— 4 93. — e) Mommſen⸗Gymnaſium. Die Leitung der Anſtalt, die bisher in den Händen des Direktors der Kaiſer Friedrich⸗Schule Dr. Zernecke gelegen hatte, wurde von Oſtern 1903 ab dem bisherigen Oberlehrer Dr. Przygode am Königlichen Prinz Heinrich⸗Gymnaſium in Schöneberg über⸗ tragen. Am 17. April wurde derſelbe in ſein Amt als Dirigent der Anſtalt eingeführt Außer Dr. Przygode traten am 1. April 1903 der Oberlehrer Dr. Koch — bisher Oberlehrer am Königlichen Friedrichs⸗Gymnaſium zu Gumbinnen — und der wiſſenſchaftliche Hilfslehrer Dr. Levinſtein in den Lehrerverband ein. Oſtern 1903 wurde infolge Weiterentwickelung der Anſtalt die Klaſſe IV neu eröffnet. Ferner wurden die Klaſſe vI und die 2. Vorſchul⸗ klaſſe wegen Überfüllung geteilt. Die durch Teilung der 2 Vorſchulklaſſe notwendig ge⸗ wordene Vorſchullehrerſtelle wurde dem Gemeindeſchullehrer Otto Krüger kommiſſariſch über⸗ tragen. Von Michaelis 1903 ab wurden ſodann Or. Levinſtein als Oberlehrer und der Gemeindeſchullehrer Krüger als Vorſchullehrer angeſtellt. Das Lehrerkollegium beſtand hiernach aus 1 Dirigenten, 4 Oberlehrern, 4 Vorſchul⸗ lehrern und 1 Hilfslehrer für den Zeichenunterricht. 7 Um das Andenken des verſtorbenen großen Mitbürgers, Profeſſors Dr. Th. Mommſen, eines entſchiedenen Verfechters humaniſtiſcher Bildung, zu ehren, beſchloß der Magiſtrat, daß das ſtädtiſche Gymnaſium in der Wormſer Straße fortan die Bezeichnung „Mommſen⸗ Gymnaſium“ führen ſoll. Der Herr Miniſter hat dieſe Bezeichnung durch Erlaß vom 16. Februar 1904 genehmigt. Ein der Anſtalt vom Magiſtrat überwieſenes Bild des Ver⸗ ewigten hat im Vorraum der Aula ſeinen Platz bekommen Vom Turnunterricht waren auf Grund ärztlichen Zeugniſſes im Sommer § (6,5 %), im Winter 15 (13,27 %) Schüler von allen Übungen, von einzelnen Übungen im Sommer 4 (3,25 (%) im Winter 3 (2,65 %) Schüler befreit. 8 2 Außer dem ſchulmäßigen Turnen fanden im Sommer am Nachmittage auf dem Schulhofe Jugendſpiele ſtatt; im Winter wurde an den Nachmittagen im Handfertigkeits⸗ raume der Anſtalt Unterricht im Kerbſchnitt und in Papparbeiten erteilt. Die Schüler der Gymnaſialklaſſen waren dazu in 4 Gruppen eingeteilt, und zwar beteiligten ſich an Papp⸗ arbeiten 45, am Kerbſchnitt 16 Schüler. f) Reform⸗Realgymnaſium. Das Reform⸗Realgymnaſium, über deſſen Errichtung ſchon oben geſprochen worden iſt, hat noch kein eigenes Schulgebäude, ſondern iſt vorläufig in dem der Realſchule untergebracht, woſelbſt noch einige Reſerveklaſſen zur Verfügung ſtehen. Die Leitung der Anſtalt iſt dem Dirigenten der Realſchule (Profeſſor Dr. Dubislav) mitübertragen worden. Oſtern 1903 iſt die erſte Klaſſe (vI 0) eröffnet worden. Mit der Führung der neuen Realgymnaſialklaſſe wurde der wiſſenſchaftliche Hilfslehrer Dr. Ernſt Otto betraut. Die von ihm bekleidete Hilfslehrerſtelle wurde bald darauf in eine Oberlehrerſtelle umge⸗ wandelt, worauf ſeine Anſtellung als Oberlehrer erfolgte. Im übrigen wurde der Unterricht in dieſer Klaſſe auf die Lehrkräfte der Realſchule verteilt. B. Lehranſtalten für Mädchen. 2) Höhere Mädchenſchulen. Wie an den höheren Lehranſtalten für Knaben haben auch an den höheren Mädchen⸗ ſchulen Veränderungen der Schulgeldſätze ſtattgefunden. Das jährliche Schulgeld iſt für die einheimiſchen Schülerinnen der Klaſſen vI—1 von 110 auf 120 ℳ erhöht worden, während es in den unteren Klaſſen bei 80 ℳ verblieb. Für die auswärtigen Schülerinnen der höheren und mittleren Schulen wird ein Zuſchuß von 40 ℳ, in den Realgymnaſialklaſſen von 80 ℳ erhoben. Die Zahl der Schülerinnen der höheren Mädchenſchule 1 hat gegen das Vorjahr eine erhebliche Anderung nicht erfahren; eine Vermehrung der Klaſſen war nicht erforderlich. Anſtelle des Oberlehrers Dr. Lenſchau, der als Oberlehrer an die mit der höheren Mädchenſchule II1 verbundenen Realgymnafialklaſſen berufen wurde, trat zu Beginn des Berichtsjahres der wiſſenſchaftliche Hilfslehrer Dr. Bleich. Der Oberlehrer Dr. Schmidt, welcher ſeit Oſtern 1888 ununterbrochen an der Anſtalt tätig war, wurde im Herbſt durch ſchwere Krankheit dienſtunfähig und verſtarb am 1 November 1903. Die dadurch frei⸗ gewordene Stelle wurde bis zum Ablauf des Schuljahres durch Hilfskräfte verwaltet. Während des Sommers wurden die Schülerinnen der beiden erſten Klaſſen wiederum wöchentlich einmal vom Zeichenlehrer Rieſenberg angeleitet, in der National⸗Gallerie Kunſt⸗ werke eingehend zu betrachten. Ebenſo wurden im Winter vom Lehrer Trapp belehrende Vorträge über Photographie abgehalten. An der höheren Mädchenſchule I1I1 wurden zu Oſtern bezw. Michaelis die Klaſſen V 0 und v eröffnet Sämtliche Klaſſen der Anſtalt waren voll beſetzt und zahlreiche Anmeldungen konnten nicht berückſichtigt werden. Als ein . Schrit auf dem Gebiete des höheren Mädchenſchulweſens unſerer Stadt kann die Oſtern 1903 erfolgte Angliederung von Realgymnafialklaſſen für Mädchen an die höhere Mädchenſchule 11 betrachtet werden. 2 In Charlottenburg hatte ſich ſchon ſeit langem das Bedürfnis nach einer über das Ziel der höheren Mädchenſchule hinausgehenden Anſtalt für Mädchen geltend gemacht.