— 94 — 3. Städtiſche Volksbibliothek. Die tägliche Offnungsdauer der Städtiſchen Volksbibliothek und Leſehalle (Wilmers⸗ dorfer Straße 166/167) wurde im Berichtjahre weſentlich verlängert. Die Leſehalle iſt ſeit dem 15. Juli an 63 Stunden in der Woche (ſtatt der bisherigen 45), und zwar werktäglich von 11—9 Uhr, Sonntags bis auf weiteres von 10—1 Uhr geöffnet. Seit dem 1. Oktober findet ferner die Ausgabe der Bücher an den Wochentagen von 12—1 und 5—9 Uhr ſtatt, was einer Vermehrung der wöchentlichen Schalterſtunden von 18 auf 30 gleichkommt. Zur unentgeltlichen Entnahme von Büchern iſt nach wie nor jeder Bewohner Charlottenburgs, der das 16. Lebensjahr überſchritten hat, nach erfolgter eigenhändiger Eintragung in die Leſerliſte berechtigt, der Beſuch der Leſehalle und die Benutzung der darin aufgeſtellten Handbibliothek ſowie der daſelbſt ausliegenden Zeitſchriften ſteht bedingungslos frei. In zahlreichen Fällen wird auch von dem Rechte Gebrauch gemacht, die Bücher der Ausleihe⸗ bibliothek in der Leſehalle zu benutzen, wo ſie auf Wunſch ſofort zur Verfügung geſtellt werden. Die Prüfung des Bücherbeſtandes fand in üblicher Weiſe vom 1.—14. Juli ſtatt. Die Bibliothek blieb während dieſer Zeit geſchloſſen. Dem Bibliothekar Dr. G. Fritz wurde von den ſtädtiſchen Behörden ein vom 23. Mai ab laufender ſechswöchiger Urlaub zu einer Reiſe nach England zum Zwecke des Studiums der dortigen Bibliotheken bewilligt. Am 8. Dezember beſichtigte der Herr Regierungspräſident aus Potsdam neben an⸗ deren ſtädtiſchen Einrichtungen auch die Bibliothek. Von dem ihm zugefallenen Nobelpreiſe machte Profeſſor Dr. Theodor Mommſen in hochherziger Weiſe der Anſtalt eine Zuwendung von 1000 ℳ mit der Beſtimmung, daß dieſe Summe nach freiem Ermeſſen der Verwaltung zur Ergänzung des Bücherbeſtandes verwendet werden ſollte. Auch von anderen Seiten wurde der Anſtalt wiederum eine Reihe von Schenkungen an Büchern und Zeitſchriften zu teil. Fuür die im Frühjahr 1993 in Dresden zu eröffnende Deutſche Städteausſtellung wurde ein Modell der Bibliothek, ſowie der darunter befindlichen Turnhalle angefertigt, dazu ferner eine Statiſtik der Benutzung der Anſtalt ſeit ihrer Eröffnung in graphiſcher Form vorbereitet. Eine zweckentſprechende Neuerung fand im Laufe des Berichtjahres durch die Be⸗ ſchaffung künſtleriſchen Wandſchmuckes für die Leſehalle Eingang. Es wurde zunächſt eine Auswahl aus den im Verlage von Voigtländer & Teubner erſchienenen Künſtlerſteinzeich⸗ nungen, ſowie eine Reihe von Photographieen antiker Skulpturen angeſchafft. Im November gelangte ein gedruckter Nachtrag zur 2. Auflage des Geſamtbücher⸗ verzeichniſſes zur Ausgabe. Die 3. Auflage ſowie ein Verzeichnis der Bücher und Zeit⸗ ſchriften der Leſehalle wurden vorbereitet. Der Bücherbeſtand, der ſich am 1. April 1902 auf 16 159 Bände belief, wurde durch den Zuwachs während des Haushaltsjahres 1902 um 2691 Bände vermehrt. Da⸗ von waren 894 Werke in 2598 Bänden Erwerbungen aus den zur Verfügung ſtehenden Mitteln, 36 Werke in 93 Bänden Geſchenke. Unter Berückſichtigung des erfolgten Abgangs von 89 Bänden umfaßte der Bücherbeſtand am 31. März 1903 18751 Bände. Von dieſen ſind 2882 Bände (1901: 2695) als Handbibliothek dauernd in der Leſehalle aufgeſtellt, die Zahl der dort ausliegenden Zeitſchriften beträgt 98 (1901: 89). Die Ausleihebibliothek war an 290 Wochentagen (1901: 288) je 3, ſeit dem 1. Ok⸗ tober je 5 Stunden, die Leſehalle an 342 Tagen (1901: 343) geöffnet, und zwar von April bis Juni je 7 bezw. 3 Stunden ſeit dem 15. Juli je 10 bezw. 3 Stunden. Die Ausleihebibliothek wurde von dem ſeit der Eröffnung der Anſtalt in die Leſerliſte einge⸗ tragenen 14 327 Perſonen (1901: 10 382) in 122 996 Entleihungen (1901: 98 321) be⸗ nutzt und damit eine Erhöhung der Leihziffer um 20% gegenüber dem Vorjahre erreicht. Im ganzen ſind ſeit der Eröffnung am 3. Januar 1898 bis zum 31. März 1903 410 572 Bände entliehen worden. Die Leſehalle wurde während des Berichtsjahres von 94 924 Perſonen (1901: 55 996) im ganzen bisher von 223 920 Perſonen beſucht; die Erhöhung der Leihziffer gegen 1901 beträgt ſomit 41 %. Dieſe gewaltige Zunahme der Benutzung iſt in erſter Linie der Erweiterung der Offnungsdauer zuzuſchreiben. Auf die einzelnen Monate verteilt ſich die Benutzung der Ausleihbibliothek und der Leſehalle folgendermaßen: 4