um ein Bild über den Anteil der einzelnen Gewerbe an der Arbeitsloſigkeit zu 90 00 iſt die Zahl der Arbeitsloſen eines jeden Gewerbes mit dem Stande der Arbeiter, wie ihn die letzte Volkszählung ergeben hatte, verglichen und zwar ſowohl für die vor zwei Jahren von den hieſigen Gewerkſchaften veranſtaltete Auf⸗ nahme als auch für die jetzige, d. h. es iſt berechnet warden. wieviel Arbeitsloſe innerhalb eines jeden Ge⸗ werbes auf je 100 Arkeiter durchſchnittlich kommen, Hiernach entfallen auf 100 Arbeiter nach der ſfaren u vom 19. 2. 02 im Durchſchnitt 9 Arbeitsloſe, nach der Zählung vom 23. 2 04 1,4, nach der Arbeitsloſigkeit in den deutſchen Fachverbänden 2,3. Die jetzt berechneten 1,4 Arveitsloſen würden ſich, wenn man das An⸗ wachſen der Charlotten burger urbeiterſchaft in den letzten 3 Jahren berückſichtigt, noch um ein bis zwei Zehntel verringern. Inwieweit dieſe ſehr geringe Zahl den augenblicklich günſtigen wirtſchaftlichen Verhältniſſen zuzuſchreiben iſt, inwieweit dem umſtand, daß trotz der tätigen Mitwirkung der Gewerkſchaften doch eine beträchtliche Zahl von Arbeitsloſen nicht gemeldet wurde, läßt ſich zunächſt nicht entſcheiden. Der Durchſchnitt von 2,3 Proeg der Arbeiter, der ſich für die Arbeitsloſen der Deutſchen Fachverbände ergibt, ließe darauf ſchließen, daß die hieſige Zählung keine vollſtändige war. Es muß aber bemerkt werden, daß Charlottenburg immer eine kleinere Verhältniszahl von Arbeitsloſen aufweiſen wird, als die⸗ jenigen Städte (Hamburg, Berlin, Magdeburg, Burg, Stuttgart uſw.), in denen die Deutſchen Fachverbände ihren Sitz haben. Auch während der ſtarken Arbeitsloſigkeit am 19. Februar 1902 ſtand der Charlottenburger Durchſchnitt von 9,0 Prozent weit hinter dem Berliner von 13,8 Prozent zurück. Für die Ausführung der Arbeitsloſen⸗Aufnahme kam es darauf an, die Arbeiter⸗ bevölkerung über die Wichtigkeit der Veranſtaltung aufzuklären und gleichzeitig davor zu warnen, aus den erſtmalig ermittelten Ziffern einer Aufnahme, die ihren Wert nur durch Vergleichung erlangen kann, Schlußfolgerungen irgend welcher Art zu ziehen. Daß dieſe beiden ſchwer miteinander zu vereinbarenden Ziele in Charlottenburg erreicht worden ſind, verdanken wir namentlich der aufklärenden und maßvoll gehaltenen Mitwirkung zahlreicher in Charlottenburg beſtehender Arbeiterorganiſationen. 3. Arbeitsloſen⸗Beſchäftigung. Schreibſtube für Stellenloſe. Zu außerordentlichen Maßregeln für die Beſchäftigung von Arbeitsloſen lag während des Berichtsjahres kein Anlaß vor. Der ſtädtiſche Steinſchlageplatz ſtand wie in früheren, ſo auch in dieſem Winter dem ſtädtiſchen Arbeitsnachweis zur Überweiſung von Arbeitsloſen, für die eine andere Beſchäftigung nicht zu ermitteln war, zur Verfügung. Jedoch betrug die Höchſtzahl der dort beſchäftigten Arbeiter nur 20 (darunter 11 gelernte Steinſchläger), die Mindeſtzahl ging zeitweiſe bis auf 2 herab. Auch die Beſchäftigten, die nicht als gelernte Steinſchläger zu zählen waren, waren in der Regel ſolche, die einige Ubung aus den Vor⸗ jahren mitbrachten. Die verdienten Löhne (für den 8§ ſtündigen Arbeitstag höchſter Satz 4 Mark, niedrigſter 1,75, durchſchnittlicher 3,10) geben daher keinen Maßſtab für die Be⸗ urteilung ſogenannter Notſtandslöhne. Durch die verhältnismäßig günſtige Lage des Arbeitsmarktes hat ſich jedoch die Ver⸗ waltung des Arbeitsnachweiſes nicht abhalten laſſen, allen auf Arbeitsloſen⸗Beſchäftigung gerichteten Beſtrebungen ihre fortgeſetzte Aufmerkſamkeit zuzuwenden. Erfahrungsgemäß iſt ein Erfolg von dieſen Beſtrebungen in kritiſchen Zeiten nur dann zu erwarten, wenn ſie in ruhigen begründet und ſachgemäß geleitet werden. Als im Sommer des Jahres 1903 auf Anregung eines frei zuſammengetretenen privaten Comites in Charlottenburg nach dem Vor⸗ gang von Frankfurt a. M., Magdeburg u. a. m. eine „öffentliche Schreibſtube für Stellen⸗ loſe“ begründet und von den ſtädtiſchen Kollegien durch Gewährung von Räumlichkeiten, ſo⸗ wie einer einmaligen Beihilfe von 2000 Mark zu Händen der „Zentrale für Wohltätigkeits⸗ beſtrebungen“ unterſtützt wurde, hat die Verwaltung des Arbeitsnachweiſes von vornherein ihr Augenmerk darauf gelenkt, die Einrichtung in enger Fühlung mit dem Arbeitsnachweis zu erhalten. Die Angliederung an den Arbeitsnachweis geſchah in der Weiſe, daß entweder den ſich dort Meldenden die Schreibſtube als Arbeitsgelegenheit genannt wurde, oder daß die ſich von ſelbſt in der Schreibſtube Meldenden zur Eintragung an den Arbeitsnachweis ver⸗ wieſen und daß ſie dann erſt über dieſen je nach Bedarf und Qualifikation zum Schreiben herbeigeholt wurden. Nach dem bis jetzt vorliegenden einſtweiligen Verwaltungsberichte der Schreibſtube hatten ſich vom Juli 1903 bis 1. März 1904 rund 400 Bewerber gemeldet. Von dieſen waren 148 eingeſtellt worden, die zuſammen in 3785 Arbeitstagen 7890 Mark an Löhnung erhielten. In feſte Stellungen kamen durch Vermittelung der Schreibſtube 68 Perſonen. Nimmt man nach der Leiſtungsfähigkeit 3 verſchiedene Lohnſtufen an, ſo liegt der durch⸗ ſchnittliche Tageslohn bei 10 ſtündiger Arbeit in 6 Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 zwiſchen 3,18 — 2,50 Mk. 2,41 — 1,50 Me. 1,45 — 0,70 Mk. Es arbeiteten: 32 47 36 Perſonen. Außerdem noch 24 in Nebenbeſchäftigung mit geringer Arbeitszeit.