— 299 — Es erübrigt dann noch, derjenigen Patienten zu gedenken, welche nach einem über⸗ ſtandenen akuten Anfall von Blinddarmentzündung zwecks radikaler Operation das Krankenhaus aufſuchten, um ſo dem Eintreten eines neuen Anfalles zu entgehen. Längſt hat die Erfahrung die alte Anſicht, daß ſolche Rezidive leichter als der erſte Anfall zu verlaufen pflegen, widerlegt. Dazu darf mit gutem Gewiſſen die Operation im anfallsfreien Stadium als ungefährlich bezeichnet werden. Sämtliche 24 Patienten, welche im Berichts⸗ jahre der Radikaloperation unterworfen wurden, ſind gedeilt und damit für immer von ihrem Leiden befreit worden, ebenſo 30 andere Kranke, bei denen gelegentlich der Radikaloperation eines rechtsſeitigen Bruchleidens oder gelegentlich einer gynäkologiſchen Laparotomie der krank erſcheinende Wurmfortſatz zugleich mitentfernt worden iſt. Es mag übrigens an dieſer Stelle auch erwähnt werden, daß das ſo oft gefürchtete Eintreten eines Bauchbruches nach den vorſtehend gedachten Operationen mit Sicherheit verhütet werden kann, wenn man grundſätzlich in allen Fällen eine exakte Bauch⸗ deckennaht ausführt und, wie es in Charlottenburg ſchon ſeit Jahren geſchieht, auch in den⸗ jenigen Fällen, in denen Entzündung und Eiterung den primären Verſchluß der Bauchwunde verbieten, die Heilung ſofort nach erfolgter Vernarbung mit einer ſekundären Banchdeckennaht zum Abſchluß bringt. Zu den übrigen, nicht wegen Blinddarmentzündung, ſondern aus anderem Grunde ausgeführten Laparotomieen gaben beſonders die Erkrankungen und Geſchwulſt⸗ bildungen der weiblichen Geſchlechtsorgane, dann aber auch Erkrankungen der Gallenblaſe, des Magens und des Darmes Anlaß. Bei allgem einer Bauchfellentzündung, welche nicht durch Blinddarmerkran⸗ kungen, ſondern durch andere Urſachen bedingt war, erzielte die Operation in 2 Fällen von tuberkulöſer Bauchfellentzündung und in 1 Fall von eitriger Bauchfellen tzündung nach Durch bruch e ines Magengeſchwürs einen guten Erfolg. Operationen an der Gallenblaſe wurden in 13 Fällen ausgeführt, von denen 9 geheilt zur Entlaſſung kamen. 2 Fälle von inoperablem Gallenblaſen⸗ und Leberkrebs, 1 Fall von eitriger Bauchfellentzündung nach Durchbruch der Gallenblaſe und 1 Fall von Gallenſteinkrankheit endeten tötlich, der letzte infolge einer ſchweren Lungenerkrankung. Bei den Bauchoperationen, welche wegen Erkrankungen der Gebärmutter und ihrer Anhänge erforderlich waren, konnte in 3 Fällen von eitriger und ſeptiſcher Bauchfellentzündung, in 1 Fall von geplatzter Tubenſchwangerſchaft, ferner in 2 Fällen von Gebärmutterzerreißung während der Geburt und in 1 Fall von Gebärmutterkrebs eine Heilung nicht erzielt werden. Die übrigen 40 gynäkologiſchen Laparotomieen, darunter 5 Fälle von geplatzter Tubenſchwangerſchaft, endeten mit Geneſung. Die Operationen bei Erkrankungen der Niere — 6 Fälle — führten zu einem guten Endergebnis. In 39 Fällen wurde die Radikaloperation eines freien, nicht eingeklemmten Bruches ausgeführt und zwar ausnahmslos mit gutem Erfolge. Wegen Netztorſion mußte 3 mal, wegen Brucheinklemmung 18mal, zum Teil bei weit vorgeſchrittener brandiger Zerſtörung des Bruchſackinhaltes operiert werden. 17 mal folgte Geneſung. Hinſichtlich der Operationen an den Gliedmaßen mag hier nur erwähnt werden, daß am Arm und Schultergürtel 275 operative Eingriffe und am Bein 285 Operationen vorgenommen wurden, darunter 22 Amputationen und Exartikulationen, 11 Gelenk⸗ Reſettionen und 17 andere größere Knochenoperationen. Mehrere Fälle von Knochennaht und von Knochenaufmeißelung kamen an den langen Röhrenknochen des Beines zur Ausführung.