— 121 — 4. Städtiſche Volksbibliothek. Das Rechnungsjahr 1904 iſt für die Entwickelung der ſtädtiſchen Volksbibliothel beſonders bemerkenswert durch die am 8. Auguſt 1904 erfolgte Eröffnung einer Zweigſtelle im Oſtviertel, Wormſer Straße 6a. Die geringe Beteiligung der Bewohner dieſes Stadt⸗ teils an der Benutzung der in der entfernten Wilmersdorfer Straße gelegenen Bibliothek ließ die Begründung einer 1 74 jeher außerordentlich wünſchenswert erſcheinen. Durch 20 Gemeindebeſchluß vom K 4 1904 wurden zur Beſtreitung der Einrichtungskoſten 5000 ℳ und für laufende Ausgaben 4500 ℳ bewilligt. Die zu ebener Erde gelegenen Räume, beſtehend aus drei Zimmern, Korridor und Küche wurden in zweckmäßiger Weiſe den Bedürfniſſen der Bibliothek angepaßt und nach dem Muſter der Hauptbibliothek mit dem nötigen Inventar und elektriſchem Licht ausgeſtattet. Die Zweigſtelle umfaßt ein Leſezimmer, das für 30 Perſonen beſtimmt und mit einer kleinen Handbibliothek, ſowie 30 abonnierten Zeitſchriften verſehen iſt, ferner die Ausleihſtelle, die zugleich mit dem daran anſtoßenden Korridor und dem ehemaligen Küchenraum den Bücherbeſtand enthält, ſowie ein mit Schreib⸗ pulten und Katalogen ausgeſtattetes Vorzimmer. Die Organiſation der täglich von 12—9 Uhr geöffneten Zweigſtelle ſchließt ſich ge⸗ nau an die der Hauptbibliothek an. Die dem dort vorhandenen, vorläufig noch ſehr be⸗ ſcheidenen Grundſtock von Büchern angehörigen Werke werden den Leſeberechtigten gegen Abgabe eines Beſtellſcheins von beſonderer Farbe (gelb) während der Ausleihſtunden ſofort ausgehändigt. Sollen Bücher der Hauptbibliothek in der Zweigſtelle in Empfang genommen werden, ſo iſt der Beſtellſchein bis 9 Uhr vormittags in den am Eingange Wormſer Straße angebrachten Zettelkaſten zu werfen oder mit der Poſt einzuſenden. Die ſo beſtellten Bücher werden dann während der Vormittagsſtunden mittelſt Kaſtendreirades aus der Hauptbibliothek beſorgt und liegen an demſelben Tage von 12 Uhr ab zur Abholung in der Zweigſtelle be⸗ reit. Die überaus ſtarte Benutzung ſowohl der Ausleihbibliothek wie des Leſezimmers iſt aus den nachſtehend abgedruckten Tabellen zu erſehen. Die Einrichtung der Zweigſtelle machte die Einſtellung einer weiteren techniſchen Hülfsarbeiterin und eines dritten Bibliotheks⸗ dieners notwendig. Die Benutzung der Hauptbibliothek, Wilmersdorfer Straße 166/167, wurde, ſoweit die Zahl der ausgeliehenen Bände in Frage kommt, durch das Beſtehen der Zweigſtelle keineswegs beeinträchtigt, wie aus den unten mitgeteilten Zahlen hervorgeht. Einen weſentlichen Fortſchritt bildet die Ausdehnung der ſonntäglichen Offnungs⸗ dauer der Leſehalle auf die Zeit von 11—9½ Uhr ohne Unterbrechung (früher von 10—1 Uhr) und zugleich damit die Erweiterung der werktäglichen Leſezeit bis 9½ Uhr (füher bis 9 Uhr) ſeit dem 2. April 1904. Die Leſehalle iſt damit an 73½ Stunden in der Woche geöffnet (früher 63 Stunden). Die Ausgabe der Bücher findet nach wie vor nur an den Wochentagen von 12—1 und 5—9 Uhr, insgeſamt in 30 Stunden wöchentlich ſtatt. Auf Grund der neuen Leſeordnung vom 26. Mai 1904 kann die Benutzung der Bibliothek auch Perſonen von 14—16 Jahren geſtattet werden. Der Bücherbeſtand, der ſich am 1. April 1904 auf 20 996 Bände belief, wurde durch den Zuwachs während des Rechnungsjahres 1904 um 2677 Bände vermehrt. Davon ſind 1101 Werke in 2573 Bänden aus den zur Verfügung ſtehenden Etatsmitteln beſchafft. 67 Werke in 104 Bänden ſind als Geſchenke überwieſen worden. Unter Berückſichtigung des erfolgten Abgangs von 201 Bänden umfaßte der Bücher⸗ beſtand am 31. März 1905: 23472 Bände. Von dieſen ſind 3502 Bände (1903 — 3174) als Handbibliothek in der Leſehalle aufgeſtellt; daſelbſt liegen ferner 126 Zeitſchriften (1903100) und zahlreiche Broſchüren ans. Die Sonderbibliothek der Zweigſtelle umfaßt 1573 Bände. Vom 4.—9. Juli 1904 blieb die Bibliothek baulicher Arbeiten und der Prüfung des Bücherbeſtandes wegen geſchloſſen. Die Ausleihbibliothel in der Wilmersdorfer Straße war an 301 Tagen (1903 — 288) je 5 Stunden, die Leſehalle an 349 Tagen (1903 — 335) je 10½ Stunden geöffnet. Die Offnungsdauer der Zweigſtelle, Wormſer Straße 6a, betrug an 232 Tagen je 9 Stunden. Die Geſamtzahl der ſeit der Eröffnung der Hauptbibliothek in die Leſerliſte eingetragenen Per⸗ ſonen belief ſich am 31. März 1905 auf 20499 (1903 17 398); in der Zweigſtelle waren bis dahin 1519 Leſer eingeſchrieben. Die Ausleihbibliothek wurde im Berichtsjahre durch 187 645 (1903 — 139716) Entleihungen benutzt, die Erhöhung der Leihziffer gegen das Vor⸗ jahr beträgt ſomit 34 % . Im ganzen ſind ſeit der Eröffnung der Bibliothek am 3. Januar 1898 bis zum 31. März 1905 737 933 Bände verliehen worden. Von den Büchern der Ausleihbibliothek wurden 3318 Bände (1903 — 2925) in der Leſehalle benutzt. Durch die Berliner Paketfahrt⸗Geſellſchaft wurden im Berichtsjahre 361 Bände in 211 Paketen auf vorausgegangenen Antrag an Leſer verſandt (von Oktober 1903 bis März 1904 — 299 Bände in 171 Paketen). Die Leſehallen wurden während des Berichtsjahres von 119656 Perſonen beſucht (1903 112686), im ganzen ſeit dem Beſtehen der Bibliothek von 456 262 Perſonen; gegen 1903 hat ſich die Leſerziffer um 6,19 % erhöht. 5 Fortſetzung S. 126.