— 92 — Da ſomit der Hauptgrund für die Wahl der Parallelcoeten zur Zeit wenigſtens nicht mehr in Betracht kam, ſchien es geboten, von neuem zu prüfen, ob den in der Bürger⸗ ſchaft lebhaft hervortretenden und in mehreren Petitionen iur Ausdruck gebrachten Wünſchen nach Errichtung von Michaeliscoeten entſprochen werden ſollte. In Übereinſtimmung des Magiſtrats und der Stadtverordneten⸗Verſammlung wurde darauf beſchloſſen, von Michaelis 1904 ab am Mommſen⸗Gymnaſium Michaeliscoeten einzu⸗ richten, dieſelben bis zur 0 1 durchzuführen, und zum 1. Oktober 1904 nicht nur eine 3. Vorſchulklaſſe, ſondern auch eine Klaſſe vI M zu errichten. Für die Entſchließung im Sinne der Petitionen war beſonders die Erwägung maß⸗ gebend, daß weitaus die meiſten höheren Lehranſtalten Berlins und der Vororte Michaelis⸗ coeten aufweiſen, und daß daher unſere Stadt, welche auf Zuzug von dort rechnet, gut daran tun wird, wenn ſie für gleich organiſierte Anſtalten ſorgt. Durch Errichtung von Michaelis⸗ klaſſen wird zugleich dem Übelſtand begegnet, daß tüchtige Gemeindeſchüler, welche Michaelis die Reife für vI erlangen, beim Übergang ins Gymnaſium ein halbes Jahr verlieren. Mit der Eröffnung der beiden vorerwähnten Michaelisklaſſen wurde dem Mommſen⸗ Gymnaſium der Oberlehrer Böhm von der Realſchule in Graudenz in gleicher Eigenſchaft und der Lehrer Bleſſin von hier zur einſtweiligen Verwaltung einer Vorſchullehrerſtelle überwieſen. 1 4 Lehrerkollegium ſetzte ſich ſeit Michaelis 1904 zuſammen aus 1 Leiter, 5 Ober⸗ lehrern (ausſchließlich Oberlehrer Hunger), 4 Vorſchullehrern, 1 Hilfslehrer für den Zeichen⸗ unterricht und einem kommiſſariſch beſchäftigten Gemeindeſchullehrer. Der bisherige Leiter des Mommſen⸗Gymnaſiums, Dr. Przygode, wurde durch Aller⸗ höchſte Ordre vom 24. Juli 1904 zum Direktor der Anſtalt beſtätigt Auf Grund ärztlichen Zeugniſſes waren vom Turnunterricht überhaupt befreit im Sommer 16 (11,5 %), im Winter 20 (12,2 %), von einzelnen Ubungsarten im Sommer nur 1 (0,72 %), im Winter 2 (1,22 /%). Im Sommer fanden unter Leitung von Anſtaltslehrern an den Nachmittagen auf dem Schulhofe Jugendſpiele ſtatt, für welche je 2 Klaſſen zu einer Gruppe vereinigt waren. An dem im Handfertigkeitsraum der Schule erteilten Unterricht im Kerbſchnitt beteiligten ſich im Sommerhalbjahr 11, im Winterhalbjahr 25 Schüler, an den Papparbeiten im Sommer 12, im Winter 16. Gleich der Realſchule wurde auch dem Mommſen⸗Gymnaſium ein größerer Betrag und zwar 23 100 ℳ zur Beſchaffung eines Grundſtockes von Lehrmitteln zur Ver⸗ fügung geſtellt. f) Reform⸗Realgymnaſium. Zu der Oſtern 1903 eröffneten erſten Klaſſe des Reform⸗Realgymnaſiums, nämlich der vI, trat Oſtern 1904 als zweite Klaſſe die v hinzu. Vom gleichen Termin ab wurde an der Anſtalt ein zweiter Oberlehrer, Dr. For aus Kattowitz, angeſtellt Im übrigen wurde der Unterricht in den beiden Klaſſen der Anſtalt auf die Lehrkräfte der Realſchule verteilt, deren Leiter auch das Reform⸗Realgymnaſium noch mitverwaltet hat. Soweit es die Witterung zuließ, fanden auch während des Sommers an den Mitt⸗ woch⸗Nachmittagen 2 Stunden lang auf dem am Grunewald gelegenen Exerzierplatz Turn⸗ ſpiele ſtatt, dic von einem Lehrer der Anſtalt geleitet wurden. Der Turnunterricht wurde in der Turnhalle der Realſchule, bei günſtigem Wetter auf dem Schulhofe erteilt. Auf Grund ärztlichen Zeugniſſes waren vom Turnuntericht überhaurt befreit im Sommer und Winter 2 (2,5 %) Schüler, von einzelnen Ubungen waren befreit im Sommer 3 (4 % ), im Winter 2 (2,7 %). Am Handfertigkeitsunterricht nahmen im Sommer 59 und im Winter 61 Schüler teil. In jedem Semeſter fanden ein Schnitzkurſus und zwei Kurſe für Papparbeiten ſtatt. B. Lehranſtalten für Mädchen. Im Sommer fanden an den drei gehobenen Mädchenſchulen unter Leitung von Lehrkräften der betreffenden Anſtalt auf den Schulhöfen Jugendſpiele ſtatt, wofür beſtimmte Nachmittagsſtunden feſtgeſetzt waren. Zum 1. November 1904 wurde Frau Dr. med. Stelzner als Schulärztin angeſtellt. Ihre Tätigkeit iſt durch eine Dienſtanweiſung geregelt und erſtreckt ſich auf die Mitwirkung bei der Überwachung der geſundheitlichen Verhältniſſe der Schulhäuſer und der Geſundheit der Schulkinder der beiden höheren Mädchenſchulen und der Bürgermädchenſchule. 2a) Höhere Mädchenſchulen. An der höheren Mädchenſchule I wurde zu Michaelis 1904 die Einrichtung des Michaelis⸗Kurſus auf die Klaſſe 1 ausgedehnt und hiermit zum Abſchluß gebracht. Eine erhebliche Vermehrung der Zahl der Schülerinnen iſt nicht eingetreten. Zu Oſtern 1904 trat anſtelle der Lehrerin Günther, deren Verſetzung an die höhere Mädchenſchule II erfolgt war, die Lehrerin Schneider in das Lehrerkollegium ein. Dieſelbe war vorher an den hieſigen Gemeindeſchulen angeſtellt. Die Stellen des zu Oſtern 1903 an die höhere Madchenſchule II verſetzten Oberlehrers Dr. Lenſchau und des im November 1903 verſtorbenen Oberlehrers Dr. Schmidt wurden auch noch für das Sommerhalbjahr