— 12 — abſchleifen, müſſen; Manner, die hier aus⸗ und eingehen, ſollen Rückfichten walten laſſen. ,, vergeſſen, die ich in Ihrer Stadt gewonnen und die ich namentlich von Ihrer ge nee mitgenommen habe. Mir werden ſtets Ihre Fürſorge für die Jugend, ür die ärtig ſei 6 des Rathauſes ſteht heute als Wahrzeichen fuͤr Charlottenburg da, er wird auf ferne Geſchlechter herabſchauen und ihnen Kunde geben, daß ſie der Taten ihrer Väter eingedenk ſein ſollen. Die Stadt Charlottenburg, die allezeit getreue Reſidenzſtadt Charlottenburg lebe hoch, hoch, hoch“ In einer mit Humor und Laune ewürzten, vielfach mit ſtürmiſcher Heiterkeit auf⸗ genommenen Rede wandte ſich Birgeniſer Matting an die Verſammlung: „Nach dem Rundgang durch die Feſt⸗ und Arbeitsräume ſind Sie nun zum Ratskeller gelangt. Es wird Ihnen ſchwer werden, zu entſcheiden, welcher Teil am ſchönſten iſt! Der Ratskeller war der einzige Ranm, über den man ſich während der Vorbereitung des Baues ſtritt. Manche glaubten, der Ratskeller wäre entbehrlich. Allein die kurze Zeit ſeines Beſtehens hat deren Anſicht widerlegt und ihnen unrecht gegeben. Er hat die Aufgabe der Bürgerſchaft ein Zentrum für geſellige Zuſammenkünfte zu geben. Wenn die Bürgerſchaft ſich hier wohl fühlt, wird ſie ſich um ſo leichter für die Aufgaben der Ratsmänner intereſſteren, die hier oben verſammelt ſind“. Weiter gedachte der Redner der Mitwirkung der Preſſe und der Anteilnahme des Polizei⸗Präſidenten Steifenſand an dem Gedeihen der Stadt und ſchloß mit einem Hoch auf die anweſenden Gäſte. Zum Schluß feierte der ſtellvertretende Stadtverordneten⸗Vorſteher Kaufmann noch das Andenken verſtorbener Mitglieder des Magiſtrats, beſonders des Oberbürgermeiſters Fritſche und toaſtete auf das gute Einvernehmen zwiſchen den beiden ſtädtiſchen Behörden. b) Die Enthüllung des Kaiſer Frie drich⸗Denkmals. Die Zweihundertjahrfeier ſelbſt fand 8 Tage ſpäter ſtatt begünſtigt vom herrlichſten Maienwetter. Ihr voran ging die Enthüllung des Kaiſer Friedrich⸗Denkmals. In dem goldenen Sonnenſchein und dem jubilierenden Blau des Himmels erſtrahlte das Feſt⸗ leid, das die Stadt angelegt hatte, in doppeltem Glanz und wer die Feſtſtraße vom „Knie“ aus paſſierte, dem bot ſie am Morgen des 27. Mai ein ſeltenes Bild froheſter und bunteſter Feſtlichkeit. Zu beiden Seiten der Straße ſtanden die prächtigen Reihen der Ahorn⸗ und Lindenbäume in der üppigen Fülle ihres friſchen Blätterſchmucks. Von Baum zu Baum zogen ſich Drähte mit roten Papierballons, die Abends ihren Anteil an der Illumination hatten. Zwiſchen den Bäumen ragten Maſten mit bunten Wimpeln, Pylonen und Obelisken mit vergoldetem Ornament und reichem Blumenſchmuck empor, flatterten Fahnen in verſchiedenen Farben, die aber von dem Blau⸗Gelb, den Charlotten⸗ burger Stadtfarben, ſiegreich beherrſcht wurden, Am „Knie“ war ein Pavillon aus Tannen⸗ gewinden aufgebaut, unter deſſen offener Wölbung ein Springbrunnen plätſcherte, und zwei hohe Obelisken, durch Guirlanden verbunden, die in der Mitte ein großes W aus Blumen trugen, markierten weithin ſichtbar den Eingang zur Feſtſtraße. Nur ſelten gab es einen Durchblick auf eine der alten vornehmen Villen, in deren Vorgärten die koſtbarſten Blumen aufgebaut waren, oder auf ein Mietshaus, deſſen Balkons und Fenſter bis hoch zum Dach hinauf mit Schauluſtigen beſetzt waren. Zu den Seiten der breiten Straße bildeten in langer Reihe Schulen, Vereine und Innungen Spalier. Wie ein rieſiges Beet lebendig gewordener Blumen tauchten die Scharen der kleinen Mädchen aus den Gemeindeſchulen auf, alle in weißen Kleidchen und mit einem Vergißmeinnichtkränzchen auf dem Kopf, oder in ganzen Scharen, von dunkelblauen Bändern umflattert, die an der Schulter befeſtigt waren. Dann kamen die Radfahrervereine, die Räder über und über geſchmückt mit blauen und gelben Blumen. Weiter die Malerinnung, der Vorſtand mit blauen Baretts geſchmückt. Dann die Poſtbeamten, die Eiſenbahner, die Schützen und zahlloſe andere Vereinigungen, alle mit ihren geſtickten Bannern. Beſonders ſtolz machte ſich die Schla terinnung, dem alten Vocrecht gemäß hoch zu Roß, voran ein berittenes Muſikkorps im Koſtüm der Seydlitz⸗Küraſſiere mit dreieckigen Hüten. Vor dem neuen Rathaus, deſſen helle Sandſtein aſſade in der Morgenſonne doppelt impoſant über das Ganze hinleuchtete, war noch die geſchmackvolle Dekoration von Obelisken mit den blühenden Lorbeerbäumen vorhanden, die ſchon 8 Tage vorher bei der Einweihung des Hauſes das Portal geziert hatten. An dem Tor des Stadthauſes aber ſtanden zwei prüchtige Geſtalten, Türhüter in der Tracht der Zeit vor 200 Jahren, mit violetten Samt⸗ röcken, roten Strümpfen und Schnallenſchuhen, einen großen Stab würdevoll gegen den Boden ſtemmend. Beſonderen Schmuck hatte der , erhalten. Dort war nach dem Entwurf des Charlottenburger Stadtbauinſpektors Winterſtein ein mächtiger dekorativer Aufbau errichtet worden, der in der Mitte ein gewaltiges, aus friſchen Blumen hergeſtelltes Wappen der Stadt trug, zu beiden Seiten zwei ſtimmungsvolle Bilder von Alfred Mohr⸗ butter, „Das alte Charlottenburg“ — eine reizende Szene aus der Biedermeierzeit — und „Das neue Charlottenburg“, ein Blick in die Berliner Straße von heute, in der allerlei