— 22 — 3) Neubau der Gemeinde doppelſchule an der Suarez⸗Straße. Auf dem ſtädtiſchen Gelände zwiſchen Suarez⸗Straße und Straße 23 wurde mit dem Bau einer Gemeindedoppelſchule begonnen, nachdem durch Gemeindebeſchluß vom 29. Ja⸗ nuar/25. Februar 1903 der Hauptentwurf zur Ausführung beſtimmt und weiterhin die Ge⸗ nehmigung der Königlichen Regierung vom 20. Mai d. I. erteilt worden war. Das Grundſtück war durch Beſchluß der Stadtverordneten⸗Verſammlung vom 21. Dezember 1898 für die Schulzwecke erworben worden. Die außerordentlich zunehmende Entwickelung unſerer Stadt im Weſten zwiſchen Stadtbahn und Bismarck⸗Straße nächſt dem Lietzenſee und dem jetzt ebenfalls in Bauland ſich wandelnden Park Witzleben hat das dringende Bedürfnis nach einem neuen Gemeindeſchulbau im Gefolge gehabt, ſodaß denn auch kurze Zeit nach Erwerb des Grundſtücks bereits an die Ausführung herangegangen werden mußte. Bei der Aufſtellung des Entwurfs ergab ſich als geeignetſte Ausnützung des Grund⸗ ſtücks die Verlegung des Schulgebäudes mit ſeiner Front an die Straße 23, die Anordnung der Höfe auf dem mittleren Teil des Grundſtücks und die Belaſſung eines für andere Zwecke beſtimmten Geländeſtreifens an der Suarez⸗Straße. Die Breite der Straße 23 mit 22,6 m genügt den behördlichen Beſtimmungen, wonach der Abſtand der Klaſſenfenſter von andern Gebäuden mindeſtens 20 m groß ſein muß. Da die Straße 23 vorerſt noch nicht dem Verkehr eröffnet wird, ſo iſt zunächſt der Zugang zur Schule von der Suarez⸗Straße aus vorgeſehen. Die Ausnutzung des Grundſtücks iſt folgende: Gefarutftacheninhalt⸗. „ 6617 qm davon ab Geländeſtreifen an der Suarez⸗Straße rd. 1900 qm bleiben für Schulgebande und HHF. 4717 qm hiervon ab an überbauter Flähe. 150 qm gleiben für Sofſtache⸗ 4. 4 3217 qm oder bei 1900 Schülern 1,7 qm Bewegungsraum für das Kind Die Anſtalt umfaßt 39 Schulzimmer, nämlich 19 Klaſſen für Knaben und 20 für Mädchen, außerdem die üblichen Haupträume: Turnhalle, Aula, Lehrer⸗ und Rektorenzimmer. Sämtliche Räume ſind in einem Gebäude angeordnet. Die in den neueren Schulen faſt durchweg b. reits nachträglich eingerichteten Räume für Haushaltungsunterricht und für den Arzt ſind zum erſten Mal ſchon in das Bauprogramm mit aufgenommen worden. Während der Bearbeitung des Entwurfs entſtand ferner der Wunſch, einen Handfertigungsraum in der Knabenſchule einzurichten. Wie in allen Gemeindeſchulen ſind überdies Brauſebäder vorgeſehen. Die Abtritt⸗ anlagen ſind im Anſchluß an ein Haupttreppenhaus durch 4 Geſchoſſe mit einem beſonders lüftbaren Vorraum angelegt, eine Neuerung, deren Einführung bei Gemeindeſchulen bis jetzt an dem Widerſtand der die Oberaufſicht führenden Regierungsbehörde ſcheiterte, hier jedoch zum erſten Mal in Charlottenburg Zuſtimmung gefunden hat, an Stelle der bis jetzt wie bei ländlichen Schulen ebenerdig ausgeführten beſonderen Anlagen im Hofe. Die Anſtalt erhält als Zentralheizung eine Warmwaſſerheizung. Die Faſſaden ſind in Ziegelrohbau mit größeren Putzflächen und teilweiſer Verwendung von Sandſtein entworfen. Die Koſtenanſchlagsſumme beläuft ſich auf 580000 ℳ, ungefähr 400 ℳ für das überbaute qm Grundſtücksfläche. n) Rathausbau. Die Erd⸗ und Fundamentarbeiten des II. Bauteiles des Rathaus⸗Neubaues waren Anfang Juni beendet. Am 19. Juni 1902 fand die feierliche Grundſteinlegung ſtatt, an welcher der Magiſtrat, die Stadtverordneten, ein großer Teil der ſtädtiſchen Beamten, die Bauleitung, die Architekten des Baues und mehrere Ehrengäſte teilnahmen. Der Oberbürgermeiſter leitete die Feier mit folgenden Worten ein: Hochgeehrte Feſtverſammlung! Ein langer und mühevoller Weg iſt es, den unſere Stadt von ihrer Gründung bis zum heutigen Tage in faſt zwei Jahrhunderten zurückgelegt hat, ein Weg durch Armut und Not, voll Mühe und Sorge und unabtäſſiger Arbeit, voll Kampf und Streit, aber auch ein Weg geſegneten Mühens und glücklichen Erfolges. Der Weg vom kleinen Dorf zur neunten Großſtadt im Königreich Preußen. Es iſt derſelbe Weg, den unſer engeres Vater⸗ land, das Königreich Preußen von kleinen Anfängen bis zu ſeiner heutigen ſtolzen Höhe zurückgelegt hat. Und es iſt kein Zufall, daß dem ſo iſt. Denn von ſeiner Gründung an iſt Charlottenburg aufs engſte und innigſte verknüpt geweſen und geblieben mit den Ge⸗ ſchicken unſeres Königlichen Hauſes, und deshalb erblicken wir in dem großen Bilde der Ge⸗ ſchichte unſeres Hohenzollernhauſes und des Königreiches Preußen auch das kleine Bild der Entwickelung unſerer Stadt 5 Am heutigen Tage, an dem wir den Grundſtein legen zu einem neuen Rathaus, deſſen ſtattlicher Bau den Zwecken der ſtädtiſchen Verwaltung auf fernere Jahrhunderte