e. . mbe l-( . ur- . 4 re. , — 96 — Den Schülern und Schülerinnen der in Mietshäuſern untergebrachten Gemeinde⸗ ſchulen wurde in der ſtädtiſchen Volksbadeanſtalt unentgeltlich die Benutzung des Schwimm⸗ bades geſtattet. Sprachheil kurſe. Für die an Sprachgebrechen leidenden Kinder — mit Aus⸗ nahme derjenigen der Gemeindeſchule XVII und im Winterhalbjahr 1904 auch derjenigen der Gemeindeſchule XX — wurden im Sommer — und Winterhalbjahr je 4 zehnwöchige Hauptkurſe, außerdem im Sommerhalbjahr 25, im Winterhalbjahr 23 ſechswöchige Neben⸗ kurſe abgehalten. An den Hauptkurſen nahmen im Sommer und Winter je 45 mit ſchweren Sprachgebrechen behaftete Kinder, an den Nebenkurſen im Sommer 149 Knaben und 114 Mädchen, zuſammen 263 Kinder, im Winter 143 Knaben und 121 Mädchen, zuſammen 264 Kinder teil. Der Oſtern 1903 an Gemeindeſchule XVII verſuchsweiſe eingerichtete Dauerkurſus wurde auch im Schuljahr 1904/05 beibehalten. Außerdem wurde Michaelis 1904 noch ein zweiter Dauerkurſus an Gemeindeſchule XX eingerichtet. Die ſprachkranken Kinder dieſer Schulen nahmen daher an einem Hauptkurſus nicht teil, erhielten dafür aber ununterbrochen von demſelben Lehrer wöchentlich 3 Stunden Sprachheilunterricht. Da ſich der Verſuch bewährt hat, iſt in Ausſicht genommen, an jeder Gemeindeſchule einen Sprachheildauerkurſus einzurichten. Verabfolgung von Frühſtück. Zur Verabfolgung von Frühſück an bedürftige Kinder waren im Etat wieder 3000 ℳ zur Verfügung geſtellt. Dieſer Betrag wurde, um eine noch größere Zahl bedürftiger Kinder berückſichtigen zu können, im Laufe des Jahres auf 4500 ℳ erhöht. Nunmehr konnten in der Zeit vom 28. November 1904 bis 14. März 1905 an 80 Tagen täglich 564 Portionen (gegen 370 im Vorjahre in der Zeit vom 30. No⸗ vember 1903 bis 16. März 1904 — 80 Tagen) verabfolgt werden. Unterricht erkrankter Kinder im Hauſe. 8§ Kindern, die durch körperliche Ge⸗ brechen dauernd am Schulbeſuch behindert waren, wurden in der elterlichen Wohnung durch Hilfslehrerinnen wöchentllich 2 bis 5 Stunden Privatunterricht erteilt. Die Unterrichtskoſten, zu denen die Eltern in einem Falle einen Beitrag leiſteten, trug die Stadt. Orthopädiſcher Unterricht. Im Mai 1904 wurden verſuchsweiſe zwei ortho⸗ pädiſche Kurſe mit je 2 wöchentlichen Unterrichtsſtunden eingerichtet und zwar einer für leichtere und einer für ſchwerere Fälle von Rückgratverkrümmungen. An dem erſteren nahmen 23, an dem letzteren 15 Kinder der Gemeindeſchule II teil. Der Unterricht fand in der Turnhalle der Gemeindeſchule 1!11 unter Zuhülfenahme entſprechender Apparate ſtatt. Die Leitung war der Lehrerin Streit und der Orthopädin Fräul. Pohle aus Berlin übertragen. Die ärztliche ÜUberwachung lag dem Schularzt Dr. Bernſtein ob. Die Erfolge entſprachen den gehegten Erwartungen. Waldſchule. Durch Gemeindebeſchluß vom 9./15. Juni 1904 wurde einſtimmig der verſuchsweiſen Errichtung einer Waldſchule für ſolche Kinder zugeſtimmt, die obwohl ſchulbeſuchsfähig, doch ſo leidend ſind, daß ſie in einer Ferienkolonie weſentliche Beſſerung nicht finden können. Es handelte ſich vornehmlich um blutarme, ſkrophulöſe, nervöſe, herz⸗ kranke und lungenkranke Kinder, um letztere nur inſoweit, als die Gefahr einer Anſteckung ausgeſchloſſen war. Dieſe Kinder ſollten durch viel Aufenthalt und Bewegung in reiner Luft ſowie durch Gewährung nahrhafter Koſt und geeigneter Bäder gekräftigt und dadurch widerſtandsfähiger gemacht, gleichzeitig aber auch unterrichtlich ſoweit verſorgt werden, daß ihr Vorwärtskommen in der Schule geſichert blieb. Die Angelegenheit wurde ſo beſchleunigt, daß die Eröffnung der Waldſchule mit zunächſt 95 Kindern am 1. Auguſt 1904 er⸗ folgen konnte. Die Waldſchule wurde auf einem auf der Höhe von Weſtend mitten im Kiefern⸗ walde gelegenen Gelände errichtet, das von der nächſten Halteſtelle der elektriſchen Bahn in 8 Minuten zu erreichen iſt. Die Neu⸗Weſtend⸗Geſellſchaft erteilte die Genehmigung zur Benutzung dieſes Platzes auf mehrere Jahre. Der Vaterländiſche Frauenverein übernahm die wirtſchaftliche Verwaltung, ſowie den Aufbau der Anſtalt zum Selbſtkoſtenpreiſe und ſtellte der Stadt außerdem eine Döcker'ſche Wirtſchaftsbaracke koſtenlos zur Verfügung. Die Anlage ſelbſt beſteht aus einer Schulbaracke mit 2 großen Klaſſenräumen, 2 kleinen Zimmern für das Lehrperſonal und zwei außen angebauten Kleiderablagen, einer Wirtſchaftsbaracke mit 5 Räumen (Wohnzimmer für die Schweſter, Küche, Speiſekammer und Schlafräume für 2 Küchenfrauen), einer offenen Halle, einer Waſch⸗ und Badebaracke, einem Brunnen, einer Abortanlage und verſchiedenen Turn⸗ und Spielgeräten. Ferner ſind in der Nähe der Wirtſchaftsbaracke mehrere einfache lange Eßtiſche mit je 2 Sitzbänken auf⸗ geſtellt. Die wirtſchaftliche Leitung war einer Schweſter vom Roten Kreuz übertragen. Die ganze Einrichtung war vorläufig für die Unterbringung von 120 Kindern bemeſſen. Die Auswahl der aufzunehmenden inder geſchah durch die Schulärzte, die Nach⸗ prüfung durch den Waldſchularzt. Die tägliche Hin⸗ und Rückbeförderung der meiſten Kinder erfolgte mit der Elektriſchen Straßenbahn. Für 31 ganz unbemittelte Kinder hatte die Stadt, für weitere 10 die Direktion der Straßenbahn freie Fahrt bewilligt. Einige Kinder legten den Weg zu Fuß zurück. Der tägliche Aufenthalt in der Waldſchule erſtreckte ſich auf die Zeit von § Uhr morgens bis gegen 7 Uhr abends. Früh bei der Ankunft erhielten die Kinder warme Milch oder Hafergrütze mit Schrippen oder Semmeln, die mit Butter geſtrichen waren. Zwiſchen 10 und /%11 wurde das zweite Frühſtück eingenommen; warme Milch mit Stullen. Das Mittageſſen (gegen 1 Uhr) beſtand in Fleiſch, Kartoffeln, Gemüſe.