— 91 — 2 Die Einweihung des Neubaues der Anſtalt fand am 21. November 1902 ſtatt. Außer den ſtädtiſchen Behörden waren bei dieſer Feier auch Vertreter des Miniſteriums für Handel und Gewerbe und der Königlichen Regierung in Potsdam anweſend. Zum Schluß des Winterhalbjahres 1902/03 fand eine große Ausſtellung von Schüler⸗ arbeiten und von Arbeiten einiger Lehrer der Anſtalt ſtatt. Dieſelbe erfreute 1 eines ſehr ſtarken Beſuches. Einige Wochen ſpäter unterzog der Herr Regierungspräſident von Moltke aus Potsdam den Neubau einer eingehenden Beſichtigung. Der Direktor und 2 Lehrer, die Architekten Schlumpp und Warnatſch wurden im Sommerhalbjahr 1902 nach Düſſeldorf zum Studium der dortigen Gewerbe⸗Ausſtellung entſandt. Die Geſamtausgaben für 1902 betrugen 62 246,38 ℳ (wovon 48 450,50 ℳ perſön⸗ liche, 13 795,88 ℳ ſächliche). Hiervon entfielen auf den Staat 29 948,68 ℳ, die Ge⸗ meinde 25 448,79 ℳ, 6848,91 ℳ wurden durch Schulgeld pp. gedeckt. C. Fortbildungsſchule. Der Unterricht der fakultativen Fortbildungsſchule mit 7 gewerblichen, 2 kauf⸗ männiſchen und 3 Bäckerklaſſen wird erteilt im Dienſtgebäude der Kunſtgewerbe⸗ und Hand⸗ werkerſchule unter Leitung des Direktors dieſer Anſtalt von 12 hieſigen Gemeindeſchullehrern im Nebenamt, und zwar in den gewerblichen Klaſſen Montag und Mittwoch abends von ½ 8— ⅝ 10 Uhr, in den Bäckerklaſſen Dienstag und Donnerstag abends von ½7— 9 Uhr und in den kaufmänniſchen Klaſſen Montag und Mittwoch nachmittags von 4—6 Uhr. Der Unterricht erſtreckt ſich auf Deutſch, Rechnen, Geometrie, gewerbliche Buchführung in den ge⸗ werblichen Klaſſen, auf Deutſch, Rechnen, Gewerbekunde und Buchführung in den Bäckerklaſſen und auf Deutſch, Rechnen, 4. einfache und doppelte Buchführung, Handels⸗ und Wechſellehre in den kaufmänniſchen Klaſſen. Die Zahl der Schüler betrug 782 (49 Gehilfen und 733 Lehrlinge), wovon 709 im Alter von 14—18 Jahren ſtanden und 73 über 18 Jahre alt waren. Die Geſamtausgabe betrug 6232,97 ℳ 5490 ℳ perſönliche und 742,97 ℳ ſäch⸗ liche Koſten. Zu dieſen ſteuerte der Staat 2000 ℳ, die Bäckerinnung 100 ℳ und die Schlächterinnung 1000 ℳ bei, den Reſt zahlte die Stadtgemeinde. 2. Das nicht ſtädtiſche Unterrichtsweſen. a) Das private Schulweſen. Es wurden 292 Unterrichtserlaubnisſcheine (gegen 286 im Vorjahre) ausgefertigt. Die 11 Privatmädchenſchulen beſtanden unverändert fort. Die Geſamtſchülerinnen⸗ zahl betrng 2584 (im Vorjahre 2543). Außerdem errichtete der Predigtamtskandidat Mau eine höhere Privatknabenſchule im Hauſe Luther⸗Straße 50. Am Schluß des Berichtsjahres waren 9 Familienſchulen vorhanden, und zwar ſämtlich im Oſten der Stadt. Sie ſind von ſolchen Familien errichtet, welche beabſichtigen, ihre Kinder in den erſten Jahren ihrer Schulpflicht einer öffentlichen oder privaten Schule nicht zuzuführen, und für den gemeinſamen ſchulplanmäßigen Unterricht ihrer Kinder durch geeignete Lehrkräfte in der Wohnung eines der Beteiligten Sorge tragen. Für die noch nicht ſchulpflichtige Jugend beſtanden 8 Kindergärten. Die Militärvorbereitungsanſtalt des Dr. Müller beſtand im Hauſe Schiller⸗Straße 7 fort, die des Direktors Kuck wurde nach Nürnberger Straße 2 verlegt. Von den im Vorjahre vorhandenen 2 Privatpräparandenanſtalten wurde die des Rektors Grimm zum 1. Oktober nach Rummelsburg verlegt, ſo daß zurzeit hier nur noch die rom Rektor Ommerborn geleitete konfeſſionell katholiſche Präparandenanſtalt beſteht. 9 Ein faſt erblindetes Kind beſuchte auf Koſten der Stadt die ſtädtiſche Blindenſchule in Berlin. In Anſtalten des Provinzialverbandes von Brandenburg waren auf Koſten der Stadtgemeinde untergebracht: 5 taubſtumme Kinder in der Taubſtummen⸗Anſtalt in Wriezen, 4 idiote Kinder im Wilhelmsſtift zu Potsdam, 1 im evangeliſch⸗lutheriſchen Lazarus⸗Hauſe in und 2 epileptiſche Kinder in der Provinzial⸗Anſtalt für Epileptiſche in Potsdam. Humboldt⸗Akademie, Zweigſtätte Charlottenburg. Im Winterhalbjahr 1902/03 fanden Vortragscyklen und Unterrichtskurſe der hieſigen Zweigſtätte der Humboldt⸗Akademie in ähnlicher Weiſe wie im Vorjahre ſtatt. Die ſtäd⸗ tiſchen Behörden ſtellten für dieſen Zweck außer der Aula der höheren Mädchenſchule I auch diejenige der Kaiſer Friedrich⸗Schule zur Verfügung. Freie Fortbild ungskurſe für Arbeiter. Von der ſozialwiſſenſchaftlichen Abteilung der Wildenſchaft an der hieſigen Techni⸗ ſchen Hochſchule wurden wiederum ſowohl im Sommer⸗ als im Winterhalbjahre freie Fort⸗ bildungskurſe für Arbeiter abgehalten, wozu ſeitens der ſtädtiſchen Behörden in dem Schul⸗ hauſe der Gemeindeſchule 111 die erforderlichen Räume unentgeltlich überlaſſen wurden. An den Sommerkurſen nehmen 125 (1901: 54) an den Winterkurſen 177 (1901: 105) Perſonen teil. Volkstümliche Kunſtabende. Der „Verein zur Aunergen der Kunſt“ zu Berlin veranſtaltete wiederum während des Winters volkstümliche Kunſtabende in der Aula der Kaiſer Friedrich⸗Schule, die nebſt der Turnhalle vom Magiſtrat unentgeltlich zur Verfügung geſtellt wurde.