dachſtuhl in Flammen. Beſondere Schwierigkeiten ver⸗ urſachte das Oeffnen der eiſernen, verſchloſſenen Bodenthüren, weil die Treppenläufe ſtart verqualmt waren. Erſt unter Anwendung des König'ſchen Rauchapparates war es möglich, bis zu den Bodenthüren vorzudringen und die Thüren zu öffnen. Beim Oeffnen erhielten 1 Oberfeuerwehrmann und 1 Feuerwehrmann durch Stichflammen Brandwunden. Mit einer Rohrleitung 75 mm und 3 Rohrleitungen 45 mm Schläuchen wurde der Brand nach einer Stunde gelöſcht. 2. Am 1. Juli 1901 § Uhr 33 Min. Nachm. waren — vermuthlich durch Selbſt⸗ entzündung die Asphaltmühle und die daneben ſtehenden Schuppen der Aktien⸗Geſellſchaft für Asphaltirung Salz⸗UIfer 18 in Brand gerathen. Das Feuer fand an den daſelbſt lagernden Rohſtoffen und fertigen Waaren, ſowie an den ausgetrockneten Holzſchuppen reich⸗ liche Nahrung. Mit 5 Rohren von Dampfſpritzen und 3 Rohren von Hydranten gelang es, das Feuer nach 3 Stunden zu dämpfen. 3. Am 30. September 1901 § Uhr 55 Min. Nachm. wurde die Hauptfeuerwache durch Fernſprecher nach einem 4 km entfernten Gelände am Spandauer Schifffahrtskanal gerufen. Es brannten dort mehrere Schuppen, eine große Tiſchlerei und ein bedeutendes Lager von Brettern und Stammhölzern. Da unmittelbar an das Holzlager die zu Berlin gehörige Strafanſtalt Plötzenſee angrenzt, war gleichzeitig von der Strafanſtalts⸗Direktion die Berliner Wehr herbeigerufen. Mit 4 Dampfſpritzen und 1 Handdruckſpritze, zuſammen mit 9 Rohren wurde das Feuer nach 3½ Stunden gedämpft. Die Dampfſpritze der Hauptfeuerwache mußte jedoch noch bis 5 Uhr Nachm. des nächſten Tages in Folge der Aufräumungsarbeiten ununterbrochen Waſſer geben. Der Feuerwehrmann Semrau erlitt bei dieſem Brande eine ſtarke Rauchvergiftung und mußte ſich in ärztliche Behandlung be⸗ geben. Nach 5 Tagen war er wieder dienſtfähig. 4. Am 23. März 1902 10 Uhr 23 Min. Vorm. entſtand Salz⸗Ufer Nr. 11/14 bei Siemens & Halske ein größeres Feuer. Der Dachſtuhl eines 70 m langen Fabrikgebäudes, in welchem ungefähr ca. 300 chm Fourniere und ausgetrocknetes Nuthalz lagerten, war auf nicht aufgeklärte Weiſe in Brand gerathen. Mit 6 Rohren von Dampfſpritzen und 5 Rohren von Hydranten war das Fener nach 2 ½ Stunden gedämpft. Die Aufräumungs⸗ arbeiten konnten erſt gegen 7 Uhr N. beendet werden. Der Feuerwehrmann Rathjen, welcher mit dem Ueberrieſelungs⸗Rauchſchutzanzug von König vorgegangen war, wurde durch den zuſammenbrechenden Dachſtuhl niederge⸗ worfen, aber von einem Oberfeuerwehrmann und einem Feuerwehrmann unter Zurück⸗ laſſung des Helms befreit. Er konnte ſeinen Dienſt weiter verſehen. e) Telegraphie. Folgende 7 neue Feuermelder mit 30 Nebenmeldern ſind eingeſchaltet worden: Städtiſches Krankenhaus mit 13 Nebenmeldern, Kaiſer Friedrich⸗Schule, Kneſebeck⸗Straße Nr. 25 mit 8 Nebenmeldern, Städtiſches Bürgerhaus, Sophie Charlotten⸗Straße 116 mit § Nebenmeldern, Berliner Aktien⸗Geſellſchaft für Eiſengießerei u. ſ. w., Franklin⸗Straße Nr. 6 mit 1 Nebenmelder, Klockow'ſche höhere Mädchenſchule, Berliner⸗Straße Nr. 39, Keller'ſche Privatſchule, Kant⸗Straße Nr. 158, und Edel'ſche Nervenheilanſtalt, Charlotten⸗ burger⸗Ufer Nr. 77 (2 Melder). In dem bisher fertig geſtellten Theil des neuen Rathhauſes wurde durch die Firma Groß & Graf⸗Berlin nach dem Döhring'ſchen Syſtem eine Feuermeldeanlage mit 25 Feuer⸗ meldern hergeſtellt, welche auch gleichzeitig als Wächterkontrolle dient. Die Rundgänge der Wächter werden hier von der Hauptfeuerwache überwacht. Betriebsſtörungen kamen im Ganzen 47 (53) vor. Anlaß zu den Störungen gaben in 18 Fällen Zuſammenliegen der Leitungen, in 9 Fällen Drahtbrüche u. ſ. w., 3 Arbeiten in den Leitungen Ruch die Reichspoſt, 4 Blitzſchläge, 1 Erdſchluß, 6 Neben⸗ ſchlüſſe, 4 Fehler in den Apparaten und 2 Diebſtähle an den Leitungen. Die Feuermelderhinweislaternen wurden um 11 Stück vermehrt. Am Ende dieſes Jahres waren 77 (77) öffentliche und 22 private Feuermelder an das Leitungsnetz angeſchloſſen. 1) Waſſerverſorgung. Neu eingebaut wurden 18 Unterflurhydranten, 19 Oberflurhndranten und 4 Tief⸗ brunnen. Am Schluſſe des Jahres ſtanden der Feuerwehr zur Verfügung 1099 (1081) Unterflurhydranten, 55 (36) Oberflurhydranten, 37 (33) Tiefbrunnen.