— 144 — teit einem ſtändigen Organ übertragen wird, das nicht nur in kritiſchen, ſondern auch in ruhigen Zeiten ſeine Beobachtungen fortſetzt. In mehrfachen Beratungen über die bisher angewandten Mittel zur ſtatiſtiſchen Erfaſſung der Arbeitsloſigkeit kam die Deputation zu dem Ergebnis, daß es für den hier verfolgten Verwaltungszweck (Entſcheidung der Frage, ob außerordentliche Maßregeln notwendig ſind) überhaupt nicht erforderlich ſei, die Zahl der Arbeitsloſen genau zu kennen, ſondern nur zu wiſſen, ob dieſelbe größer oder geringer als in der entſprechenden Zeit des Vorjahres ſei. Für dieſen Zweck reicht eine Aufnahme, die nur ſymptomatiſche Ergebniſſe zeitigt, aus. Derartige Aufnahmen ſind in einem einfachen Ver⸗ fahren, das nicht auf einer volkszählungsartigen Auszählung, ſondern auf einer bloßen Mel⸗ dung der Arbeitsloſen beruht, in Stuttgart regelmäßig durchgeführt und auf eine große Reihe anderer württembergiſcher Städte ausgedehnt worden. Die Deputation beantragte beim Magiſtrat: eine regelmäßige Aufnahme der Arbeitsloſen 3 mal jährlich (Mitte November, Mitte Januar und zu einem Sommertermin) nach dem Stuttgarter Syſtem zu veranſtalten und die erſte Aufnahme möglichſt bald vorzunehmen. Die Ausführung der Zählung lag in den Händen des Städtiſchen Statiſtiſchen Amtes, das ſich für die Feſtſtellung der Einzelheiten der beratenden Mitwirkung eines Ausſchuſſes der Deputation für den Städtiſchen Arbeitsnachweis bediente. Die erſte Zählung fand am 23. Februar 1904 ſtatt. Die Zählung wurde in der Weiſe ausgeführt, daß die Arbeitsloſen durch Bekanntmachung aufgefordert wurden, eine Zählkarte von einer der 9 in der Bekannt⸗ machung aufgeführten Stellen abzuholen, dieſelbe auszufüllen und am 23. Februar in eine an denſelben Stellen bereit ſtehende Urne zu werfen. Um dieſe den Arbeitsloſen zuge⸗ mutete Bemühung zu verringern und damit das Reſultut der Aufnahme zu 441 40 wurden am 21. Februar durch eine große Anzahl von den hieſigen Gewerkſchaften geſtellter Boten über 26000 Karten an die Arbeiter ausgeteilt, ſo daß ein ſelbſtändiges Abholen der Karten von den bezeichneten Stellen nur äußerſt ſelten ſtattzufinden brauchte. Es wurde von dem Arbeitsloſen nur verlangt, daß er die ausgefüllte Zählkarte am 23. Februar bis 6 Uhr abends in eine der Urnen ſteckte. Die Fragen der Zählkarte bezogen ſich außer auf Namen und Wohnung des Arbeits⸗ loſen auf die Dauer ſeiner Anſäſſigkeit in Charlottenburg, auf ſein Alter, darauf, ob er ver⸗ heiratet war oder nicht, ob die Ehefrau zum Erwerbe beiträgt und wieviel Kinder zu ernähren ſind. Ferner wurde nach dem Beruf gefragt, der in der letzten Arbeitsſtelle aus⸗ geübt war, nach der Dauer der Arbeitsloſigkeit und nach ihrer Urſache. Die Zahl der abgegebenen Karten betrug 628, davon beziehen ſich 595 auf männ⸗ liche und 33 auf weibliche Arbeitsloſe. Von den männlichen Arbeitsloſen mußten zunächſt193 ausgeſchieden werden, die als Urſache der Erwerbsloſigkeit Krankheit, Unfall oder Invalidität angeführt hatten, da es hier nur auf die durch wirtſchaftliche Verhältniſſe arbeitslos ge⸗ wordenen Perſonen ankommt. Ferner hatten 44 entweder ſchon auf der Karte oder bei ſpäterer Nachfrage angegeben, daß ſie am 23. Februar Arbeit gehabt haben, endlich bezogen ſich 8 Zählkarten nicht auf Arbeiter oder Handelsgehilfen. Es blieben ſomit nur 350 für die Aufnahme brauchbare Karten übrig. Wie ſich dieſe 350 männlichen Arbeitsloſen auf die einzelnen Berufe verteilen, zeigt die folgende Tabelle, die auch über die Dauer der Arbeitalofigkeit Aufſchluß gibt. Zum Vergleich ſind neden den Summen rechts die entſprechenden Zahlen der vor 2 Jahren von den hieſigen Gewerkſchaften ausgeführten Arbeitsloſen⸗ zählung beigefügt. EI ¹ Wochen Monate 5 5 S E — 2 2 213 2 2 2 2 2 3 3 3 . Gewerbe 3% „ 7 7222 2]% 22 5 5 111114]4J33 522 42 2 2 2 E 9 2 5 82 Baugewerbe. 1u16 3 9 8 1 5 5ſ2 8 6— ——— 92 794 Induſtrie der Steine u. Erden] 4 1 — 1 —- —— 247 3 1— 1—1 1 —1 19 7¹ Gärtnerceeete.. — — — — — —— — —1 — 1 21 — — 1 — — 3 39 Metallinduſtrie 7 2] 8 8 11 2] 2 5] 5 3 1 — 1—— —1 15 347 Holsinduſtetee 4 — — — — 1 3 1] 1 1 — — —— — —1 11 74 Leder und Papier —. 2 — — — — — —1 1 1 — — —1 — — 1 60 Textil⸗Juduſtrie —4 11— — — —41 — 1 — —— 21 — — 1 7 Graphiſche Gewerbe ——1 — —1 1 — 1 —1 — — — — — 11 — 3 14 Bekleidung — 2] 1f 1 1 — — —1 3 — — —1—1 — 66 Nahrungsmittel 4.—. — — — 1 — 14 1 11 1 1— — 1 — 6 31 Handel und Verkehn. 7 5 4] 5 2 2 1 3] 9 2 5 5 — 2 2 — 57 148 Beherbergunng 1— —— — 1 — 112 —— 2— 2 2 39 Arb. ohne nähere Bezeichnung ſ 91 16] 8 5 6 3 3 1127 12 3 12 2 L 21 99 576 Zuſammen I42 4 24 20] 10 11 15 2271 32 20 7 2 31 3 21 350 f 2266