3. Städtiſche Volksbibliothek. Die Beſtimmungen über die Benutzung der Städtiſchen Volksbibliothek (Wilmersdorfer⸗ Straße 166/167) unterlagen auch in dem Berichtsjahre keiner Veränderung. Zur Entnahme von Büchern aus der Ausleihbibliothek, geöffnet an den Wochentagen von 12—1 Uhr und 6—8 Uhr iſt jeder Bewohner Charlottenburgs, der das 16. Lebensjahr überſchritten hat, nach erfolgter eigenhändiger Eintragung in die Leſerliſte unentgeltlich berechtigt, der Beſuch der Leſehalle, geöffnet an den Wochentagen von 10—1 Uhr und 5—9 Uhr, Sonntags von 10—1 Uhr, ſowie die Benutzung der darin aufgeſtellten Handbibliothek und der ausliegenden Zeitſchriften ſteht bedingungslos frei. Auch kann jedes Buch der Ausleihbibliothek dem Leſer auf Wunſch ſofort im Leſeſaal zur Verfügung geſtellt werden, eine Einrichtung, von der von Jahr zu Jahr ein immer regerer Gebrauch gemacht wird. Am 22. Auguſt 1901 erfolgte die Schließung der alten Bibliothek (Kirchſtraße 4/5) und die Ueberſiedelung nach dem Quergebäude der neuerrichteten Kunſtgewerbe⸗ und Hand⸗ werkerſchule. Die Wiedereröffnung fand ſtatt am Montag, den 9. September. Voraus ging am Sonnabend, den 7. September, die offizielle Uebergabe an die Deputation für das Fortbildungsſchulweſen und die Beſichtigung durch die Mitglieder des Magiſtrats und des Stadtverordnetenkollegiums. Die Räumlichkeiten der neuen Bibliothek, die mit Ausnahme einer an ebener Erde gelegenen Turnhalle mit Zuſchauerraum das ganze Gebäude umfaßt, beſtehen aus dem über 280 Quadratmeter Bodenfläche umſchließenden und durch drei Stockwerke gehenden Leſeſaal, der mit zwei übereinander liegenden, zur Aufnahme des Bücherbeſtandes dienenden Gallerien verſehen iſt, aus der Bücherausgabe mit davor liegendem und zugleich den Durchgang zum Leſeſaal bildendem Wartezimmer, ſowie aus drei für Verwaltungszwecke beſtimmten Räumen. Als Bodenbelag iſt überall rothbraunes Linoleum verwendet worden entſprechend dem in gleichem Farbenton gehaltenen Holzwerk, während die Eiſenkonſtruktion insbeſondere die der beiden Gallerien und der großen Kronleuchter im Leſeſaal ſowie der Linoleumbelag der Tiſche in Grün gehalten ſind. Sämmtliche Räume der Bibliothek ſind mit Centralheizung und elektriſchem Licht verſehen. Der ſehr geräumige und bequem eingerichtete Leſeſaal enthält zur Zeit 85 Sitzplätze, doch iſt die Vermehrung dieſer auf etwa 150 vorgeſehen und wird im Laufe des Jahres 1902 erfolgen. Der Verkehr der Ausleihſtelle und des Leſeſaals mit den oberen Räumen erfolgt durch einen Fahrſtuhl. Der Bücherbeſtand, der ſich am 1. April 1901 auf 14 201 Bände belief, wurde durch den Zuwachs während des Haushaltsjahres 1901 um 2142 Bänden vermehrt. Von dieſen waren 876 Werke in 2056 Bänden Erwerbungen durch Ankauf aus den etatsmäßig zur Verfügung ſtehenden Mitteln, die übrigen 48 Werke in 86 Bänden Geſchenke. Als Abgang ſind 184 Bände zu verzeichnen, ſodaß der Bücherbeſtand bei Abſchluß des Haus⸗ haltsjahres 1901 16 159 Bände umfaßte. Davon ſind 2695 Bände (1900: 1142) als Hand⸗ bibliothek dauernd im Leſeſaal aufgeſtellt, während die Zahl der dort ausliegenden Zeit⸗ ſchriften ſich auf 89 beläuft. Die im Jahre 1900 begonnene Neuorganiſation der Aufſtellung des Bücherbeſtandes wurde im Juli 1901 vollendet. Von der zweiten, völlig umgearbeiteten Auflage des Geſammt⸗ Bücherverzeichniſſes wurden 5000 Exemplare gedruckt und durch Verkauf zum Preiſe von 30 Pfennig bezw. als Freieremplare den Leſern zugänglich gemacht. Am 1. April 1901 trat der bisherige Hilfsarbeiter Dr. Guſtav Albrecht als zweiter Aſſiſtent in den Dienſt der Bibliothek, als zweiter Bibliotheksdiener wurde zu derſelben Zeit der Buchbinder Adolf Leutloff beſtellt. Die Aufſichtsführung im Leſeſaal wurde an Stelle des erſteren zwei Damen, Fräulein A. Haerder und Fräulein E. Carus übertragen. Am 1. Januar 1902 trat für die letztere Herr K. Schneidewind ein. Außer den vom Magiſtrat der Bibliothek überwieſenen amtlichen Veröffentlichungen der Stadtgemeinde Charlottenburg wurde der Anſtalt auch im Berichtsjahre eine Reihe von zum Theil ſehr werthvollen Schenkungen an Büchern und Zeitſchriften meiſt aus dem Leſer⸗ kreiſe überwieſen. Die Benutzung der Bibliothek ſteigerte ſich infolge der Verlegung in zweckentſprechendere und weit größere Räumlichkeiten und infolge der Vermehrung des Bücherbeſtandes, insbeſondere der reicheren Ausſtattung des Leſeſaales, außerordentlich. Während dieſer an manchen Tagen an 400 Beſucher aufzuweiſen hatte, wurde die Ausleihbibliothek häufig in einer Weiſe in Anſpruch genommen, die die Grenze ihrer Leiſtungsfähigkeit ſtreifte. Die Ausleihbibliothek war an 288 (1900: 291) Wochentagen je 3 Stunden, die Leſehalle an 343 Tagen je 7 bezw. 3 Stunden geöffnet. Die Ausleihbibliothek wurde von den ſeit der Eröffnung der Anſtalt in die Leſerliſte eingetragenen 10 382 (1900: 6955) Perſonen in 98 321 Entleihungen benutzt (1900: 71 788), eine Zahl, die eine Erhöhung der Leihziffer um 37 Prozent gegenüber dem Vorjahre bedeutet. Im Ganzen ſind von der Eröffnung am 3. Jannar 1898 bis zum 31. März 1902 287 576 Bände entliehen worden.