— 106 — beitslöhnen zu ſparen, zu einer Bevorzugung weiblicher Arbeitskräfte führte), gehört der Charlottenburger Nachweis zu den wenigen, bei denen auch die weibliche Abtheilung einen Ueberſchuß von Arbeitſuchenden aufwies. Der Grund hierfür ſcheint nicht in beſonderen örtlichen Verhältniſſen zu liegen, ſondern überwiegend darin, daß der Arbeitsnachweis bei Arbeitgebern und Arbeitern in ungleichmäßig fortſchreitender Art bekannt wird: in dem Berichtsjahr hat dieſes Bekanntwerden gerade bei den Arbeiterinnen beſonders große Fort⸗ ſchritte gemacht. Für die entſprechende Vermehrung des Angebotes von offenen Stellen machte ſich der während des Berichtsfahres noch geltende Ausſchluß des Geſindes in beſonders ſtörender Weiſe bemerkbar. e der Arbeitsnachweis unter den erſchwerten Verhältniſſen des Kriſenjahres ſeine Aufgabe erfüllt hat, läßt ſich aus den obigen Ziffern nicht ohne Weiteres ableſen. Immerhin läßt ſich doch Folgendes aus ihnen entnehmen. Obgleich in⸗ folge der wirthſchaftlichen Ungunſt die Zahl der angemeldeten offenen Stellen zurückge⸗ gangen iſt (in der männlichen Abtheilung um 78, in der weiblichen Abtheilung um 187), iſt es trotzdem gelungen, mehr offene Stellen zu beſetzen als im Vorjahre (in der männ⸗ lichen Abtheilung 374, in der weiblichen Abtheilung 47). (Gewiß iſt dies zu einem erheb⸗ lichen Theil darauf zurückzuführen, daß die Arbeitſuchenden unter dem Druck der Verhält⸗ niſſe ſich leichter bereit zeigten, Stellen anzunehmen, die ihrer bisherigen Beſchäftigung nicht entſprachen. Allein auch das dürfte als ein Vortheil der Arbeitsnachweis⸗Einrichtungen an⸗ zuſehen ſein, daß ſie dem Arbeitſuchenden einen Ueberblick über die Lage des Arbeitsmarktes ermöglichen und ihm geſtatten, einen Entſchluß im richtigen Augenblick zu faſſen, den er ohne eine ſolche Einrichtung nutzlos verzögerte oder unterließ. Da in anderen Städten und namentlich in Berlin Klagen über umfangreiche Ar⸗ beitsloſigkeit auftauchten, ſo ſah ſich der Magiſtrat veranlaßt, der Frage, ob und in wie weit auch innerhalb des Gemeindebezirks Charlottenburg ein Nothſtand beſteht, näher zu treten, um etwaige Linderungsmaßregeln in einem möglichſt frühen Stadium treffen zu können. Aus der dauernden Verfolgung des Arbeitsmarkts wurde ein beſonderes Dezernat gebildet und dieſes mit dem Dezernate für den Arbeitsnachweis vereinigt. Einen Ueberblick über die Lage des Arbeitsmarktes gewährt die Zu⸗ oder Abnahme der Mitglieder in den Krankenkaſſen. Allerdings iſt jede hierauf bezügliche Nachricht ſchnellem Veralten ausgeſetzt und es kommt alles darauf an, zu einem regelmäßigen Termine (etwa bei Monatsſchluß) die Ziffern von ſämmtlichen Krankenkaſſen zu erhalten und aufzuaddiren. Durch das Ent⸗ gegenkommen der Vorſtände der Orts⸗, Betriebs⸗ und Innungskrankenkaſſen iſt es uns in der That möglich geworden, dieſe Ziffern ſofort beim Monatsſchluß zuſammenzuſtellen, während für die eingeſchriebenen Hilfskaſſen die Ziffern rechtzeitig vom Statiſtiſchen Amt eingezogen werden. Späterhin hat der Magiſtrat Berlin ſeine Gewerbedeputation beauf⸗ tragt, die vierteljährliche Aufftellung durch monatliche Nachweiſungen zu erſetzen. Erſt im Zuſammenhang mit den Ziffern der Berliner Krankenkaſſen werden in Zukunft die unſrigen einen vollſtändigen Ueberblick ermöglichen. Der fortlaufenden Verfolgung des Arbeitsmarktes dient die einheitliche Sammlung des einſchlägigen Zahlenmaterials in einem beſonderen Aktenſtücke, welches enthält: Ob und in welcher Weiſ 1. die genannte Tabelle der Krankenkaſſen, 2. die Ziffern des Martenerlöſes für die Invalidenverſicherung, mitgetheilt von den Charlottenburger Poſtämtern, 3. die Unterſtützungen wegen Arbeitsloſigkeit, mitgetheilt von Direktion, 4. desgl. von dem Verein gegen Verarmung, 5. die Zahl der eingereichten Baugeſuche (nach den ohnedies erfolgenden Mittheilungen der Königlichen Polzeidirektion), 6. die Ziffern über Zu⸗ und Abwanderungen innerhalb des Gemeindebezirks Char⸗ lottenburg, mitgetheilt vom Städtiſchen ſtatiſtiſchen Amt. der Armen⸗ Erſt im Zuſammenhange hiermit können: 7. die Prozentziffern des ſtädtiſchen Arbeitsnachweiſes zur Verwerthung gelangen, da ſie für ſich allein genommen bei den eigenthümlichen örtlichen Verhältniſſen Charlotten⸗ burgs kein richtiges Bild gewähren würden. Jede der genannten Ziffernreihen bildet eine nach Monaten gegliederte Tabelle. Es wird darauf gehalten, daß möglichſt alle Ziffern ſofort bei Monatsſchluß eingeliefert und nöthigenfalls durch Boten eingeholt werden. Anderes einſchlägige Material, insbeſondere Zeitungsnachrichten werden daneben geſammelt. Auf Grund des ſo gewonnenen Zahlenmaterials wird dem Magiſtrat in gewiſſen zwiſchenrämen über die Lage des Arbeitsmarktes Bericht erſtattet. Der giſtrat gelangte auf Grund des Materials zu der Ueberzeugung, daß im Winter 1901/2 zwar auch in Charlottenburg eine über den gewöhnlichen winterlichen Umfang hinausgehende Arbeits⸗