— 113 — IX. Dit ffädtiſche Armenpftege. A. Allgemeines. Die Thätigkeit der Armenverwaltung iſt, wie ſchon aus der großen Vermehrung der Zahl der eingegangenen und bearbeiteten Geſuche um Gewährung von Unterſtützung in irgend welcher Form erhellt, in dem abgelaufenen Jahre gegen das Vorjahr in noch er⸗ höhtem Maße in Anſpruch genommen worden, ſodaß namentlich in der Centralſtelle die Geſchäfte nur unter äußerſter Anſpannung der Kräfte erledigt werden konnten. Die Geſammtausgaben haben, wie unten näher dargelegt, 850115 ℳ gegen 647 384 ℳa im vorigen Jahre betragen. Als Einnahmen ſtehen ihnen an Erſtattungen 141236 ℳ., 16,6%, gegen 107725 ℳ, 15,1% im vorigen Jahre gegenüber. Die Geſammtausgabe auf den Kopf der Bevölkerung iſt von 3,42 ℳ im vorigen Jahre auf 4,40 ℳ geſtiegen. Von der eingetretenen Steigerung um nahezu 203 000 ℳ entfallen nicht weniger als rund 105000 , alſo 0,55 ℳ auf den Kopf der Bevölkerung, auf die vermehrten Ausgaben für die Unterbringung kranker und ſiecher Perſonen in geſchloſſener Pflege. Die Hauptſumme — nahezu 66000 ℳ — entfällt auf die infolge der Vermehrung der Zahl der Betten in erhöhtem Maße erfolgte Aufnahme von Armenkranken in das ſtädtiſche Krankenhaus. Auch diesmal ſind, wie dabei hervorzuheben in, der Berechnung der auf Armenkrante entfallenden Koſten die geſammten Ausgaben des Krankenhauſes zu Grunde gelegt, und danach die auf die Armen⸗Verpflegungs⸗ tage entfallenden Koſten berechnet worden. Aber auch die Koſten für die Unterbringung von Geiſteskranken und von Hospitaliten und Siechen ſind ſehr erheblich, zuſammen um etwa 17000 ℳ, gewachſen, für erſtere infolge des Anwachſens der Zahl der Kranken, für letztgenannte dadurch, daß im Sommer 1901 das zur Unterbringung der Hospitaliten und Siechen beſtimmte (zur Zeit zu einem Theil auch mit Kranken belegte) neue Bürgerhaus eröffnet worden iſt, und ſich hier die Verpflegungskoſten erhöht haben. Auch die an Heil⸗ anſtalten pp. gezahlten Beträge zeigen ein Anwachſen auf mehr als das Doppelte des vor⸗ jährigen Betrages, zum Theil, weil in vermehrtem Maße auch nicht ſtädtiſche Krankenhäuſer in Anſpruch genommen werden mußten, zum Theil infolge der Zunahme der in Heilſtätten untergebrachten Lungenkranken und infolge der Unterbringung von Trunkſüchtigen in Trinker⸗ heilanſtalten. Auch die Erſtattungen an auswärtige Armenverbände, bei denen für die hieſige Armenverwaltung nur die Prüfung möglich iſt, ob ſich die gewährten Unterſtützungen und berechneten Kurkoſten im Rahmen des Geſetzes halten, weiſen eine Zunahme um faſt 12000 ℳ auf. Weſentliche Erhöhungen gegen das Vorjahr zeigen im Uebrigen die Aus⸗ gaben an baaren Unterſtützungen, Pflegegeldern, für Bekleidung und für Arzneien u. ſ w. Eine Reihe von Anſätzen des Voranſchlags hat ſich als unzureichend erwieſen und hat zum Theil ſehr erheblich überſchritten werden müſſen, eine Erſcheinung, die ſich nach den vorliegenden Berichten auch in anderen Großſtädten in gleicher Weiſe gezeigt hat. Die Ueberſchreitungen haben insgeſammt 90263,28 J betragen. Auf die Haupturſachen des Anwachſens der Armenlaſt bei der offenen Armenpflege iſt ſchon im letzten Verwaltungsbericht hingewieſen worden. Sie ſind im Weſentlichen un⸗ verändert geblieben, zum Theil ſogar noch im verſchärften Maße zu Tage getreten. Wie die Statiſtit zeigt, haben zum Eingreifen der Armenpflege bei uns auch dies⸗ mal überwiegend Krankheit und Altersſ chwäche Anlaß gegeben. Damit ſtimmt auch die erneut eingetretene Steigerung der Aufwendungen für Arzneien u. ſ. w. um weitere rund 15 % gegen das vorige Jahr überein. Die Thätigkeit der Stadtärzte iſt, wie die Ueberſicht ergiebt, ſo ſtark in Anſpruch genommen worden, daß mit dem Schluß des Berichtsjahres eine weitere Vermehrung um 2 Stellen hat eintreten müſſen. Daß die vermehrte Zahl der Krankheitsfälle auch auf die Zahl und die Höhe der baaren Unterſtützungen von Ein⸗ fluß iſt, bedarf keiner Ausführung. Der Einfluß der Wohnungsfrage hat ſich in noch verſtärktem Maße geltend gemacht. Die Wohnungsnoth hat die Thätigkeit der Armenverwaltung nach verſchiedenen Richtungen berührt. Sie hat die obdachlos Gewordenen unterzubringen gehabt; ſie iſt vielfach gezwungen geweſen, mit den Hauswirthen zu verhandeln, um eine Zwangsausſetzung ab⸗ uwenden, und erhebliche Geldbeträge zu dieſem Zweck aufzuwenden; die Steigerung der iethpreiſe hat ſie gezwungen, bei zahlreichen laufend unterſtützten Perſonen eine Er⸗ 7. der Unterſtützung eintreten zu laſſen; die Steigerung hat weiter zahlreiche Per⸗ ſonen, die bisher ohne Armenunterſtützung ausgekommen waren, genöthigt, die Hilfe der Armenverwaltung anzurufen, die ihnen bei größerer Kinderzahl auch bei regelmäßigem Arbeitsverdienſt oft nicht verſagt werden konnte; dazu traten nicht ſelten Fälle, wo geſetzlich nicht alimentationspflichtige Ehaenmeer ſich außer Stande erklärten, bei der eingetretenen