— 85 — 2. Das nicht ſtädtiſche Unterrichtsweſen. 0 a) Das private Schulweſen. Es wurden 286 Unterrichtserlaubnißſcheine (gegen 258 im Vorjahre) ausgefertigt. In dem Beſtande und der Leitung der vorhandenen 11 Privatmädchenſchulen iſt eine Aenderung nicht eingetreten. Im Berichtsjahre waren 10 Familienſchulen vorhanden. Der Kindergarten im Hauſe Bismarck⸗Straße 22 iſt von Fräulein Deichmann über⸗ nommen worden. Am Schluß des Berichtsjahres waren 8 Kindergärten vorhanden. Militär⸗Vorbereitungsanſtalten beſtanden 2 und zwar die des Dr. Müller, Schiller⸗ Straße 7, und des Direktors Kuck, Kurfürſten⸗Straße 97. Bei den beſtehenden beiden Privat⸗Präparanden⸗Anſtalten iſt gegen das Vorjahr eine Veränderung nicht eingetreten. 48 1 faſt erblindetes Kind beſuchte auf Koſten der Stadt die ſtädtiſche Blindenſchule in Berlin. In Anſtalten des Provinzial⸗Verbandes von Brandenburg waren auf Koſten der Stadtgemeinde untergebracht: 1 taubſtummes Kind in der Taubſtummen⸗Anſtalt in Wriezen, 3 idiote Kinder im Wilhelmsſtift zu Potsdam, 1 im evangeliſch⸗lutheriſchen Lazarus⸗Hauſe in Fürſtenwalde und 2 epileptiſche Kinder in der Provinzial⸗Anſtalt für Epileptiſche in Potsdam; im Oberlinhauſe zu Nowawes hatte ein verkrüppeltes Kind Aufnahme gefunden. Humboldt⸗Akademie, 3weigſtätte Charlottenburg. Schon im Vorjahre hatte ſich unter dem Vorſitz des Stadtſchulraths Dr. Neufert ein Kuratorium für eine Zweigſtätte der Humboldt⸗Akademie am hieſigen Orte gebildet. Dies war geſchehen in der Erwartung, daß für die Beſtrebungen dieſes Unternehmens, wiſſenſchaftliche Bildung in populärer Form zu verbreiten, in den Kreiſen der hieſigen Ein⸗ wohnerſchaft ein beſonders günſtiger Boden vorhanden ſein würde. Bereits im Winter⸗ halbjahr 1900%01 wurden in der Aula der höheren Mädchenſchule 1, die von den ſtädtiſchen Behörden zur Verfügung geſtellt worden war, in zwei Quartalen im ganzen 18 Vortrags⸗ cyklen aus den verſchiedenſten Wiſſensgebieten abgehalten. Die rege Betheiligung von Hörern aus allen Ständen beſtätigte die erwähnten Erwartungen und wurde die Veran⸗ laſſung, daß für das diesjährige Winterhalbjahr die Zahl der Vortragscyklen um 7 ver⸗ mehrt wurde. Eingeſchriebene Hörer waren in dieſem Jahre 853. Die ſtädtiſchen Be⸗ hörden haben das neue Unternehmen außer durch unentgeltliche Ueberlaſſung der genannten Aula durch Bewilligung eines Jahresbeitrags von 700 ℳ . unterſtützt. Freie Fortbildungskurſe für Arbeiter. Um auch dem einfachen Arbeiter die Möglichkeit der Fortbildung zu gewähren und dem in Arbeiterkreiſen häufig in hohem Maße vorhandenen Bedürfniß nach geiſtiger An⸗ regung Genüge zu thun, wurden von der an der hieſigen Techniſchen Hochſchule beſtehenden Abtheilung für Sozialwiſſenſchaft der Wildenſchaft „Freie Fortbildungskurſe für Arbeiter“ unter der Leitung Studierender eingerichtet. Aehnliche Unternehmungen ſind in England, Schweden und Dänemark mit gutem Erfolge durchgeführt worden. Der Unterricht, der in mehreren Sommer⸗ und Winterkurſen abgehalten wurde, beſtand in Vorträgen aus den verſchiedenſten Gebieten, an die ſich Uebungen und Be⸗ ſprechungen anknüpften. Sie waren ſo gehalten, daß ſie ohne beſondere Vorkenntniſſe für Jeden verſtändlich waren. An den Sommerkurſen nahmen 54, an den Winterkurſen 105 Per⸗ ſonen theil. Seitens der ſtädtiſchen Behörden wurden die nöthigen Räume in einer im weſtlichen Stadtgebiet gelegenen Gemeindeſchule zur Verfügung geſtellt. Volksthümliche Kunſtabende. Der „Verein zur Förderung der Kunſt“ zu Berlin veranſtaltete während des Winters am hieſigen Orte zum erſtenmal ſogenannte Volkskunſtabende. Monatlich fand ein ſolcher Abend ſtatt, beſtehend in der Darbietung von Vorträgen, von deklamatoriſchen und muſikaliſchen Vorführungen. Der Magiſtrat ſtellte zu dieſem Zwecke die Aula und die Turnhalle der Kaiſer Friedrich⸗Schule unentgeltlich zur Verfügung.