— 152 — IX. Die ſtädtiſche Armenpfiege. A. Allgemeines. In der Organiſation der leitenden Stelle iſt, gegen Schluß des Berichtsjahres auf Beſchluß der ſtädtiſchen Körperſchaften eine weſentliche Anderung eingetreten. Die Armen⸗ direktion, der bisher außer 3 Magiſtratsmitgliedern und 6 Stadtwerordneten alle Armen⸗ Kommiſſionsvorſteher als Mitglieder angehörten, beſteht nunmehr aus 6 Mitgliedern des Magiſtrats, 6 Stadtverordneten und 6 aus einer von den Armen⸗Kommiſſions⸗Vorſtehern ſelbſt aufgeſtellten Vorſchlagsliſte gewählten Armen⸗Kommiſſions⸗Vorſtehern. Mit beratender Stimme werden zu den Sitzungen 3 Frauen zugezogen; die urſprüngliche Anregung der Stadwerordneten⸗ Verſammlung, auch ihnen Stimmrecht zu geben, iſt nicht verwirklicht worden. Gleichzeitig mit dieſer Umgeſtaltung der Armendirektion iſt zur Leitung der Waiſenpflege, die bisher durch den Vorſitzenden der Armendirektion unmittelbar unter der Aufſicht des Magiſtrats geleitet wurde, eine neue Deputation für die Waiſenpflege gebildet worden. Sie beſteht aus 4 Mit⸗ gliedern des Magiſtrats, 4 Stadwerordneten und 4 aus einer von den Waiſenräten aufgeſtellten Vorſchlagsliſte gewählten Waiſenräten. Auch zu dieſer Deputation werden 3 Frauen aus der Zahl der Waiſenpflegerinnen mit beratender Stimme zugezogen. Die Bildung der beiden neuen Deputationen iſt erſt nach Schluß des Berichtsjahres erfolgt. Beide Deputationen haben dabei beſchloſſen, mit beratender Stimme auch einen Vertreter der Stadtärzte zu den Sitzungen zuzuziehen. Den Deputationen gehören zur Zeit an 2) der Armendirektion: die Stadträte Samter, Stendel, Dr. Jaſtrow, Dr. Waldſchmidt, Winckelmann, Stadtſchulrat Dr. Neufert, die Stadtverordneten Barnewitz, Hirſch, Holz, Platz, Sachs, Schwarz, die Armen⸗Kommiſſions⸗Vorſteher Fechner, Eichner, Gebhardt, Wieſe, Bethge, Mauer und mit beratender Stimme: Frau Stadtrat Dr. Weber, Frau Stadtrat Dr. Jaſtrow und die Leiterin der Geſchäftsſtelle der Vereinigung der Wohltätigkeitsbeſtrebungen, Frau Stein, und als Vertreter der Stadtärzte Herr Dr. Nathan. b) der Deputation für die Waiſenpflege: die Stadträte Samter, Schmitt, Boerner, Scholtz, die Stadtwerordneten Hirſch, Olbrich, Protze, Schwarz, die Waiſenräte Pfotenhauer, Galli, Thomas, Gaertner und mit beratender Stimme: die Waiſenpflegerinnen Frau Protze, Frau Dr. Cohn, Frau Hamburg und als Vertreter der Stadtärzte Herr Dr. Peyſer. Während ſo zum erſten Mal in Charlottenburg Frauen, wenn auch nur mit be⸗ ratender Stimme, zu Mitgliedern der leitenden Körperſchaften gewählt worden ſind, hat es ſich infolge des Widerſtandes der Armen⸗Kommiſſionen auch im Berichtjahre nicht ermöglichen laſſen, weitere Frauen als die bisher tätigen 5 Damen zur Mitarbeit in den Armen⸗ Kommiſſionen heranzuziehen. In der Waiſenpflege iſt, wie bekannt, ſeit langem in jedem der 52 Bezirke eine Waiſenpflegerin und eine ſtellvertretende Waiſenpflegerin tätig. Wie ſich, von ihnen abgeſehen, die in der Armen⸗ und Waiſenpflege tätigen Ehrenbeamten auf die einzelnen Berufe verteilen, ergibt die auf S. 153 folgende den Stand vom September 1904 wiedergebende ÜUberſicht. Wenngleich die Tätigkeit der Armenverwaltung auch im Jahre 1903 ſtark in Anſpruch genommen worden iſt, ſchließt die Ausgabe für das Berichtsjahr diesmal nicht nur mit einer Erſparnis gegen den Voranſchlag, ſondern ſogar mit einer Minderausgabe von etwa 22000 ℳ gegen das vorige Jahr ab. Dies Ergebnis iſt um ſo bedeutſamer, als die Ein⸗ wohnerzahl gegen das Jahr 1902 um etwa 10000 zugenommen hat. Die eingetretene Minderausgabe iſt nicht auf eine Kürzung der Einzelleiſtungen, ſondern in erſter Reihe, wie auch die Verminderung der Zahl der eingegangenen Geſuche um mehr als 1500 zeigt, auf eine Beſſerung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe zurückzuführen. Die Geſamtausgabe ein⸗ ſchließlich der nach den vollen Selbſtkoſten berechneten Aufwendungen für die Verpflegung von Armenkranken im ſtädtiſchen Krankenhauſe und von Hofpitaliten und Siechen im ſtädtiſchen Bürgerhauſe hat 935712 ℳ gegen 956 926 %ℳ im Jahre 1902 betragen, zeigt alſo eine Verminderung um über 2 % gegen das Vorjahr. Die auf den Kopf der Einwohnerzahl entfallende Ausgabe iſt demgemäß von 4,73 ℳ wieder auf die Zahl des Jahres 1901, 4,40 ℳ zurückgegangen. Die Zahl der Unterſtützten iſt zwar etwas gewachſen, im Verhältnis zur Einwohnerzahl aber gleichfalls von 3,14 auf 3,04 %, zurückgegangen; die Zahl der laufend Unterſtützten weiſt ſogar einen abſoluten Rückgang von 2534 auf 2500 auf.