IX. Die fädtiſche Armen⸗ und Waiſenpflege. A. Allgemeines. Die Ausgabe der Armenverwaltung für das Jahr 1904 ſchließt mit einem Betrage von 1 145 449 ℳ, d. h. mit einem Mehr von 209 737 gegen das Vorjahr ab, und die auf den Kopf der Bevölkerung entfallende Summe iſt demgemäß von 4,40 auf 5,10 ℳ geſtiegen. Dieſe Erhöhung iſt aber nur eine ſcheinbare und lediglich auf eine veränderte Berechnung zurückzuführen. Die Erhöhung beruht in der Hauptſache auf 2 Ausgabepoſten: Den Koſten der Verpflegung von Armenkranken im ſtädtiſchen Krankenhauſe und den Koſten der Verwaltung des Bürgerhauſes. Die Summe für die Verpflegung von Armenkranken im ſtädtiſchen Krankenhauſe weiſt für 1904, obwohl die Zahl der Verpflegungstage um 8 000 gegen das Vorjahr geſunken iſt, ein Mehr von 49 000 ℳ auf. Die Urſache liegt darin, daß bei der Berechnung die vollen Selbſtkoſten des Krankenhauſes in Anſatz gebracht werden, die ſeit der Eröffnung des neuen Krankenhauſes Weſtend im abgelaufenen Jahre von 2,93 auf 4,27 ℳ für den Verpflegungstag geſtiegen ſind. Legt man die im Jahre 1903 maßgebend geweſene Summe von 2,93 %ℳ für den Verpflegungstag zugrunde, ſo würde ſich für das Jahr 1904 eine Verminderung der Ausgabe der Armenverwaltung um nicht weniger als 71 000 ergeben. Ahnlich liegen die Verhältniſſe bei dem andern Aus⸗ gabepoſten: Verwaltungskoſten des Bürgerhauſes. Das Bürgerhaus hat bis Anfang 1904 in der Hauptſache als Krankenſtation gedient, während die Siechen und Hoſpitaliten nur nebenher darin untergebracht waren. Da eine Trennung der Verwaltungskoſten nicht gut möglich war, wurden bis zum Jahre 1903 nur die Koſten für die Verpflegung der Siechen und Hoſpitaliten dem Etar der Armenverwaltung zugerechnet. Seit der Eröffnung des neuen Krankenhauſes Weſtend iſt das Bürgerhaus ganz in die Verwaltung der Armen⸗ direktion übergegangen, ſodaß für 1904 die geſamten Verwaltungskoſten dem Armenetat zur Laſt fallen. Für 1904 ergibt ſich daraus eine Mehrbelaſtung des Etats um nicht weniger als 89 000 ℳ. Rechnet man die beiden eben genannten Summen von zuſammen 16000% %. von der Geſamtausgabe für 1904 ab, ſo vermindert ſich die auf den Kopf der Einwohner⸗ ſchaft entfallende Ausgabe um 0,71 %: die Ausgabe würde dann noch um ,1 %, auf den Kopf hinter der des Jahres 1903 zurückbleiben, die ihrerſeits wieder gegen das Vorjahr um 0,23 ℳ geſunken war. „ 24 4 228. 2 Auch ſonſt weiſt die Ausgabe des Jahres 190 4 allerdings bei einzelnen Poſitionen nicht unerhebliche Steigerungen auf, die freilich zum Teil durch die Vermehrung der Bevöl⸗ kerung um mehr als 12000 bedingt ſind. So bei den Ausgabepoſten für bare Unterſtützungen, für Arzneien und Milch, für die Unterbringung von Geiſteskranken. Sehr erheblich an⸗ gewachſen gegen das Vorjahr ſind infolge der verſtärkten Fürſorge für Lungenkrante die Ausgaben für die Entſendung Lungenkranker in Heilanſtalten, und ferner die Ausgaben an Pflegegeldern für Kinder, deren Zahl in fortſchreitender Zunahme begriffen iſt. Nur ein Teil dieſer Kinder iſt dauernd der ſtädtiſchen Pflege anheimgefallen. In vielen Fällen handelt es ſich um eine Inpflegenahme wegen Krankheit der Eltern, wegen häuslicher Ber. hältniſſe, die demnächſt zur Fürſorgeerziehung führen, uſw. Zum Teil iſt ſie auch bedingt durch die noch immer nicht völlig gehobene Wohnungsnot. Die Preiſe der kleinen Wohnungen ſind auch jetzt noch außerordentlich hoch: dadurch werden vielfach Exmiſſionen hervorgerufen, die die Eltern nötigen, wenigſtens für eine gewiſſe Zeit die Kinder der Stadt anheim fallen zu laſſen. Die im Jahre 1904 fortgeführte Feſtſtellung der Mietspreiſe der Armenwohnungen für 1904 hat bei 142 gezählten Wohnungen von Stube und Küche einen Durchſchnittsſatz