die Herren Architekten Reinhardt und Süßenguth in Charlottenburg, denen dann auch die künſtleriſche Leitung des Baues übertragen wurde. Es wurde eine beſondere Rathausbau⸗Deputation eingeſetzt, welche alle künſtleriſchen und Verwaltungsangelegenheiten des Baues zu beraten hatte und welche bis jetzt eifrig ihres Amtes gewaltet hat. Freilich wurde ſo Kche von dem Projekt im Laufe des am 17. Juni 1899 begonnenen Baues geändert, aber vor allem der klare überſichtliche Grundriß iſt unverändert geblieben. Da es nicht möglich war, den Bau in ſeiner ganzen Ausdehnung ſogleich in Angriff zu nehmen, ſo wurde das Haus an der Baufront der Lützowerſtraße, die anſtoßenden Seitenflügel und das Mittelgebäude, enthaltend eine ſtädtiſche Kaſſe und die Sitzungsſäle für Magiſtrat und Stadtverordneten⸗Verſammlung, zuerſt und zwar bis am Jun 1902 hergeſtellt und in Benutzung genommen. Am 19. Juni 1902 wurde ſodann bei Beginn des zweiten an der Berlinerſtraße belegenen Bauteils, an der Stelle, an der ſich jetzt der Turm erhebt, in feierlicher Weiſe der Grundſtein gelegt und in denſelben die hierauf bezüglichen Urkunden, Stadtpläne und Münzen eingefügt. Jetzt nun iſt der Bau vollendet, die Friſt, die zur Fertigſtellung gegeben wurde, iſt nicht überſchritten. Der auf 4 147 000 ℳ feſtgeſetzte Koſten⸗ anſchlag wird es hoffentlich auch nicht, wenigſtens nicht nennenswert. Hochverehrte Feſtverſammlung! Wir, die Beteiligten des großen, 6 Jahre lang währenden Baues freuen uns ſeiner glücklich erfolgten Beendigung. Wir, die Mitglieder der Rathausbau⸗Deputation, übergeben heute mit den Ge⸗ fühlen des Dankes für die ſtädtiſchen Körperſchaften, die wie immer bei uns in Charlottenburg mit freigiebiger Hand das, was erforderlich war, bewilligt haben, wir übergeben heute den neuen, ſtolzen Bau ſeiner praktiſchen Beſtimmung. Wir glauben uns nicht befugt, über die künſtleriſche Bedeutung dieſes monumen⸗ talen Bauwerks ein Urteil zu fällen; das überlaſſen wir Ihnen und der Nach⸗ welt, aber der Hoffnung dürfen wir Ausdruck geben, daß der Bau ſeinen Zweck, der Verwaltung der Stadt nach außen und nach innen zu dienen, ihren Glanz und ihre Herrlichkeit zu vermehren, immerdar erfüllen wird, und wir hoffen, daß die nie raſtende Vergrößerung und Entwickelung unſerer Stadt bald eine Erweiterung des heutigen Baues nötig machen wird. Unſere dazu berufene Architektenfirma Reinhardt « Süßenguth und ihre Beamten und Bauleute, Unternehmer und Arbeiter, alle, die an dem großen Werke ſo viele Jahre tätig geweſen ſind, haben verſucht, ſo viel an jedem ein⸗ zelnen war, ihre Pflicht und Schuldigkeit zu tun; ſie alle hoffen, daß ihnen, , an ſeinem Teile, die Anerkennung nicht verſagt werden wird, die ihnen gebührt. Als oberſter Hochbautechniker der Stadt, der auch berufen war, die Beſchlüſſe der ſtädtiſchen Körperſchaften und die Forderungen der leitenden Architekten Reinhardt und Süßenguth in Wirklichkeit umzuſetzen, bitte ich Sie, hochverehrter Herr Oberbürgermeiſter, aus meinen Händen den Schlüſſel dieſes Hauſes als Symbol der Vollendung desſelben entgegen zu nehmen, den Bau für abgenommen und für vollendet zu erklären und ihn ſeiner, hoffentlich frucht⸗ bringenden Beſtimmung zu überweiſen.“ Damit übergab der Stadtbaurat den vergoldeten Schlüſſel des Rathauſes, der auf violettem Samtliſſen ruhte, dem Oberbürgermeiſter Schuſtehrus, welcher ihn mit folgenden Worten in Empfang nahm: „Als Vertreter der Stadt und ihrer Verwaltung nehme ich, mein ſehr verehrter Herr Stadtbaurat, aus Ihrer Hand den Schlüſſel dieſes ſchön gefügten Baues als Symbol ſeiner Vollendung entgegen, nehme der zum Bau des Rat⸗ hauſes eingeſetzten Deputation den Bau ab und übernehme ihn nunmehr zu Zwecken der ſtädtiſchen Verwaltung. Und während ich dies tue, bin ich erfüllt von dem lebhaften Gefühl des wärmſten Dankes. 5 Des Dankes zunächſt gegen den Allmächtigen Gott, den Herrn über unſere Arbeit, unſer Wirken und Tun, über Leben und Tod, daß er während der langen Bauzeit von 6 Jahren ſeine ſchützende Hand über dieſen Ban und den Bauleuten gehalten hat, ſo daß außer einem Unfall, der uns noch heute ſchmerzlich bewegt, in dem einem braven, tüchtigen jungen Manne das Leben verloren ging, kein anderer Unfall zu beklagen war, obgleich die Arbeit, die ſchweren Eiſen⸗ konſtruktionen und die bis über 300 Zentner ſchweren Steinblöcke in eine bedeutende Höhe zu heben, häufig ſchwierig genug war und die weitgehendſte Vorſicht ſeitens der Bauleitenden wie der Bauarbeiter erforderte. Ihnen, verehrter Herr Stadtbaurat, wird es zur beſonderen Genugtuung gereichen, daß Sie in dem Jahre, in welchem Sie eine ſegensreiche und frucht⸗ bringende 24jährige Tätigkeit als Baurat dieſer Stadt beſchließen, der Ver⸗ waltung ein neues, geräumiges, erweiterungsfähiges Rathaus übergeben können, in dem auf der Grundlage all des Tüchtigen, was gerade in den letzten 3 Jahrzehnten zum großen Teil unter Ihrer Mitwirkung von Charlottenburg geſchaffen worden iſt, weiter gearbeitet werden ſoll, in jenem rüſtigen, weitblickenden Sinne, der