— 19 — bekannte Perſönlichkeiten auftauchen. Uber dem Blumenwappen war ein großes Medaillon⸗ porträt der Königin Sophie Charlotte angebracht, der die Stadt ihren Namen verdankt, und Fenedeſch Bilde blickte die vor dem Ganzen aufgeſtellte hohe plaſtiſche Figur des Königs Friedrich I. auf, der die Feder in der Hand hält, um das Dekret zu unterzeichnen, das dem alten Dorfe die Stadtherrlichkeit verleihen ſoll. Auf dem Feſtplatz vor dem noch verhüllten Kaiſer Friedrich⸗Denkmal war bereits um 10 Uhr mit klingendem Spiel das Königin Eliſabeth⸗Garde⸗Grenadier⸗Regiment Nr. 3 unter ſefnem Kommandeur Oberſt von Francois aufgezogen. Erwartungsvoll ſtanden die Ehrenjungfranen zur Seite des Kaiſerzeltes, das, mit purpurfarbenem Stoff ausgeſchlagen, in eine goldene Krone auslief. Die bunte Menge auf den Tribünen und dem Platze harrte in feſtlich gehobener Stimmung. Bald erſchienen mit ihren Fahnen die Vertreter der Charlotten⸗ burger Akademien: der Techniſchen Hochſchule, der Hochſchule für Muſik, der Akademie der bildenden Künſte, und gruppierten ſich im weiten Bogen um das Denkmal. Allmählich ſtellten ſich auch die Ehrengäſte ein. Mit lautem Hurra wurden die kaiſerlichen Prinzen Eitel⸗Friedrich und Adalbert begrüßt. Weiter kam Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen, dann der Reichskanzler Graf Bülow in Huſaren⸗Uniform, ferner von hohen Offizieren Generalfeldmarſchall von Hahnke, der kommandierende General von Keſſel, General Graf Hohenau, Prinz Eduard zu Salm⸗ Horſtmar, Admiral Freiherr von Senden⸗Bibran, Generalſtabsarzt der Armee Dr. Leuthold. Weiter ſah man den ruſſiſchen Bevollmächtigten Tſchebekoff; die Miniſter D. Studt, von Rhein⸗ baben, Schönſtedt, von Einem, von Bethmann⸗Hollweg, von Wedel, Unterſtaatsſelretär des Auswärtigen von Richthofen, Graf Poſadowsky, Staatsminiſter von Thielen, der Präſident des Abgeordnetenhauſes von Kröcher. Auch die Spitzen der kirchlichen Behörden waren erſchienen: ſo die beiden Präſidenten des Oberkirchenrats Wirkl. Geheimrat Voigts und D. Freiherr von der Goltz, Konfiſtorialpräſident Steinhauſen, Oberkonſiſtorialrat Köhler, der Oberpfarrer D. Dr. Riemann. Zu erwähnen ſind außerdem: Reichsbankpräſident Koch, Präſident Kaiſer von der Miniſterial⸗Baukommiſſion, Landesdirektor Freiherr von Manteuffel, in Vertretung des neuen Oberpräſidenten Trott zu Solz Oberpräfidialrat von Winterfeldt, Geh. Medizinalrat Dr. Schmidtmann, der Präſident des Brandenburgiſchen Provinzial⸗Land⸗ tages Graf v. d. Schulenburg⸗Lieberoſe, der badiſche Geſandte Graf v. Berkheim, die Polizei⸗ Präſidenten von Borries⸗Berlin und Steifenſand⸗Charlottenburg, der Präſident der Hofkammer von Stünzer, Geheimrat Helfft, Geheimrat von Leyden, Tiergarteninſpektor Geitner. Zahl⸗ reich waren auch die Vertreter preußiſcher Städte erſchienen, an der Spitze die beiden Bürgermeiſter von Berlin, Kirſchner und Dr. Reicke, der greiſe Stadtverordneten⸗Vorſteher Dr. Langerhans. Das 2. Schleſiſche Küraſſier⸗Regiment Kronprinz Friedrich Wilhelm hatte eine Abordnung geſandt. Kurz vor 11 Uhr verkündeten von fernher laute Hurrarufe die Ankunft des Kaiſers. Alsbald fuhr der Hofwagen vor, die Ehrenkompagnie ſalutierte, Fanfaren ertönten, und der Kaiſer, in der Uniform des Eliſabeth⸗Regiments mit den Generalfeldmarſchalls⸗Abzeichen, begrüßt von dem Oberhaupte Charlottenburgs, Oberbürgermeiſter Schuſtehrus, ſowie von Bürgermeiſter Matting, Stadtverordneten⸗Vorſteher Juſtizrat Roſenberg und deſſen Stell⸗ vertreter Kaufmann, betrat den Feſtplatz. Die Tochter des Stadtrats und Stadtälteſten Töbelmann überreichte einen prächtigen Blumenſtrauß. Dann ſchritt der Kaiſer die Ehren⸗ kompagnie ab. Im Kaiſerzelt wurde der Monarch von verſchiedenen Herren des Militärs begrüßt. Die beiden Prinzen nahten ihrem kaiſerlichen Vater mit Handkuß. Nachdem der Boruſſia⸗Siegesfeſtmarſch von Spontini, geblaſen vom Trompeterkorps des Regiments der Gardes du Corps, verklungen war, nahm Oberbürgermeiſter Schuſtehrus das Wort zu folgender Anſprache an den Kaiſer: „Euere Kaiſerliche und Königliche Majeſtät bitte ich den ehrfurchtvollſten Ausdruck heller Freude und wärmſten Dankes der Stadt Charlottenburg und ihrer Bürgerſchaft allergnädigſt dafür entgegen nehmen zu wollen, daß Euere Majeſtät heute mitten unter die Bürger unſerer Stadt getreten ſind, um dem Feſte, das Charlottenburg begeht, die dochſte Weihe zu geben, dem Feſte der Enthüllung des Denkmals für den hochſeligen Kaiſer Friedrich und der 200⸗Jahrfeier der Stapt. Und daran knüpfen wir den innigſten Dank gegen Gott, daß er ſeine ſchützende Hand über Ihre Majeſtät, die geüebte Kaiſerin und Königin gehalten hat, ſo daß aus jenem Unfall, der zu unſerm Schmerz die Anweſenheit Ihrer Majeſtät am heutigen Tage in Charlottenburg unmöglich gemacht hat, keine ſchweren Folgen zu befürchten ſind. Dank Euerer Majeſtät gnädiger Erlaubnis haben wir dieſes Denkmal auf dieſem Platz errichten dürfen, der wie kaum ein anderer zur Aufnahme eines Denkmals für Kaiſer Friedrich geeignet erſcheint, auf dieſem Platze, der dem An⸗ denken der unvergeßlichen Königin Luiſe geweiht iſt, von der der Enkel ſo viele herrliche Eigenſchaften des Herzens, wie den Zauber der herzengewinnenden per⸗ ſönlichen Erſcheinung ererbt hat, der belegen iſt vor dem mit den Geſchicken Char⸗ lottenburgs enge verbundenen Hohenzollernſchloß, in dem Kaiſer Friedrich während des größten Teils ſeiner 99 tägigen Regierung ſeine Reſidenz gehalten hat, auf in jener bangen Zeit Tag aus Tag ein Tauſende und Abertauſende von treuen deutſchen Bürgern ſtundenlang harrten, um den geliebten König zu begrüßen, um den ſein treues Volk in Schmerz und Kummer ſorgte.