— 14 — Heute nun geht in Erfüllung der Wunſch der Charlottenburger Bürger⸗ ſchaft, auf dieſem Platze ein ehernes Bild des Kaiſers fene Wacnn zu ſehen, das auch den kommenden Geſchlechtern eine immerwährende Mahnung ſein ſoll, emporzuſchauen zu ihm und ſich zu erheben an all dem Großen, Edlen, Hohen, das ſeine Seele durchglühte und das das Band zwiſchen dem Hohenzollernhauſe und dem Volke unzerreißbar befeſtigt hat. 2 Freilich — dauernder als Erz lebt in der Volksſeele fort und fort die Siegfriedsgeſtalt Kaiſer 444 voll ſtrahlender Hoheit und ſieghafter Stärke, voll Edelmut und Menſchenliebe, die hehre Geſtalt des deutſchen Frühlingskaiſers, verklärt durch das Heldentum, mit dem er ſein Tod bringendes Leiden trug. Um 1 % wird die ſehnende Volksſeele einſt eine Sage ſpinnen, wie um Kaiſer arbaroſſa. Denn von allen deutſchen Männern und Helden ſeiner Zeit war er es, der am innigſten und heißeſten für ein großes, unter einem Kaiſer geeintes, von engen Feſſeln freies deutſches Volk empfand. Kaiſer Friedrichs Leben war von Gott in eine Zeit geſtellt, in der alles im deutſchen Volke nach neuer Geſtaltung rang, in der der lange bange Traum der deutſchen Volksſeele nach einem deutſchen Kaiſer im einigen Reich und nach reicherer Entfaltung des Volkslebens in herrliche Erfüllung gehen ſollte. Alle Gedanken voll idealer Begeiſterung, die von Millionen deutſcher Geiſter gedacht wurden, ſie ſtrahlten am hellſten und klarſten in und aus ſeiner reinen hoch⸗ gemuten Seele. In ſeiner Bruſt ſchlug das Herz des dentſchen Volkes. Er wußte, was das Volk erſehnte. Voll Sanftmut, Milde und Herzensgüte, aber unerſchütterlich feſt in ſeinem Gewiſſen, frei von jeder Unwahrhaftigkeit und allem kleinlichen Groll, in tiefſter Seele ſich ſelbſt treu und ſeinen Pflichten, war er geſchaffen, Großes zu leiſten, ſowohl als „glücklicher großer Feldherr“, als welchen ihn ſein Königlicher Vater bei der Ernennung zum Generalfeldmarſchall in rühmenden Worten anerkannte, wie auch in Werken des Friedens. Königgrätz, Weißenburg. Wörth! Welches deutſche Herz ſchlüge nicht höher bei der Nennung dieſer Namen, die unvergänglich mit dem Ruhme Kaiſer Friedrichs verbunden ſind. Als der Krieg 1870 losbrach, bannte er als Führer der III. Armee durch den unwiderſtehlichen Zauber ſeiner Perſönlichkeit den un⸗ heilvollen Geiſt der Zwietracht unter den deutſchen Stämmen, und riß die Männer aus Nord⸗ und Süddeutſchland in Sturm und Begeiſterung mit ſich fort zur todesmutigen Verteidigung des gemeinſamen Vaterlandes. Gleich nach der Schlacht bei Wörth ergreift er den Gedanken des deutſchen Kaiſertums und iſt ſeitdem der tatkräftigſte Vorkämpfer für die Einigung des deutſchen Vater⸗ landes und die Schaffung des deutſchen Kaiſertums. Nach Beendigung des Krieges aber, aus dem er mit dem Lorbeer un⸗ vergänglichen Kriegsruhmes zurückkehrte, widmet er ſich den Werken des Friedens. Mit glücklichſtem Erfolge iſt er — beſonders in Süddeutſchland — tätig für die Erſtarkung des wiedererſtandenen Reiches. Er wendet ſich mit Eifer zur Pflege der Künſte und Wiſſenſchaften. Alles, was Volkserziehung und Volkshebung be⸗ trifft, erfährt ſeine lebhafteſte Teilnahme und Förderung. Erfüllt von echter, rechter Gottesfurcht tritt er 1883 bei Eröffnung der Lutherhalle in Wittenberg kraftwoll ein für Gewiſſensfreiheit und Duldung. In ſeinem glücklichen, innigen Familienleben gibt er dem deutſchen Volke das erhebende Beiſpiel des beſten und glücklichſten Vaters und Gatten. So lebt und wirkt er, der erſte Kronprinz des Deutſchen Reiches, als Muſterbild des dentſchen Volkes, auch als ihn ſein Leiden befällt. Und am 11. März 1888 kehrt er — ein todwunder Mann — aus dem Süden zur Heimat zurück und hier in Charlottenburg ein, um in Hohenzollern⸗ treue ſeine kaiſerlichen Pflichten zu erfüllen. Am 12. März ergehen ſeine beiden Erlaſſe „An mein Volk“ und „An den Reichskanzler“, die das deutſche Volk als ein teures Vermächtnis bewahrt. Am 29. Mai hält er, der Kriegsheld, hier die letzte und in ſeiner Regierungszeit als Kaiſer einzige Truppenſchau über die von Euerer Majeſtät geführte Brigade. Hier trägt er in antiker Heldengröße und in chriſtlicher Ergebenheit ſein Geſchick, deſſen furchtbare Tragik uns erſchüttert, wie ſein ergebungsvolles, heldenhaftes Wort: 2 Lerne leiden ohne zu klagen — — — umng Herzen zittern noch heute voll Schmerz und Weh, wenn ſie alles deſſen gedenken. Aber je größer der Schmerz um ihn, deſto ſtärker die Treue zu ihm! Der Treue zu ihm und zu dem, was in ihm lebte, ſoll dieſes Denkmal gewidmet ſein. Bei dieſem Denkmal erneuert die Charlottenburger Bürgerſchaft heute das Gelübde unerſchütterlicher Treue zu Eurer Majeſtät und dem erlauchten Hohenzollernhauſe, das ſie durch zwei Jahrhunderte in Treue gehalten hat. Durch zwei Jahrhunderte! Lützenburg, von der erſten Königin Sophie Charlotte, der geiſtvollen Großmutter des großen Königs, geſchaffen, wurde vor 200 Jahren durch Friedrich 1.