— 9241 — Zu Anfang des Schuljahres war Oberlehrer Löb zu einem franzöſiſchen Kurſus ein⸗ berufen, Oberlehrer Dr. Groebe iſt für das Sommerhalbjahr beurlaubt worden, um im Archäologiſchem Inſtitut in Rom Studien für die Neubearbeitung des Drumannſchen Geſchichts⸗ werkes (Geſchichte Roms) obzuliegen. Oberlehrer Dr. Tonndorf hat vom Miniſter der geiſt⸗ lichen pp. Angelegenheiten ein Stipendium zum Aufenhalt im Auslande behufs ſpra hlicher Vervollkommnung erhalten und iſt aus dieſem Grunde für das Winterhalbjahr nach En and beurlaubt worden. Die Koſten für die Vertretung der Oberlehrer Dr. Groebe und Dr. Tonn⸗ dorf hat die Stadtgemeinde übernommen. — Es beſtanden im Schuljahre 1904/05 bei 15 Klaſſen (ausſchl. Vorſch.) 10 Turnab⸗ teilungen, da die Schüler der Prima und der 3 Sekunden, die der beiden Gymnaſial⸗Unter⸗ tertien und der beiden Obertertien je zu einer Abteilung vereinigt waren. Die Turnſpiele fanden in vier Wochenſtunden auf den ſtädtiſchen Spielplätzen ſtatt. Die Beteiligung an dieſen Spielen ſchwankte zwiſchen 16 und 45 Schülern; in der Regel waren 30 anweſend. Auf Grund ärztlichen Zeugniſſes waren vom Turnunterricht überhaupt im Sommer 54 (12,4 %), im Winter 57 (14 %) befreit, von einzelnen Übungsarten im Sommer 5 (1,14 %) im Winter 6 (1,5 %). An dem Handfertigkeitskurſus im Schnitzen haben 28 Schüler je ein Halbjahr teil⸗ genommen, an dem Buchbinderkurſus 82. d) Realſchule. An der noch in der Entwicklung begriffenen Realſchule wurde Oſtern 1904 die Klaſſe I1I in zwei Parallelcoeten eröffnet und hierdurch die Zahl der Klaſſen auf 10 erhöht. In den Lehrerverband der Realſchule traten zur ſelben Zeit vier Oberlehrer ein, nämlich der Oberlehrer Schnobel aus Breslau, der Oberlehrer Dr. Nobiling aus Schöneberg, der wiſſen⸗ ſchaftliche Hilfslehrer Ur. Bleich und der Probekandidat Dr. Beinhorn. Das Kollegium beſteht ſeitdem aus 1 Leiter, 12 Oberlehrern 1 Zeichenlehrer und 1 Lehrer, außerdem wurde noch der Lehrer Werner an dieſer Schule kommiſſariſch beſchäftigt. Durch Allerhöchſte Ordre vom 18. Juli 1904 wurde der bisherige Leiter der Real⸗ ſchule i. E., Profeſſor Dr. Georg Dubislav, zum Direktor dieſer Anſtalt beſtätigt. Der Turnunterricht wurde in 10 verſchiedenen Abteilungen erteilt und zwar — ſo⸗ weit angängig — auf dem Schulhofe, ſonſt in der Turnhalle. Vom Turnunterricht überhaupt waren befreit auf Grund eines ärztlichen Zeugniſſes im Sommer 21 (5,4 %), im Winter 28 (7,7 %), Schüler von einzelnen Ubungen im Sommer 13 (3,„5 %), im Winter 5 (1,3 %). Im Sommer fanden wie im Vorjahre wieder wöchentlich einmal 2 Stunden lang Turnſpiele ſtatt, und zwar Sonnabends, wenn es die Witterung zuließ, auf dem am Grune⸗ wald gelegenen Exerzierplatz der hieſigen Garniſon. Der Durchſchnittsbeſuch betrug 37 % aller Schüler. Am Handfertigkeitsunterricht nahmen im Sommer 60 und im Winter 54 Schüler teil. In jedem Semeſter fanden ein Schnitzturſus und zwei Kurſe für Papparbeiten ſtatt. Die Realſchule war bisher nur notdürftig für den Bedarf der unteren Klaſſen mit Lehrmitteln ausgeſtattet worden, da ausreichende Raume zur Aufnahme des bei Gründung der Anſtalt in Ausſicht genommenen Grundſtockes von Büchern, Apparaten und anderen Lehrmitteln nicht zur Verfugung ſtanden. Um die Anſtalt jetzt nach Fertigſtellung der nötigen Räumlichkeiten mit allem Erforderlichen verſehen zu können, wurden für dieſelbe zur Aus⸗ ſtattung mit Unterrichtsmitteln 17 600 ℳ. durch Gemeindebeſchluß aus Anleihemitteln bewilligt. Um jede Überſtürzung bei der Beſchaffung zu vermeiden, iſt es der Anſtalt geſtattet worden, die bewilligten Mittel bis zum Schluß des Etatsjahres 1906 allmählich zu verbrauchen. e) Mommſen⸗Gymnaſium. Oſtern 1904 wurde am Mommſen⸗Gymnaſium der Ausbau der Anſtalt durch Er⸗ öffnung der U III fortgeſetzt, der zweite Coetus der Klaſſe vI (vIb) dagegen eingezogen. Auch der zweite Coetus der 2. Vorſchulklaſſe wurde überflüſſig, während die 1. Vorſchulklaſſe geteilt werden mußte. In das Lehrerkollegium traten ein der Oberlehrer Dr, Werſche vom Leſſing⸗Gymnaſium in Berlin und als Vorſchullehrer der bisher im hieſigen Gem indeſchul⸗ dienſt beſchäftigte Lehrer Drendel. Infolge Einziehung der zweiten Sexta wurde der Ober⸗ lehrer Hunger der Kaiſer Friedrich⸗Schule bis Oſtern 1905 überwieſen, wo — wie ſchon erwähnt — durch vorübergehende Teilung einer Klaſſe plötzlich der Bedarf einer weiteren Lehrkraft eingetreten war. — Bei der Gründung des Oſtern 1901 mit 3 Vorſchulklaſſen und einer Serta er⸗ öffneten Mommſen⸗Gymnaſiums war beabſichtigt worden, die Klaſſen in je 2 parallele Coeten zu teilen, ſobald die Schülerzahl es erforderlich machen ſollte. Die Wahl von Parallelcoeten war ſeinerzeit vornehmlich in der Erwägung erfolgt, daß dieſe den UÜbergang zu den Frank⸗ furter Lehrplänen oder die Umwandlung eines Coetus je nach Bedürfnis in ein Realgym⸗ nafium oder eine Realſchule erleichtern. Inzwiſchen iſt aber — trotz der erheblichen Ver⸗ t der Berechtigungen für die Realanſtalten — der Zudrang zu dem ſtädtiſchen humaniſtiſchen Gymnaſium nach den allgemeinen Lehrplänen ſo ſtark geworden, daß bereits im Jahre 1903 einige Klaſſen geteilt werden mußten, und auf eine längere Reihe von Jahren die Umwandlung eines Coetus in ein Reformgymnaſium oder eine Realanſtalt ausgeſchloſſen erſchien.