— 289 — 2. Anſprachen bei der Üübergabe des Krankenhausnenbaues auf Weſtend am 20. Juni 1904. 2) Anſprache des Stadtbaurats Bratreng. Endlich, meine ſehr verehrten Herren, iſt der Tag erſchienen, den ſowohl die aus⸗ führende Bau⸗Deputation wie wohl auch die ganze Bürgerſchaft von Charlottenburg lange herbei⸗ geſehnt hat, der Tag, an dem wir dies neue Krankenhaus dem Betriebe übergeben können. Zwar iſt die ganze Anlage noch lange nicht fertig, aber ſchon ſind etwa 120 Kranke hier aufgenommen und die Zahl der zur Verfügung ſtehenden Betten beträgt ſchon heute 580, ſo daß ein recht erheblicher Betrieb beginnen kann. An einem ſolchen Tage geziemt es wohl, einen kurzen Rückblick zu geben auf die Entwicklung der ganzen Anlage und auf die ganze Baugeſchichte. Im Juni 1895 wurde bei Gelegenheit einer Bewilligung für die Erweiterung des alten Krankenhauſes von der Stadtverordneten-Verſammlung der Bau eines neuen großen Krankenhauſes angeregt. Noch im Jahre 1895 wurde die Platzfrage entſchieden; man wählte das Gelände des früheren Pferdemarktes. Da zunächſt nur 300 Krankenbetten, ſehr bald aber ſchon 600 Krankenbetten eingerichtet werden ſollten, wurde der Bauplatz immer mehr erweitert, bis ſchließlich 1899 für 1000 Krankenbetten das geſamte zur Verfügung ſtehende Gelände des Pferdemarktes und der früheren Kiesgruben beanſprucht werden mußte. Es ſind rund 100 000 qm — 40 Morgen, wovon jetzt etwa 18 500 qm bebaut ſind. Nachdem bis zum Jahre 1898 nur allgemeinere Vorarbeiten für die Projektbear⸗ beitungen gemacht worden waren, wurden im genannten Jahre 1898 zu dieſen Projekt⸗ arbeiten der damalige königliche Baurat (jetzt geheime Baurat) Schmieden und der Ver⸗ waltungsdirektor Mercker vom Berliner Krankenhaus Moabit hinzugezogen. Infolge dieſer Vorberatungen kam im Frühjahr 1900 der Vertrag mit den Architekten Schmieden & Boethke zuſtande, nach welchem dieſe die ganze Projektbearbeitung übernahmen, während die Aus⸗ führung der zu bildenden ſtädtiſchen Baudeputation unter Mitwirkung der genannten Herren übertragen wurde. Dieſe hat ſeitdem 38 Sitzungen abgehalten. Für den Bau ſelbſt wurden drei Bau⸗Perioden vorgeſehen und zwar: 1. Periode: Bau der § Pavillons mit Operations⸗ und Badehaus, 2. Periode: Bau der 6 Iſolier⸗Pavillons, Leichenhaus, Desinfektionsanſtalt, Ver⸗ waltungsgebäude und ſämtliche Wirtſchaftsgebäude, 3. Periode: Der Bau aller für die Vergrößerung von 580 auf 1000 Betten er⸗ forderlichen Baulichkeiten. Dementſprechend wurden im Oktober 1900 von den Herren Schmieden & Boethke die Zeichnungen und Koſtenanſchläge für den erſten Bauteil zu 580 Betten vorgelegt, wobei die Geſamtkoſten auf 5 150 283 ℳ angegeben waren. Nachdem im Herbſt 1900 dieſe Ent⸗ würfe die Zuſtimmung der Gemeindekörperſchaften erhalten hatten und die baupolizeiliche Genehmigung eingeholt war, konnte im April 1901 endlich mit den eigentlichen Bauarbeiten begonnen werden. Die Bauausführung, zu deren ſpezieller Leitung der Baumeiſter Müller eingeſtellt wurde, iſt ſo energiſch betrieben, daß ſchon zu Weihnachten 1901 der ganze erſte Bauteil (8 Pavillons, Operations⸗ und Badehaus) unter Dach gebracht war. Inzwiſchen waren im November 1901 von den Herren Schmieden & Boethke die Spezialzeichnungen und Koſtenanſchläge für den zweiten Bauteil vorgelegt. Dieſe Koſtenanſchläge wieſen aber gegen die ſchon genehmigten Überſchläge einen ſo erheblichen Mehrbedarf nach, daß die Stadt⸗ verordneten⸗Verſammlung nach langen Beratungen im Winter 1901/02 von der geforderten Summe von 5 744 494 ℳ etwa 400 000 ℳ abſtrich und im April 1902 für beide Bauteile zuſammen nur 5 373 037 ℳ bewilligte. 42 4 2 2. Durch dieſe langen Verhandlungen wurde die Herbeiführung der Bauerlaubnis für den zweiten Bauteil um einige Monate verzögert; immerhin wurde mit den Bauarbeiten des zweiten Bauteils ſchon im Juli 1902 begonnen. Es iſt gelungen. den Bau im weſentlichen bis zum 1. April 1904, alſo bis zu dem in Ausſicht genommenen Termin fertig zu ſtellen. Was dann noch fehlte, waren einzelne Beſtandtteite des inneren Ausbaues, teilweiſe auch die Ausſtattung mit Möbeln und allerlei Gebrauchsgegenſtänden, die nun inzwiſchen ſoweit geliefert ſind, daß heute der Übergabe der ganzen Krankenhausanlage an die Betriebsver⸗ waltung nichts mehr entgegenſteht. Über die Koſten möchte ich ganz kurz nur noch folgende Angaben machen: Die bisher für den Ausbau für 580 Betten aufgewendeten Koſten betragen 5 373 000 ℳ. Für den Aueban auf 1000 Betten werden noch folgende Gebäude zu er⸗ richten ſein, nämlich 6 fernere Pavillone, ein Entbindungshaus, ein Haus für zahlende Kranke, ein Delirantenhans, ein medico⸗mechaniſches Inſtitut, ein Schweſternhaus, ein Direktor⸗ wohnhaus. Dieſe Gebäude werden mit den Nebenanlagen noch 1 855 000 ℳ koſten, ſo daß die Geſamt⸗Baukoſten 7 228 000 ℳ betragen werden; hierzu für 1000 Betten Inventar mit 700 000 ℳ, ſo daß die Geſamtkoſten rund 7 900 00% oder 7900 ℳ pro Bett betragen werden.