*% 2. — halbjahrs eine baldige Entlaſtung derſelben in Erwägung gezogen werden mußte. Sie er⸗ folgte dadurch, daß zum 1. Oktober eine neue Doppelſchule mit der Bezeichnung XXIII/XXIV eingerichtet wurde. Dieſe neuc Schule fand Unterkunft theils in dem Hauſe Bismarck⸗ Straße 43,41, theils in den Miethräumen Sophie Charlotten⸗Straße 31/32. Die Oktoberfrequenz der Gemeindeſchulen betrug 9332 Knaben und 882 Mädchen, insgeſammt alſo 18 214 Kinder. Bezüglich des Lehrplans und der Organiſation der Gemeindeſchulen iſt eine Aenderung nicht zu verzeichnen. Nur der Handfertigkeitsunterricht, mit deſſen fakul⸗ tativer Einführung für die erſten Klaſſen der (Gemeindeſchulen im Jahre 1894 begonnen worden war, konnte in dieſem Jahre auf ſämmtliche Gemeindeknabenſchulen ausgedehnt werden. Es wurde wöchentlich in 2 mal 2 Stunden des Nachmittags je nach Wahl in Papp⸗, Kerbſchnitt⸗ und Hobelbankarbeiten unterrichtet. Im Sommerhalbjahr unterrichteten 14 Lehrer 109 Schüler in Papparbeiten, 51 im Kerbſchnitt und §4 in Hobelbankarbeiten, im Winterhalbjahr 14 Lehrer 72 Schüler in Papparbeiten, 4 im Kerbſchnitt und 84 in Hobelbankarbeiten. Haushaltungsunterricht wurde wie im Vorjahre den im letzten Schuljahre ſtehenden Mädchen der drei oberſten Klaſſen der (Gemeindeſchulen II1, Iv, XII und XIV ertheilt. Es wird beabſichtigt, auch dieſen Unterricht von Oſtern 1903 ab auf ſämmtliche Gemeindemädchenſchulen auszudehnen und zu dieſem Zwecke zwei weitere Haushaltungs⸗ küchen einzurichten. Zur Unterſtützung und Belebung des naturkundlichen und geographiſchen Unterrichts beſuchten die Gemeindeſchulen auf ſtädtiſche Koſten wieder den Zoologiſchen Garten, das Aquarium und die Urania zu Berlin. Während zum Beſuch des Zoologiſchen Gartens ſämmtliche Klaſſen der Gemeindeſchulen zugelaſſen werden, werden das Aquarium und die Urania wegen des reiferen Verſtändniſſes, das zur erfolgreichen Betrachtung und Erfafſung ihrer Sammlungen und ſonſtigen Darbietungen erforderlich iſt, nur von den erſten und zweiten Klaſſen beſucht. In dem wiſſenſchaftlichen Theater der Urania hören die Kinder bei jedem Beſuche einen mit der Vorführung von Erperimenten und Lichtbildern verbundenen Vortrag aus dem Gebiete der Naturkunde, der aſtronomiſchen oder phuſikaliſchen Geo⸗ graphie. Das Thema wird den einzelnen Schulen vor dem Beſuche bekannt gegeben, damit wenn nöthig eine vorherige Einführung der Kinder in das betreffende Gebiet ſtatt⸗ finden kann. Der Zoologiſche Garten wurde von 15 870, das Aquarium von 3037 und die Urania von ſämmtlichen Kindern der erſten und zweiten Klaſſen beſucht. Um den kunſtpädagogiſchen, auch die Erziehung der Volksſchuljugend in wachſendem Maße beeinfluſſenden Beſtrebungen der (egenwart Rechnung zu tragen, waren im Stadt⸗ haushaltsetat zum erſten Mal Mittel zum Beſuch einer dramatiſchen Vorſtellung bereitgeſtellt. Nach Abſchluß der Verhandlungen mit dem Schillertheater in Berlin, das ſich die Förderung der erwähnten Beſtrebungen zur beſonderen Aufgabe gemacht hat, wurden im November 1901 ſämmtliche Kinder der erſten und je 40 der zweiten Klaſſen dem ge. nannten Theater zugeführt. Zur Aufführung gelangte „Wilhelm Tell“ und zwar an zwei Nachmittagen, einmal für die Mädchen, das andere Mal für die Knaben. Daß der Ein⸗ druck des vorgeführten Stückes auf Gemüth und Phantaſie der Kinder ein außerordentlich anregender und tiefer war, ſagten jedem Beobachter die geſpannten Geſichter, die glänzenden Augen, die bis zum Schluß andauernde Aufmerkſamteit und die begeiſterten Beifalls⸗ bezeugungen. Die ſtädtiſchen Körperſchaften haben ſich deshalb veranlaßt geſehen, auch in den nächſtjährigen Etat entſprechende Mittel einzuſtellen. K Der körperlichen Erziehung der Gemeindeſchulkinder wurde fortgeſetzt die ge⸗ bührende Aufmerkſamkeit gewidmet. Dieſelbe erſtreckte ſich in dieſem Jahre nicht nur auf die Pflege der Jugendſpiele und auf die Gewährung von Brauſe bädern, ſondern auch auf die Förderung des Eislaufes. K Zu den an ſämmtlichen Gemeindeſchulen abgehaltenen Jugendſpielen, an denen ſich ſeither nur die vier oberſten Klaſſen betheiligten, wurden auch die Kinder der fünften Klaſſen zugelaſſen. Geſpielt wurde wie im Vorjahre wöchentlich einmal 1 ⅝ bis 2 Stunden unter Aufſicht von Lehrern und Lehrerinnen der betreffenden Schulen. Die Spiele fanden ſtatt auf drei ſtädtiſchen Spielplätzen und zwei Uebungsplätzen der Militärverwaltung. Die Betheiligung an den Spielen war erfreulicherweiſe eine noch regere als im Vorjahre; etwa 25 000 Kinder nahmen theil. 4 21 . Um den Kindern Gelegenheit zu geben, die ihnen liebgewordenen Spiele auch während der Sommerferien zu betreiben, wurden an allen Wochentagen auf zwei Spiel⸗ plätzen Jugendſpiele unter Leitung zweier Lehrer in jedesmal 1½¼ Stunden abgehalten. An dieſen Spielen betheiligten ſich 151 Knaben und 1152 Mädchen. Als Jugendſpielplätze wurden außer den bereits vorhandenen vier noch die auf dem Grundſtück der Gemeindeſchule IVI/XVItI an der Danckelmann⸗ und Nehring⸗Straße liegenden unbebauten Flächen freigegeben. Ferner wurden an den ſchulfreien Nachmittagen und des Sonntags einige Schul höfe von Gemeindedoppelſchulen verſuchsweiſe zum Spielen geöffnet. Zu den ſtädtiſchen Jugendſpielplätzen ſowohl als auch zu den verſuchsweiſe frei⸗ gegebenen Schulhöfen hatten außer den Schulkindern auch die noch nicht ſchulpflichtigen Kinder freien Zutritt. Wider Erwarten war die Zahl der die Schulhöfe zum Spielen auf⸗ ſuchenden Kinder eine auffallend geringe. Indeß ſoll der Verſuch fortgeſetzt werden.