— 9 — Um 4 Uhr gab es wieder Milch mit Stullen und um 6½ Uhr Abend: warme Suppe mit Butterbrot. Schokolade, Kakao. Nach dem Mittageſſen mußten die Kinder mindeſtens eine Stunde im Freien ruhen, bei Regen in der offenen Halle. Für jedes Kind ſtand ein Liege⸗ ſtuhl und eine wollene Decke zur Verfügung. Für die Verpflegung waren pro Kind 50 Pfennig gerechnet. Von den Eltern, die dazu in der Lage waren, wurde dieſer Betrag ganz oder teilweiſe wieder eingezogen; ganz unbemittelte Kinder wurden aus ſtädtiſchen Mitteln verpflegt. Über 30 Kinder erhielten nach Anordnung des Waldſchularztes Sool⸗ bäder in der Badeanſtalt der Waldſchule. Unterrichtet wurde in 6 aufſteigenden Klaſſen nach dem Lehrplan der Oſterklaſſen vI bis 1 der Gemeindeſchulen, nur daß der Lehrſtoff auf das Hauptſächlichſte beſchränkt war. Die wöchentliche Stundenzahl der einzelnen Klaſſen betrug etwa die Hälfte derjenigen der entſprechenden Gemeindeſchulklaſſen. Die Lektionen waren halbſtündig; nach jeder halben Stunde fand eine Pauſe ſtatt. Die Stunden waren auf die einzelnen Wochentage ſo verteilt, daß die tägliche Unterrichtsdauer einer Klaſſe höchſtens 2½ Stunden betrug. Der Unterricht in Naturkunde, Heimatkunde, Turnen und Singen fand im Freien ſtatt, ſoweit es das Wetter zuließ. Knaben und Mädchen wurden in allen Klaſſen, von denen jede etwa 20 Kinder umfaßte, gemeinſam unterrichtet. Der Unterricht wurde erteilt von 3 Lehrern und 1 Lehrerin der Gemeindeſchulen. Dieſen lag auch die Aufſicht über die Kinder außerhalb der Unterrichts⸗ ſtunden ob. Außerdem ſtellten ſich nachmittags zur Beaufſichtigung der Kinder beim Spielen einige Hilfslehrerinnen freiwillig zur Verfügung. Die Leitung der Schule war dem Lehrer Köppen von Gemeindeſchule XI übertragen. Den Lehrkräften wurde neben dem Gehalt ein monatlicher Zuſchuß und freie Beköſtigung tagsüber gewährt. Am 29. Oktober 1904 wurde die Waldſchule geſchloſſen; ſie war mithin 90 Tage in Betrieb. Der Aufenthalt in der Waldſchule hat für die Kinder den gehofften Erfolg gehabt. Bei ſämtlichen Kindern konnte eine Gewichtszunahme feſtgeſtellt werden, ſo bei den 68 Kin⸗ dern, welche ununterbrochen von der Eröffnung bis zum Schluß die Waldſchule beſucht hatten, eine ſolche von durchſchnittlich 6,5 Pfund. Bei den meiſten Kindern iſt eine weſentliche Beſſerung, bei einigen gänzliche Heilung des Leidens eingetreten. Auch in er iehlicher und unterrichtlicher Hinſicht ſind befriedigende Erfolge zu verzeichnen. Infolge des ſietgen engen Verkehrs zwiſchen Lehrern und Kindern befleißigten ſich letztere anhaltend eines anſtändigen und geſitteten Benehmens, und die tägliche nahe Berührung der Kinder untereinander weckte das Gefühl der Freundſchaft und Kameradſchaft und die Bereitwilligkeit zu aegenſeitiger Hilfeleiſtung. Ferner ſind die Waldſchulkinder faſt ausnahmslos nach ihrem Rücktritt in die Gemeindeſchulen in ihren früheren Klaſſen mitfortgekommen. Sonach ſteht zu erwarten, daß die hieſige Waldſchule eine dauernde Einrichtung wird. Schifferkinderunterricht. Die ſchulpflichtigen Kinder der in Charlottenburg im Winter 1904/05 überwinternden Schiffer wurden von Anfang Januar bis Ende Februar und Anfang März in 6 Klaſſen unterrichtet, die im Schulhauſe Bismarck⸗Straße 43/44 unter⸗ gebracht und der Leitung des Lehrers Schmidt 11I von Gemeindeſchule XXI unterſtellt waren. Bis Ende Januar waren 217 Schifferkinder eingeſchult. Zur Unterrichtserteilung wurden außer dem Lehrer Schmidt noch 5 Hilfslehrerinnen herangezogen. Die in dem Berichtsjahre eingetretenen Veränderungen in dem Lehr⸗ und ſonſtigen Perſonal der Gemeindeſchulen ſind folgende: Oſtern 1904 wurde in der Krumme⸗Straße 89 eine neue Schule mit der Bezeich⸗ nung XXV mit 9 Knabenklaſſen aufgemacht. Die einſtweilige Leitung der Schule wurde dem Lehrer Stübert von der Bürger⸗Mädchenſchule übertragen. Michaelis 1904 wurde das neue Schulhaus in der Suarez⸗Straße bezogen. Dort⸗ hin wurde die bisher in der Wieland⸗Straße 65 untergebracht geweſene Gemeindeſchule XXI/XXII und die in der Bismarck⸗Straße 23+44 untergebracht geweſene Gemeindeſchule XXIII verlegt. Die Schulen wurden geteilt und erhielten die Bezeichnung XXI und XXII. Die Leitung der Gemeindeſchule XXI behielt der bisherige Leiter der Gemeindeſchulen XXI/XXII, Rektor Seinig, die der Gemeindeſchule XXII wurde dem Rektor Baltzer, bis⸗ heriger Leiter der Gemeindeſchule XXIII, übertragen. Die bisher in der Krumme⸗ Straße 89 untergebracht geweſene Gemeindeſchule XXV wurde nach der Wieland⸗Straße 65 verlegt und erhielt die Bezeichnung XXIII. Leiter der Schule blieb Lehrer Stübert. Zum 1. Oktober 1904 wurde der bisherige Leiter der Gemeindeſchule XXIV, Lehrer Werbke von der Bürger⸗Mädchenſchule zum Rektor gewählt. Angeſtellt wurden a) 21 Lehrer, und zwar im Sommerhalbjahr: die Lehrer Hinz aus Neu⸗Weißen⸗ ſee, Barz aus Cammin, Winter aus Wilsnack, Bartſch aus Freienwalde a“O., Blödorn aus Köslin, Ramtum aus Cammin, Tiſcher aus Schwientochlowitz, Gürich und Raſch aus Breslau, im Winterhalbjahr: die Lehrer Heidrich aus Strausberg, Kühn aus Potsdam, Falk aus Poſen, Muhs aus Riewend, Wippfin aus Bewernick, Schultze aus Pritzwalk, Lilge aus Fürſtenwalde, Fichtner aus Liebau /Schl., Pilzuhn aus Rirdorf, Königsberg aus Brandenburg a/H., Doeſe aus Gollnow und Haupt aus Luckenwalde. b) s Lehrerinnen, und zwar im Sommerhalbjahr: die Lehrerinnen Hähnel II, 1 ſng. Wittig, Neumann und Oſterroht, im Winterhalbjahr: die Lehrerinnen Singer und Fleſſing.